Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Pflicht-mäßige Aufmercksamkeit.
Solch eine Art von Lust darin entdeckt,
Die wahrlich alle Lust der Welt,
Die man sich iemahls vorgestellt,
Bey weitem übertrifft. Jch hab' es dann und wann
(Weil wir ja leider uns nicht immer gleich,

Und man auch dieses sich nicht selber geben kann)
Jch sage dann und wann, verspürt,
Da mich ein solcher Strahl von Lust gerührt,
Daß ich mit einem Königreich
Sie wahrlich nicht vertauschet hätte.

Ach grosser GOTT! weil alles Dein,
So gönne mir, und vielen neben mir,
Daß wir, üm Dir mit unsrer Lust zu dienen,
Für Dein Geschöpf empfindlich seyn!
Ach gieb, daß mich nebst ihnen
Dein herrlich Werck mag öffters rühren.
Laß solchen Ausbruch süsser Lust,
Jn unsrer durch die Welt gerührten Brust,
Zu Deinem Ruhm, uns offt verspüren!


Flos

Pflicht-maͤßige Aufmerckſamkeit.
Solch eine Art von Luſt darin entdeckt,
Die wahrlich alle Luſt der Welt,
Die man ſich iemahls vorgeſtellt,
Bey weitem uͤbertrifft. Jch hab’ es dann und wann
(Weil wir ja leider uns nicht immer gleich,

Und man auch dieſes ſich nicht ſelber geben kann)
Jch ſage dann und wann, verſpuͤrt,
Da mich ein ſolcher Strahl von Luſt geruͤhrt,
Daß ich mit einem Koͤnigreich
Sie wahrlich nicht vertauſchet haͤtte.

Ach groſſer GOTT! weil alles Dein,
So goͤnne mir, und vielen neben mir,
Daß wir, uͤm Dir mit unſrer Luſt zu dienen,
Fuͤr Dein Geſchoͤpf empfindlich ſeyn!
Ach gieb, daß mich nebſt ihnen
Dein herrlich Werck mag oͤffters ruͤhren.
Laß ſolchen Ausbruch ſuͤſſer Luſt,
Jn unſrer durch die Welt geruͤhrten Bruſt,
Zu Deinem Ruhm, uns offt verſpuͤren!


Flos
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0205" n="173"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Pflicht-ma&#x0364;ßige Aufmerck&#x017F;amkeit.</hi> </fw><lb/>
              <l>Solch eine Art von Lu&#x017F;t darin entdeckt,</l><lb/>
              <l>Die wahrlich alle Lu&#x017F;t der Welt,</l><lb/>
              <l>Die man &#x017F;ich iemahls vorge&#x017F;tellt,</l><lb/>
              <l>Bey weitem u&#x0364;bertrifft. Jch hab&#x2019; es dann und wann<lb/>
(Weil wir ja leider uns nicht immer gleich,</l><lb/>
              <l>Und man auch die&#x017F;es &#x017F;ich nicht &#x017F;elber geben kann)</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;age dann und wann, ver&#x017F;pu&#x0364;rt,</l><lb/>
              <l>Da mich ein &#x017F;olcher Strahl von Lu&#x017F;t geru&#x0364;hrt,</l><lb/>
              <l>Daß ich mit einem Ko&#x0364;nigreich</l><lb/>
              <l>Sie wahrlich nicht vertau&#x017F;chet ha&#x0364;tte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ach gro&#x017F;&#x017F;er GOTT! weil alles Dein,</l><lb/>
              <l>So go&#x0364;nne mir, und vielen neben mir,</l><lb/>
              <l>Daß wir, u&#x0364;m Dir mit un&#x017F;rer Lu&#x017F;t zu dienen,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r Dein Ge&#x017F;cho&#x0364;pf empfindlich &#x017F;eyn!</l><lb/>
              <l>Ach gieb, daß mich neb&#x017F;t ihnen</l><lb/>
              <l>Dein herrlich Werck mag o&#x0364;ffters ru&#x0364;hren.</l><lb/>
              <l>Laß &#x017F;olchen Ausbruch &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Lu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Jn un&#x017F;rer durch die Welt geru&#x0364;hrten Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Zu Deinem Ruhm, uns offt ver&#x017F;pu&#x0364;ren!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Flos</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0205] Pflicht-maͤßige Aufmerckſamkeit. Solch eine Art von Luſt darin entdeckt, Die wahrlich alle Luſt der Welt, Die man ſich iemahls vorgeſtellt, Bey weitem uͤbertrifft. Jch hab’ es dann und wann (Weil wir ja leider uns nicht immer gleich, Und man auch dieſes ſich nicht ſelber geben kann) Jch ſage dann und wann, verſpuͤrt, Da mich ein ſolcher Strahl von Luſt geruͤhrt, Daß ich mit einem Koͤnigreich Sie wahrlich nicht vertauſchet haͤtte. Ach groſſer GOTT! weil alles Dein, So goͤnne mir, und vielen neben mir, Daß wir, uͤm Dir mit unſrer Luſt zu dienen, Fuͤr Dein Geſchoͤpf empfindlich ſeyn! Ach gieb, daß mich nebſt ihnen Dein herrlich Werck mag oͤffters ruͤhren. Laß ſolchen Ausbruch ſuͤſſer Luſt, Jn unſrer durch die Welt geruͤhrten Bruſt, Zu Deinem Ruhm, uns offt verſpuͤren! Flos

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/205
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/205>, abgerufen am 21.11.2024.