Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das Erdbeeren-Land. Man sah', wohin sich auch die Augen drehten, Fast nichts, als ungemessne Beeten Von Erbsen, Bohnen, Kohl, die wir in Gärten sehen. Recht nach der Linie gepflantzete Alleen Formirten, in kaum abzusehnder Länge, Viel Lust-und Schatten-reiche Gänge, Als so viel ausgehaune Wälder. Zumahl ergetzeten die, in so grosser Menge, Und, recht auf Garten Art, nett angelegten Felder Der Erdbeern, Aug' und Hertz. So weit die Augen Den schnellen Blick zu führen taugen, Sieht man zuweilen nichts, als nur das schöne Grün Vom Kraut der Erdbeern, sonder Grentzen, Auf sich sanft ründenden erhabnen Beeten gläntzen: Worunter ich, zumahl Von denen, die mir in der Nähe Die Frucht so roth, als wie Rubin, Absonderlich im Sonnen-Strahl, Für Lust erstaunet, funckeln sehe. Doch, ach! rieff ich an vielen Orten, Mit noch von neuer Lust offt unterbrochnen Worten, Bei eifrig eingezogner Lufft: Mein GOTT! von welchem süssen Dufft Aus Ambra, Jelsomin, Mosch, Balsam und Zibeth Verwunderlich gemischt, der uns ans Hertze geht, Sind hier die Lüffte voll! ein parfumirter Schwall Wird, für der Menschen Nasen, Aus Bluhmen, Frücht- und Kräutern überall Hier ausgedünstet, ausgeblasen. Kaum M 3
Das Erdbeeren-Land. Man ſah’, wohin ſich auch die Augen drehten, Faſt nichts, als ungemeſſne Beeten Von Erbſen, Bohnen, Kohl, die wir in Gaͤrten ſehen. Recht nach der Linie gepflantzete Alleen Formirten, in kaum abzuſehnder Laͤnge, Viel Luſt-und Schatten-reiche Gaͤnge, Als ſo viel ausgehaune Waͤlder. Zumahl ergetzeten die, in ſo groſſer Menge, Und, recht auf Garten Art, nett angelegten Felder Der Erdbeern, Aug’ und Hertz. So weit die Augen Den ſchnellen Blick zu fuͤhren taugen, Sieht man zuweilen nichts, als nur das ſchoͤne Gruͤn Vom Kraut der Erdbeern, ſonder Grentzen, Auf ſich ſanft ruͤndenden erhabnen Beeten glaͤntzen: Worunter ich, zumahl Von denen, die mir in der Naͤhe Die Frucht ſo roth, als wie Rubin, Abſonderlich im Sonnen-Strahl, Fuͤr Luſt erſtaunet, funckeln ſehe. Doch, ach! rieff ich an vielen Orten, Mit noch von neuer Luſt offt unterbrochnen Worten, Bei eifrig eingezogner Lufft: Mein GOTT! von welchem ſuͤſſen Dufft Aus Ambra, Jelſomin, Moſch, Balſam und Zibeth Verwunderlich gemiſcht, der uns ans Hertze geht, Sind hier die Luͤffte voll! ein parfumirter Schwall Wird, fuͤr der Menſchen Naſen, Aus Bluhmen, Fruͤcht- und Kraͤutern uͤberall Hier ausgeduͤnſtet, ausgeblaſen. Kaum M 3
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Das Erdbeeren-Land.
Man ſah’, wohin ſich auch die Augen drehten,
Faſt nichts, als ungemeſſne Beeten
Von Erbſen, Bohnen, Kohl, die wir in Gaͤrten ſehen.
Recht nach der Linie gepflantzete Alleen
Formirten, in kaum abzuſehnder Laͤnge,
Viel Luſt-und Schatten-reiche Gaͤnge,
Als ſo viel ausgehaune Waͤlder.
Zumahl ergetzeten die, in ſo groſſer Menge,
Und, recht auf Garten Art, nett angelegten Felder
Der Erdbeern, Aug’ und Hertz. So weit die Augen
Den ſchnellen Blick zu fuͤhren taugen,
Sieht man zuweilen nichts, als nur das ſchoͤne Gruͤn
Vom Kraut der Erdbeern, ſonder Grentzen,
Auf ſich ſanft ruͤndenden erhabnen Beeten glaͤntzen:
Worunter ich, zumahl
Von denen, die mir in der Naͤhe
Die Frucht ſo roth, als wie Rubin,
Abſonderlich im Sonnen-Strahl,
Fuͤr Luſt erſtaunet, funckeln ſehe.
Doch, ach! rieff ich an vielen Orten,
Mit noch von neuer Luſt offt unterbrochnen Worten,
Bei eifrig eingezogner Lufft:
Mein GOTT! von welchem ſuͤſſen Dufft
Aus Ambra, Jelſomin, Moſch, Balſam und Zibeth
Verwunderlich gemiſcht, der uns ans Hertze geht,
Sind hier die Luͤffte voll! ein parfumirter Schwall
Wird, fuͤr der Menſchen Naſen,
Aus Bluhmen, Fruͤcht- und Kraͤutern uͤberall
Hier ausgeduͤnſtet, ausgeblaſen.
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