Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das Erdbeeren-Land. Unglaublich reich an Kräutern, Bluhmen, Büschen, Jst hier der fette Strand; da nicht die Meng' allein, Die Arten selbst fast nicht zu zehlen seyn, Die sich im grünen bald, und bald im bunten mischen: Fünf-Adern, Butter-Blat, Klee, Lottig-Kraut, Dolldillen, Schilff, Müntze, Kälber-Kropff, Geersch, Haasen, Pöppeln, Gras, und zwar so mancher Art. Ach! seht in welchem Glantz, in welcher Zier, Die schönen Wasser-Liljen hier Nicht nur wie Gold und Silber blühen; So gar in silbernem und güldnem Feuer glühen. Es scheint, ob prangt hier Kraut und Bluhmen in die Wette, Als ob ein iedes mehr und mehr, Zu seines Schöpfers Preis und Ehr, Zu prangen, ein Verlangen hätte. So offt nun durch die Lufft das Urbild sanft sich reget; Wird die Copie zugleich sanft auf der Fluth beweget. Hier, wo sich dunckel-grüne Schatten Von Büsch-und Bäumen, auf der Fluth, Die an derselben Wurtzeln ruht, Mit ihrer hellen Klarheit gatten, Kommt dieser grüne Glantz, in seiner duncklen Zier, Den Augen fast nicht anders für, Als ob man wircklich in der Nähe Jn ein Smaragden-Bergwerck sähe. Jn dieser dunckel-grünen Tieffe Scheint offtermahls ein Ort vergüldet; Ja wenn das Abend-Roth in dem Crystall sich bildet, Er-
Das Erdbeeren-Land. Unglaublich reich an Kraͤutern, Bluhmen, Buͤſchen, Jſt hier der fette Strand; da nicht die Meng’ allein, Die Arten ſelbſt faſt nicht zu zehlen ſeyn, Die ſich im gruͤnen bald, und bald im bunten miſchen: Fuͤnf-Adern, Butter-Blat, Klee, Lottig-Kraut, Dolldillen, Schilff, Muͤntze, Kaͤlber-Kropff, Geerſch, Haaſen, Poͤppeln, Gras, und zwar ſo mancher Art. Ach! ſeht in welchem Glantz, in welcher Zier, Die ſchoͤnen Waſſer-Liljen hier Nicht nur wie Gold und Silber bluͤhen; So gar in ſilbernem und guͤldnem Feuer gluͤhen. Es ſcheint, ob prangt hier Kraut und Bluhmen in die Wette, Als ob ein iedes mehr und mehr, Zu ſeines Schoͤpfers Preis und Ehr, Zu prangen, ein Verlangen haͤtte. So offt nun durch die Lufft das Urbild ſanft ſich reget; Wird die Copie zugleich ſanft auf der Fluth beweget. Hier, wo ſich dunckel-gruͤne Schatten Von Buͤſch-und Baͤumen, auf der Fluth, Die an derſelben Wurtzeln ruht, Mit ihrer hellen Klarheit gatten, Kommt dieſer gruͤne Glantz, in ſeiner duncklen Zier, Den Augen faſt nicht anders fuͤr, Als ob man wircklich in der Naͤhe Jn ein Smaragden-Bergwerck ſaͤhe. Jn dieſer dunckel-gruͤnen Tieffe Scheint offtermahls ein Ort verguͤldet; Ja wenn das Abend-Roth in dem Cryſtall ſich bildet, Er-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0216" n="184"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Erdbeeren-Land.</hi> </fw><lb/> <lg n="11"> <l>Unglaublich reich an Kraͤutern, Bluhmen, Buͤſchen,</l><lb/> <l>Jſt hier der fette Strand; da nicht die Meng’ allein,</l><lb/> <l>Die Arten ſelbſt faſt nicht zu zehlen ſeyn,</l><lb/> <l>Die ſich im gruͤnen bald, und bald im bunten miſchen:</l><lb/> <l>Fuͤnf-Adern, Butter-Blat, Klee, Lottig-Kraut, Dolldillen,</l><lb/> <l>Schilff, Muͤntze, Kaͤlber-Kropff,</l><lb/> <l>Geerſch, Haaſen, Poͤppeln, Gras, und zwar ſo mancher Art.</l><lb/> <l>Ach! ſeht in welchem Glantz, in welcher Zier,</l><lb/> <l>Die ſchoͤnen Waſſer-Liljen hier</l><lb/> <l>Nicht nur wie Gold und Silber bluͤhen;</l><lb/> <l>So gar in ſilbernem und guͤldnem Feuer gluͤhen.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Es ſcheint, ob prangt hier Kraut und Bluhmen in die<lb/><hi rendition="#et">Wette,</hi></l><lb/> <l>Als ob ein iedes mehr und mehr,</l><lb/> <l>Zu ſeines Schoͤpfers Preis und Ehr,</l><lb/> <l>Zu prangen, ein Verlangen haͤtte.</l><lb/> <l>So offt nun durch die Lufft das Urbild ſanft ſich reget;</l><lb/> <l>Wird die Copie zugleich ſanft auf der Fluth beweget.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Hier, wo ſich dunckel-gruͤne Schatten</l><lb/> <l>Von Buͤſch-und Baͤumen, auf der Fluth,</l><lb/> <l>Die an derſelben Wurtzeln ruht,</l><lb/> <l>Mit ihrer hellen Klarheit gatten,</l><lb/> <l>Kommt dieſer gruͤne Glantz, in ſeiner duncklen Zier,</l><lb/> <l>Den Augen faſt nicht anders fuͤr,</l><lb/> <l>Als ob man wircklich in der Naͤhe</l><lb/> <l>Jn ein Smaragden-Bergwerck ſaͤhe.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Jn dieſer dunckel-gruͤnen Tieffe</l><lb/> <l>Scheint offtermahls ein Ort verguͤldet;</l><lb/> <l>Ja wenn das Abend-Roth in dem Cryſtall ſich bildet,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0216]
Das Erdbeeren-Land.
Unglaublich reich an Kraͤutern, Bluhmen, Buͤſchen,
Jſt hier der fette Strand; da nicht die Meng’ allein,
Die Arten ſelbſt faſt nicht zu zehlen ſeyn,
Die ſich im gruͤnen bald, und bald im bunten miſchen:
Fuͤnf-Adern, Butter-Blat, Klee, Lottig-Kraut, Dolldillen,
Schilff, Muͤntze, Kaͤlber-Kropff,
Geerſch, Haaſen, Poͤppeln, Gras, und zwar ſo mancher Art.
Ach! ſeht in welchem Glantz, in welcher Zier,
Die ſchoͤnen Waſſer-Liljen hier
Nicht nur wie Gold und Silber bluͤhen;
So gar in ſilbernem und guͤldnem Feuer gluͤhen.
Es ſcheint, ob prangt hier Kraut und Bluhmen in die
Wette,
Als ob ein iedes mehr und mehr,
Zu ſeines Schoͤpfers Preis und Ehr,
Zu prangen, ein Verlangen haͤtte.
So offt nun durch die Lufft das Urbild ſanft ſich reget;
Wird die Copie zugleich ſanft auf der Fluth beweget.
Hier, wo ſich dunckel-gruͤne Schatten
Von Buͤſch-und Baͤumen, auf der Fluth,
Die an derſelben Wurtzeln ruht,
Mit ihrer hellen Klarheit gatten,
Kommt dieſer gruͤne Glantz, in ſeiner duncklen Zier,
Den Augen faſt nicht anders fuͤr,
Als ob man wircklich in der Naͤhe
Jn ein Smaragden-Bergwerck ſaͤhe.
Jn dieſer dunckel-gruͤnen Tieffe
Scheint offtermahls ein Ort verguͤldet;
Ja wenn das Abend-Roth in dem Cryſtall ſich bildet,
Er-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |