Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Betrachtung Grün, roth, gelb, hell-und dunckel-blau,Bald Gold mit grün, bald Gold mit roth, gemenget; Bald ist der Flügel künstlichs Paar Wie ein Crystall so weiß, so klar; Bald sind auch die gefärbt und bunt gesprenget. Bald scheinet sich in ihrer Flügel Glantz Der bunten Jris halber Crantz Jn schön gemischten Schmuck zu bilden. Bey diesem ist der Leib, bey dem die Flügel, gülden. Durchsichtig sind sie bald, bald wiederscheinend bunt; Bald haben rothe blau-, bald grüne rothe Köpfe; Bald sind die Köpfchen platt, bald sind sie lang, bald rund: Es zieren selbige bald kleine schwartze Zöpfe, Bald Hörnerchen, die eingekerbt und bunt. Wie lieblich sieht es aus, wann schlancke Grase-Metzen, Die blauer noch, als ein Türckis, gemahlet, Auf Blättern, die Smaragd an grünem Glantze gleich, Auf Blättern, welche hier beschattet, dort bestrahlet, Bald sanfte schweben, bald sich setzen! Kein schöner Schmeltz ist in der Welt, Als den der blaue Glantz, vom schwartzen noch erhoben, An diesem Thierchen uns vor Augen stellt. Hier glühen, auf dem holden Grünen, Die Sonnen-Kinderchen, wie lebende Rubinen. Dort blitzt, auf weisser Bluhmen Zier, Ein gleichfalls lebender Sapphir, Ein Würmchen, dessen Blau fast wie der Himmel scheinet. Wie manche Art von Wespen und von Bienen Erblicket man in dem beblühmten Grünen! Die
Betrachtung Gruͤn, roth, gelb, hell-und dunckel-blau,Bald Gold mit gruͤn, bald Gold mit roth, gemenget; Bald iſt der Fluͤgel kuͤnſtlichs Paar Wie ein Cryſtall ſo weiß, ſo klar; Bald ſind auch die gefaͤrbt und bunt geſprenget. Bald ſcheinet ſich in ihrer Fluͤgel Glantz Der bunten Jris halber Crantz Jn ſchoͤn gemiſchten Schmuck zu bilden. Bey dieſem iſt der Leib, bey dem die Fluͤgel, guͤlden. Durchſichtig ſind ſie bald, bald wiederſcheinend bunt; Bald haben rothe blau-, bald gruͤne rothe Koͤpfe; Bald ſind die Koͤpfchen platt, bald ſind ſie lang, bald rund: Es zieren ſelbige bald kleine ſchwartze Zoͤpfe, Bald Hoͤrnerchen, die eingekerbt und bunt. Wie lieblich ſieht es aus, wann ſchlancke Graſe-Metzen, Die blauer noch, als ein Tuͤrckis, gemahlet, Auf Blaͤttern, die Smaragd an gruͤnem Glantze gleich, Auf Blaͤttern, welche hier beſchattet, dort beſtrahlet, Bald ſanfte ſchweben, bald ſich ſetzen! Kein ſchoͤner Schmeltz iſt in der Welt, Als den der blaue Glantz, vom ſchwartzen noch erhoben, An dieſem Thierchen uns vor Augen ſtellt. Hier gluͤhen, auf dem holden Gruͤnen, Die Sonnen-Kinderchen, wie lebende Rubinen. Dort blitzt, auf weiſſer Bluhmen Zier, Ein gleichfalls lebender Sapphir, Ein Wuͤrmchen, deſſen Blau faſt wie der Himmel ſcheinet. Wie manche Art von Wespen und von Bienen Erblicket man in dem bebluͤhmten Gruͤnen! Die
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Betrachtung
Gruͤn, roth, gelb, hell-und dunckel-blau,
Bald Gold mit gruͤn, bald Gold mit roth, gemenget;
Bald iſt der Fluͤgel kuͤnſtlichs Paar
Wie ein Cryſtall ſo weiß, ſo klar;
Bald ſind auch die gefaͤrbt und bunt geſprenget.
Bald ſcheinet ſich in ihrer Fluͤgel Glantz
Der bunten Jris halber Crantz
Jn ſchoͤn gemiſchten Schmuck zu bilden.
Bey dieſem iſt der Leib, bey dem die Fluͤgel, guͤlden.
Durchſichtig ſind ſie bald, bald wiederſcheinend bunt;
Bald haben rothe blau-, bald gruͤne rothe Koͤpfe;
Bald ſind die Koͤpfchen platt, bald ſind ſie lang, bald rund:
Es zieren ſelbige bald kleine ſchwartze Zoͤpfe,
Bald Hoͤrnerchen, die eingekerbt und bunt.
Wie lieblich ſieht es aus, wann ſchlancke Graſe-Metzen,
Die blauer noch, als ein Tuͤrckis, gemahlet,
Auf Blaͤttern, die Smaragd an gruͤnem Glantze gleich,
Auf Blaͤttern, welche hier beſchattet, dort beſtrahlet,
Bald ſanfte ſchweben, bald ſich ſetzen!
Kein ſchoͤner Schmeltz iſt in der Welt,
Als den der blaue Glantz, vom ſchwartzen noch erhoben,
An dieſem Thierchen uns vor Augen ſtellt.
Hier gluͤhen, auf dem holden Gruͤnen,
Die Sonnen-Kinderchen, wie lebende Rubinen.
Dort blitzt, auf weiſſer Bluhmen Zier,
Ein gleichfalls lebender Sapphir,
Ein Wuͤrmchen, deſſen Blau faſt wie der Himmel ſcheinet.
Wie manche Art von Wespen und von Bienen
Erblicket man in dem bebluͤhmten Gruͤnen!
Die
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