Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.des Blanckenburgischen Marmors. Wodurch die Wollen-reichen HeerdenGeträncket und genehret werden; Das Wesen, (Dem dafür von allen Hirten Ehre, Als einem solchen HErrn und Hirten, stets gebührt, Der aller Welt und Sonnen Heere, Als eine Heerde Schaaffe, führt) Jn mancherley Beschreibungen besang, Daß Berg und Thal davon erklang. Um ihm ein schön Gedicht, auf ein geschmiedet Eisen, So er den Vormittag verfertiget, zu weisen. Jhr bester Zeit-Vertreib war eben dieß: Daß einer seines Geistes Früchte, Die in der Einsamkeit erfundene Gedichte, Zu beider Nutz, zu beider Lust, Da keiner was vom Neid und bittrer Scheel-Sucht wust, (Ein Stand, bey Dichtern rar) dem andern sehen ließ. Er traff ihn aber nicht, wol aber Damon, an, Der ihm berichtete: Beraldo wär', in früher Morgen-Stunde, Schon aus dem Schatten-reichen Grunde, Auf jenes Berges steile Höh', Des Wipfel man, Für Wolcken, nicht von unten sehen kann, Nachdem er seine Heerd' ihm anvertraut, gestiegen. Silvander bat hierauf, so bald er dieß gehört, Daß Damon seine Schaaff', absonderlich die Ziegen, Auch mit beachten mögt', und eilte, voll Verlangen, Beraldo wieder zu ümfangen, Jhm nach, und gleich den Berg hinan: Nach-
des Blanckenburgiſchen Marmors. Wodurch die Wollen-reichen HeerdenGetraͤncket und genehret werden; Das Weſen, (Dem dafuͤr von allen Hirten Ehre, Als einem ſolchen HErrn und Hirten, ſtets gebuͤhrt, Der aller Welt und Sonnen Heere, Als eine Heerde Schaaffe, fuͤhrt) Jn mancherley Beſchreibungen beſang, Daß Berg und Thal davon erklang. Um ihm ein ſchoͤn Gedicht, auf ein geſchmiedet Eiſen, So er den Vormittag verfertiget, zu weiſen. Jhr beſter Zeit-Vertreib war eben dieß: Daß einer ſeines Geiſtes Fruͤchte, Die in der Einſamkeit erfundene Gedichte, Zu beider Nutz, zu beider Luſt, Da keiner was vom Neid und bittrer Scheel-Sucht wuſt, (Ein Stand, bey Dichtern rar) dem andern ſehen ließ. Er traff ihn aber nicht, wol aber Damon, an, Der ihm berichtete: Beraldo waͤr’, in fruͤher Morgen-Stunde, Schon aus dem Schatten-reichen Grunde, Auf jenes Berges ſteile Hoͤh’, Des Wipfel man, Fuͤr Wolcken, nicht von unten ſehen kann, Nachdem er ſeine Heerd’ ihm anvertraut, geſtiegen. Silvander bat hierauf, ſo bald er dieß gehoͤrt, Daß Damon ſeine Schaaff’, abſonderlich die Ziegen, Auch mit beachten moͤgt’, und eilte, voll Verlangen, Beraldo wieder zu uͤmfangen, Jhm nach, und gleich den Berg hinan: Nach-
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des Blanckenburgiſchen Marmors.
Wodurch die Wollen-reichen Heerden
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Das Weſen, (Dem dafuͤr von allen Hirten Ehre,
Als einem ſolchen HErrn und Hirten, ſtets gebuͤhrt,
Der aller Welt und Sonnen Heere,
Als eine Heerde Schaaffe, fuͤhrt)
Jn mancherley Beſchreibungen beſang,
Daß Berg und Thal davon erklang.
Um ihm ein ſchoͤn Gedicht, auf ein geſchmiedet Eiſen,
So er den Vormittag verfertiget, zu weiſen.
Jhr beſter Zeit-Vertreib war eben dieß:
Daß einer ſeines Geiſtes Fruͤchte,
Die in der Einſamkeit erfundene Gedichte,
Zu beider Nutz, zu beider Luſt,
Da keiner was vom Neid und bittrer Scheel-Sucht wuſt,
(Ein Stand, bey Dichtern rar) dem andern ſehen ließ.
Er traff ihn aber nicht, wol aber Damon, an,
Der ihm berichtete:
Beraldo waͤr’, in fruͤher Morgen-Stunde,
Schon aus dem Schatten-reichen Grunde,
Auf jenes Berges ſteile Hoͤh’,
Des Wipfel man,
Fuͤr Wolcken, nicht von unten ſehen kann,
Nachdem er ſeine Heerd’ ihm anvertraut, geſtiegen.
Silvander bat hierauf, ſo bald er dieß gehoͤrt,
Daß Damon ſeine Schaaff’, abſonderlich die Ziegen,
Auch mit beachten moͤgt’, und eilte, voll Verlangen,
Beraldo wieder zu uͤmfangen,
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