Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Es zeigt uns die Natur von allen Wundern schier Nichts, das so Wunder-reich, Als dieß verworffne Thier. Jst dieser Künstlerin wol ie ein Künstler gleich? Der Fäden, die so dünn und zart, Und doch so zäh' und starck, auf so geschickte Art, Ohn' Hand und Finger, spinnen kann? Wer gab sich ie zu ihrem Meister an? Wer zeiget ihr der Symmetrie Gesetze, Nach welchen sie ihr nütz- und zierlich Netze Zu ihrer Wohn- und Nahrung webt? Wie wunderbar ist, daß ein solcher Faden So starck, daß er sich lässt mit ihrer Last beladen! Wie wunderbar, daß er an alles klebt, Was er nur einst berührt, und zwar so fest, Daß er sich gleich zur Brücke brauchen lässt, Worüber alsobald von einer Seit' zur andern Die Spinnerin vermag zu wandern! Wer lehrte sie, wann sie die Wand An des Gewebes langen Stützen, Die bloß durch ihre Kunst in solcher Ordnung sitzen, Jn einer netten Ründung spannt; Daß,
Es zeigt uns die Natur von allen Wundern ſchier Nichts, das ſo Wunder-reich, Als dieß verworffne Thier. Jſt dieſer Kuͤnſtlerin wol ie ein Kuͤnſtler gleich? Der Faͤden, die ſo duͤnn und zart, Und doch ſo zaͤh’ und ſtarck, auf ſo geſchickte Art, Ohn’ Hand und Finger, ſpinnen kann? Wer gab ſich ie zu ihrem Meiſter an? Wer zeiget ihr der Symmetrie Geſetze, Nach welchen ſie ihr nuͤtz- und zierlich Netze Zu ihrer Wohn- und Nahrung webt? Wie wunderbar iſt, daß ein ſolcher Faden So ſtarck, daß er ſich laͤſſt mit ihrer Laſt beladen! Wie wunderbar, daß er an alles klebt, Was er nur einſt beruͤhrt, und zwar ſo feſt, Daß er ſich gleich zur Bruͤcke brauchen laͤſſt, Woruͤber alſobald von einer Seit’ zur andern Die Spinnerin vermag zu wandern! Wer lehrte ſie, wann ſie die Wand An des Gewebes langen Stuͤtzen, Die bloß durch ihre Kunſt in ſolcher Ordnung ſitzen, Jn einer netten Ruͤndung ſpannt; Daß,
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Nuͤtzliche Betrachtung
Kurtz: Wilt du ihn und ſeinen Pallaſt kennen,
So darfſt du nur den Blick der regen Spinne goͤnnen,
Und ihr Gewebe ſehn. Sprich nicht: ich taͤuſche dich,
Und mach’ aus Muͤcken Elephanten,
Aus Spinneweben Diamanten.
Nein, hoͤre mich erſt aus: dann tadle mich.
Es zeigt uns die Natur von allen Wundern ſchier
Nichts, das ſo Wunder-reich,
Als dieß verworffne Thier.
Jſt dieſer Kuͤnſtlerin wol ie ein Kuͤnſtler gleich?
Der Faͤden, die ſo duͤnn und zart,
Und doch ſo zaͤh’ und ſtarck, auf ſo geſchickte Art,
Ohn’ Hand und Finger, ſpinnen kann?
Wer gab ſich ie zu ihrem Meiſter an?
Wer zeiget ihr der Symmetrie Geſetze,
Nach welchen ſie ihr nuͤtz- und zierlich Netze
Zu ihrer Wohn- und Nahrung webt?
Wie wunderbar iſt, daß ein ſolcher Faden
So ſtarck, daß er ſich laͤſſt mit ihrer Laſt beladen!
Wie wunderbar, daß er an alles klebt,
Was er nur einſt beruͤhrt, und zwar ſo feſt,
Daß er ſich gleich zur Bruͤcke brauchen laͤſſt,
Woruͤber alſobald von einer Seit’ zur andern
Die Spinnerin vermag zu wandern!
Wer lehrte ſie, wann ſie die Wand
An des Gewebes langen Stuͤtzen,
Die bloß durch ihre Kunſt in ſolcher Ordnung ſitzen,
Jn einer netten Ruͤndung ſpannt;
Daß,
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