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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Nützliche Betrachtung
Und daß recht eigentlich die Spinnen bloß allein
Der Lufft Bewohnerinnen seyn;
Von allem diesen will ich nichts gedencken,
Und mich noch einst, indem sie gar zu schön,
Ob wir es gleich nicht immer deutlich sehn,
Zur Schönheit ihrer Wohnung lencken.

Wenn man ihr glatt Geweb in hellen Sonnen-Strahlen
Recht mit Aufmercksamkeit erwegt,
Und, wie mit buntem Schein sich alle Fäden mahlen,
Der sonderlich, wenn sich die Lufft ein wenig regt,
Mit kleinen Blitzen spielt, und bald in gelben, grünen,
Bald einem rothen Feur, gleich funckelnden Rubinen,
Gläntzt, schimmert, wallt und glimmt, bewundernd überlegt;
Fällt die Betrachtung uns wol nicht mit Unrecht ein:
Wie angenehm muß nicht in dem so bunten Schein,
Den Spinnen ihre Wohnung seyn!
Wo ist ein Fürstlicher Pallast,
Der solchen Demant-Schein in seinen Wänden fasst?
Zumahl wenn man bedenckt, daß in der That,
Stat zweyer, eine Spinn' acht Augen hat,
Womit sie ja, an ihren bunten Schätzen,
Noch drey mahl mehr als wir sich kann ergetzen.
Ja selber in des Mondes Licht
Fehlt ihr dergleichen Glantz und Schimmer nicht,
Und ist ihr Haus sodann nicht minder schön,
Wie ich sie einst des Nachts, durchs Fenster wircken sehn.
So hell schien ihr Gespinnst, so schimmernd und so rein,
Als wär ein ieder Draht ein Theil vom Monden-Schein.
Sie

Nuͤtzliche Betrachtung
Und daß recht eigentlich die Spinnen bloß allein
Der Lufft Bewohnerinnen ſeyn;
Von allem dieſen will ich nichts gedencken,
Und mich noch einſt, indem ſie gar zu ſchoͤn,
Ob wir es gleich nicht immer deutlich ſehn,
Zur Schoͤnheit ihrer Wohnung lencken.

Wenn man ihr glatt Geweb in hellen Sonnen-Strahlen
Recht mit Aufmerckſamkeit erwegt,
Und, wie mit buntem Schein ſich alle Faͤden mahlen,
Der ſonderlich, wenn ſich die Lufft ein wenig regt,
Mit kleinen Blitzen ſpielt, und bald in gelben, gruͤnen,
Bald einem rothen Feur, gleich funckelnden Rubinen,
Glaͤntzt, ſchimmert, wallt und glimmt, bewundernd uͤberlegt;
Faͤllt die Betrachtung uns wol nicht mit Unrecht ein:
Wie angenehm muß nicht in dem ſo bunten Schein,
Den Spinnen ihre Wohnung ſeyn!
Wo iſt ein Fuͤrſtlicher Pallaſt,
Der ſolchen Demant-Schein in ſeinen Waͤnden faſſt?
Zumahl wenn man bedenckt, daß in der That,
Stat zweyer, eine Spinn’ acht Augen hat,
Womit ſie ja, an ihren bunten Schaͤtzen,
Noch drey mahl mehr als wir ſich kann ergetzen.
Ja ſelber in des Mondes Licht
Fehlt ihr dergleichen Glantz und Schimmer nicht,
Und iſt ihr Haus ſodann nicht minder ſchoͤn,
Wie ich ſie einſt des Nachts, durchs Fenſter wircken ſehn.
So hell ſchien ihr Geſpinnſt, ſo ſchimmernd und ſo rein,
Als waͤr ein ieder Draht ein Theil vom Monden-Schein.
Sie
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[250/0282] Nuͤtzliche Betrachtung Und daß recht eigentlich die Spinnen bloß allein Der Lufft Bewohnerinnen ſeyn; Von allem dieſen will ich nichts gedencken, Und mich noch einſt, indem ſie gar zu ſchoͤn, Ob wir es gleich nicht immer deutlich ſehn, Zur Schoͤnheit ihrer Wohnung lencken. Wenn man ihr glatt Geweb in hellen Sonnen-Strahlen Recht mit Aufmerckſamkeit erwegt, Und, wie mit buntem Schein ſich alle Faͤden mahlen, Der ſonderlich, wenn ſich die Lufft ein wenig regt, Mit kleinen Blitzen ſpielt, und bald in gelben, gruͤnen, Bald einem rothen Feur, gleich funckelnden Rubinen, Glaͤntzt, ſchimmert, wallt und glimmt, bewundernd uͤberlegt; Faͤllt die Betrachtung uns wol nicht mit Unrecht ein: Wie angenehm muß nicht in dem ſo bunten Schein, Den Spinnen ihre Wohnung ſeyn! Wo iſt ein Fuͤrſtlicher Pallaſt, Der ſolchen Demant-Schein in ſeinen Waͤnden faſſt? Zumahl wenn man bedenckt, daß in der That, Stat zweyer, eine Spinn’ acht Augen hat, Womit ſie ja, an ihren bunten Schaͤtzen, Noch drey mahl mehr als wir ſich kann ergetzen. Ja ſelber in des Mondes Licht Fehlt ihr dergleichen Glantz und Schimmer nicht, Und iſt ihr Haus ſodann nicht minder ſchoͤn, Wie ich ſie einſt des Nachts, durchs Fenſter wircken ſehn. So hell ſchien ihr Geſpinnſt, ſo ſchimmernd und ſo rein, Als waͤr ein ieder Draht ein Theil vom Monden-Schein. Sie

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/282>, abgerufen am 31.10.2024.