Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Einige aus dem Englischen Jndem sowol, wann sie zuerst entstehn,Als auch wann sie hernach im Wachsthum weiter gehn; Nicht minder wann sie reiff, an ihnen Ein' unterschiedne Art vom grünen, Die alle schön und lieblich sind, zu sehn. Man kan dieselbe Meng' und Unterscheid entdecken Jn der Figur der Pflantzen, auch im schmecken, Und im Geruch derselben, eben auch Jn ihrer Nahrungs-Krafft, nicht minder im Gebrauch Zur edlen Artzeney. Von den unzehligen will ich nur einerley Zu mein-und deiner Lehr erwegen: Wenn GOTT der Schöpfer nicht dem Heu, So gar dem trockenen, auch wenn es alt, den Segen Und eine Nahrungs-Krafft, für Ochsen, Pferd' und Küh, Und ander grosses Vieh So reichlich beygelegt; wie fünd' ein Ackers-Mann, Ja selbst der reichste Mensch, ein Futter doch für sie? Da sie so groß, und da sie, bloß allein Durch ihre Stärck, uns nützlich seyn. Wenn man im Gegentheil von einem Menschen wollte, Daß er auf gleiche Weis', als sie, sich nehren sollte; Wie? oder wenn man ihm (da ihm das Heu zu käuen, Noch solches zu verdäuen Nicht möglich) aus dem Heu und Stroh die Krafft Jn etwan einem Safft' Heraus zu ziehn, und ihm zu geben Bemühet wäre; sprecht, sollt' dieses ihm sein Leben Wol zu erhalten fähig seyn? Dieß
Einige aus dem Engliſchen Jndem ſowol, wann ſie zuerſt entſtehn,Als auch wann ſie hernach im Wachsthum weiter gehn; Nicht minder wann ſie reiff, an ihnen Ein’ unterſchiedne Art vom gruͤnen, Die alle ſchoͤn und lieblich ſind, zu ſehn. Man kan dieſelbe Meng’ und Unterſcheid entdecken Jn der Figur der Pflantzen, auch im ſchmecken, Und im Geruch derſelben, eben auch Jn ihrer Nahrungs-Krafft, nicht minder im Gebrauch Zur edlen Artzeney. Von den unzehligen will ich nur einerley Zu mein-und deiner Lehr erwegen: Wenn GOTT der Schoͤpfer nicht dem Heu, So gar dem trockenen, auch wenn es alt, den Segen Und eine Nahrungs-Krafft, fuͤr Ochſen, Pferd’ und Kuͤh, Und ander groſſes Vieh So reichlich beygelegt; wie fuͤnd’ ein Ackers-Mann, Ja ſelbſt der reichſte Menſch, ein Futter doch fuͤr ſie? Da ſie ſo groß, und da ſie, bloß allein Durch ihre Staͤrck, uns nuͤtzlich ſeyn. Wenn man im Gegentheil von einem Menſchen wollte, Daß er auf gleiche Weiſ’, als ſie, ſich nehren ſollte; Wie? oder wenn man ihm (da ihm das Heu zu kaͤuen, Noch ſolches zu verdaͤuen Nicht moͤglich) aus dem Heu und Stroh die Krafft Jn etwan einem Safft’ Heraus zu ziehn, und ihm zu geben Bemuͤhet waͤre; ſprecht, ſollt’ dieſes ihm ſein Leben Wol zu erhalten faͤhig ſeyn? Dieß
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Einige aus dem Engliſchen
Jndem ſowol, wann ſie zuerſt entſtehn,
Als auch wann ſie hernach im Wachsthum weiter gehn;
Nicht minder wann ſie reiff, an ihnen
Ein’ unterſchiedne Art vom gruͤnen,
Die alle ſchoͤn und lieblich ſind, zu ſehn.
Man kan dieſelbe Meng’ und Unterſcheid entdecken
Jn der Figur der Pflantzen, auch im ſchmecken,
Und im Geruch derſelben, eben auch
Jn ihrer Nahrungs-Krafft, nicht minder im Gebrauch
Zur edlen Artzeney.
Von den unzehligen will ich nur einerley
Zu mein-und deiner Lehr erwegen:
Wenn GOTT der Schoͤpfer nicht dem Heu,
So gar dem trockenen, auch wenn es alt, den Segen
Und eine Nahrungs-Krafft, fuͤr Ochſen, Pferd’ und Kuͤh,
Und ander groſſes Vieh
So reichlich beygelegt; wie fuͤnd’ ein Ackers-Mann,
Ja ſelbſt der reichſte Menſch, ein Futter doch fuͤr ſie?
Da ſie ſo groß, und da ſie, bloß allein
Durch ihre Staͤrck, uns nuͤtzlich ſeyn.
Wenn man im Gegentheil von einem Menſchen wollte,
Daß er auf gleiche Weiſ’, als ſie, ſich nehren ſollte;
Wie? oder wenn man ihm (da ihm das Heu zu kaͤuen,
Noch ſolches zu verdaͤuen
Nicht moͤglich) aus dem Heu und Stroh die Krafft
Jn etwan einem Safft’
Heraus zu ziehn, und ihm zu geben
Bemuͤhet waͤre; ſprecht, ſollt’ dieſes ihm ſein Leben
Wol zu erhalten faͤhig ſeyn?
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