Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Unempfindlichkeit der Menschen
Gieb, höchster Herrscher, Deinen Segen,
Daß es nicht ohne Nutzen sey!


Wie schrecklich sind die Krieges-Plagen!
Wie jämmerlich ists anzusehn,
Wann, durch der Bomben schmetternd schlagen,
Selbst GOTTES-Häuser untergehn!
Wann, in der Minen rothem Blitze,
Der Stadt-Wall in die Lüffte fährt!
Wann uns die Blut-besprützte Klingen
Durch Adern, Sehnen, Fleisch und Bein,
Mit zischendem Geräusche, dringen:
Erwegt, was dieß für Plagen seyn!
Wann solch ein Jammer uns verletzet,
Wie hoch wird, zu derselben Zeit,
Der edle Friede nicht geschätzet!
Deß man sich, im Genuß, nicht freut.
Sollt' ieder, der von solchen Plagen,
Durch GOttes Huld, nichts fühlt, nichts weiß,
Nicht offt mit froher Seele sagen:
Mein GOTT, Dir sey Lob, Ehr und Preis?
Nicht minder schrecklich ist der Jammer
Jn einer heissen Hungers-Noth:
Wann in der Scheun' und Speise-Kammer
Kein Vorrath von Getraid' und Brodt.
Wann
Unempfindlichkeit der Menſchen
Gieb, hoͤchſter Herrſcher, Deinen Segen,
Daß es nicht ohne Nutzen ſey!


Wie ſchrecklich ſind die Krieges-Plagen!
Wie jaͤmmerlich iſts anzuſehn,
Wann, durch der Bomben ſchmetternd ſchlagen,
Selbſt GOTTES-Haͤuſer untergehn!
Wann, in der Minen rothem Blitze,
Der Stadt-Wall in die Luͤffte faͤhrt!
Wann uns die Blut-beſpruͤtzte Klingen
Durch Adern, Sehnen, Fleiſch und Bein,
Mit ziſchendem Geraͤuſche, dringen:
Erwegt, was dieß fuͤr Plagen ſeyn!
Wann ſolch ein Jammer uns verletzet,
Wie hoch wird, zu derſelben Zeit,
Der edle Friede nicht geſchaͤtzet!
Deß man ſich, im Genuß, nicht freut.
Sollt’ ieder, der von ſolchen Plagen,
Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß,
Nicht offt mit froher Seele ſagen:
Mein GOTT, Dir ſey Lob, Ehr und Preis?
Nicht minder ſchrecklich iſt der Jammer
Jn einer heiſſen Hungers-Noth:
Wann in der Scheun’ und Speiſe-Kammer
Kein Vorrath von Getraid’ und Brodt.
Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0324" n="292"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Unempfindlichkeit der Men&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
            <l>Gieb, ho&#x0364;ch&#x017F;ter Herr&#x017F;cher, Deinen Segen,</l><lb/>
            <l>Daß es nicht ohne Nutzen &#x017F;ey!</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ie &#x017F;chrecklich &#x017F;ind die Krieges-Plagen!</l><lb/>
              <l>Wie ja&#x0364;mmerlich i&#x017F;ts anzu&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Wann, durch der Bomben &#x017F;chmetternd &#x017F;chlagen,</l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t GOTTES-Ha&#x0364;u&#x017F;er untergehn!</l><lb/>
              <l>Wann, in der Minen rothem Blitze,</l><lb/>
              <l>Der Stadt-Wall in die Lu&#x0364;ffte fa&#x0364;hrt!</l><lb/>
              <l>Wann uns die Blut-be&#x017F;pru&#x0364;tzte Klingen</l><lb/>
              <l>Durch Adern, Sehnen, Flei&#x017F;ch und Bein,</l><lb/>
              <l>Mit zi&#x017F;chendem Gera&#x0364;u&#x017F;che, dringen:</l><lb/>
              <l>Erwegt, was dieß fu&#x0364;r Plagen &#x017F;eyn!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l> <hi rendition="#fr">Wann &#x017F;olch ein Jammer uns verletzet,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Wie hoch wird, zu der&#x017F;elben Zeit,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Der edle Friede nicht ge&#x017F;cha&#x0364;tzet!</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Deß man &#x017F;ich, im Genuß, nicht freut.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Sollt&#x2019; ieder, der von &#x017F;olchen Plagen,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Durch GOttes Huld, nichts fu&#x0364;hlt, nichts weiß,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Nicht offt mit froher Seele &#x017F;agen:</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Mein GOTT, Dir &#x017F;ey Lob, Ehr und Preis?</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Nicht minder &#x017F;chrecklich i&#x017F;t der Jammer</l><lb/>
              <l>Jn einer hei&#x017F;&#x017F;en Hungers-Noth:</l><lb/>
              <l>Wann in der Scheun&#x2019; und Spei&#x017F;e-Kammer</l><lb/>
              <l>Kein Vorrath von Getraid&#x2019; und Brodt.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0324] Unempfindlichkeit der Menſchen Gieb, hoͤchſter Herrſcher, Deinen Segen, Daß es nicht ohne Nutzen ſey! Wie ſchrecklich ſind die Krieges-Plagen! Wie jaͤmmerlich iſts anzuſehn, Wann, durch der Bomben ſchmetternd ſchlagen, Selbſt GOTTES-Haͤuſer untergehn! Wann, in der Minen rothem Blitze, Der Stadt-Wall in die Luͤffte faͤhrt! Wann uns die Blut-beſpruͤtzte Klingen Durch Adern, Sehnen, Fleiſch und Bein, Mit ziſchendem Geraͤuſche, dringen: Erwegt, was dieß fuͤr Plagen ſeyn! Wann ſolch ein Jammer uns verletzet, Wie hoch wird, zu derſelben Zeit, Der edle Friede nicht geſchaͤtzet! Deß man ſich, im Genuß, nicht freut. Sollt’ ieder, der von ſolchen Plagen, Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß, Nicht offt mit froher Seele ſagen: Mein GOTT, Dir ſey Lob, Ehr und Preis? Nicht minder ſchrecklich iſt der Jammer Jn einer heiſſen Hungers-Noth: Wann in der Scheun’ und Speiſe-Kammer Kein Vorrath von Getraid’ und Brodt. Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/324
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/324>, abgerufen am 22.11.2024.