Taugt den erhitzten Durst zu stillen; Wann, nach verjagtem Frost, das Blut Jn Adern, lauter Flammen füllen; Wann uns die ungestüme Glut Auch in den kleinsten Adern wühlet; Wann ein ergrimmter Feuer-Geist, Den man bis in die Seele fühlet, Blut, Sehnen, Fleisch und Marck durchreisst. Ach! wann uns solcher Schmertz verletzet, Wie hoch wird zu derselben Zeit Nicht der Gesundheit Schatz geschätzet! Des man sich, im Besitz, nicht freut. Sollt ieder, der von solchen Plagen, Durch GOttes Huld, nichts fühlt, nichts weiß, Nicht offt mit froher Seele sagen: Mein GOTT! Dir sey Lob, Ehr und Preis?
Es ist ja wol ein grosses Glücke, Von solcher herben Quaal und Pein, Und so entsetzlichem Geschicke, Gesichert und entfernt zu seyn. Ach lobt denn GOTT, wenn er hienieden, Stat Sclaverey, Krieg, Hunger, Pest; Gesundheit, Nahrung, Freyheit, Frieden, Uns schenckt, und uns erleben lässt! Mein GOTT, gieb mir es zu erkennen, Und laß mich stets zu Dir allein Jn froher Danck-Begierde brennen, Und, fern von Unglück, fröhlich seyn!
Gieb
Unempfindlichkeit der Menſchen
Taugt den erhitzten Durſt zu ſtillen; Wann, nach verjagtem Froſt, das Blut Jn Adern, lauter Flammen fuͤllen; Wann uns die ungeſtuͤme Glut Auch in den kleinſten Adern wuͤhlet; Wann ein ergrimmter Feuer-Geiſt, Den man bis in die Seele fuͤhlet, Blut, Sehnen, Fleiſch und Marck durchreiſſt. Ach! wann uns ſolcher Schmertz verletzet, Wie hoch wird zu derſelben Zeit Nicht der Geſundheit Schatz geſchaͤtzet! Des man ſich, im Beſitz, nicht freut. Sollt ieder, der von ſolchen Plagen, Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß, Nicht offt mit froher Seele ſagen: Mein GOTT! Dir ſey Lob, Ehr und Preis?
Es iſt ja wol ein groſſes Gluͤcke, Von ſolcher herben Quaal und Pein, Und ſo entſetzlichem Geſchicke, Geſichert und entfernt zu ſeyn. Ach lobt denn GOTT, wenn er hienieden, Stat Sclaverey, Krieg, Hunger, Peſt; Geſundheit, Nahrung, Freyheit, Frieden, Uns ſchenckt, und uns erleben laͤſſt! Mein GOTT, gieb mir es zu erkennen, Und laß mich ſtets zu Dir allein Jn froher Danck-Begierde brennen, Und, fern von Ungluͤck, froͤhlich ſeyn!
Gieb
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Unempfindlichkeit der Menſchen
Taugt den erhitzten Durſt zu ſtillen;
Wann, nach verjagtem Froſt, das Blut
Jn Adern, lauter Flammen fuͤllen;
Wann uns die ungeſtuͤme Glut
Auch in den kleinſten Adern wuͤhlet;
Wann ein ergrimmter Feuer-Geiſt,
Den man bis in die Seele fuͤhlet,
Blut, Sehnen, Fleiſch und Marck durchreiſſt.
Ach! wann uns ſolcher Schmertz verletzet,
Wie hoch wird zu derſelben Zeit
Nicht der Geſundheit Schatz geſchaͤtzet!
Des man ſich, im Beſitz, nicht freut.
Sollt ieder, der von ſolchen Plagen,
Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß,
Nicht offt mit froher Seele ſagen:
Mein GOTT! Dir ſey Lob, Ehr und Preis?
Es iſt ja wol ein groſſes Gluͤcke,
Von ſolcher herben Quaal und Pein,
Und ſo entſetzlichem Geſchicke,
Geſichert und entfernt zu ſeyn.
Ach lobt denn GOTT, wenn er hienieden,
Stat Sclaverey, Krieg, Hunger, Peſt;
Geſundheit, Nahrung, Freyheit, Frieden,
Uns ſchenckt, und uns erleben laͤſſt!
Mein GOTT, gieb mir es zu erkennen,
Und laß mich ſtets zu Dir allein
Jn froher Danck-Begierde brennen,
Und, fern von Ungluͤck, froͤhlich ſeyn!
Gieb
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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