O ew'ge Liebe! willst Du mich Noch länger hier auf Erden lassen; So gieb, daß ich, in ihnen, Dich Noch immer mehr vermag zu fassen! Verleihe mir Gelegenheit! Gieb Weisheit! schärffe meine Sinnen! Gieb Eifer! gieb Bequemlichkeit, Und segne ferner mein beginnen! Damit, von allen Undancks-Wust Wir uns ie mehr und mehr entfernen, Und Dich, mit Lieb' erfüllter Brust, Als wahren GOTT, erkennen lernen!
Soll aber, HERR, nach Deinem Raht, Jch bald vergehen und erkalten; So laß mit Worten, Schrift und That Die Meinigen mein Ampt verwalten! Und mich in jenen seelgen Höhn, Wozu uns Deine Gnade rieffe, Die unergründlich tieffe Tieffe Der wahren Gottheit ewig sehn!
Die
X 4
Auf meinen Gebuhrts-Tag.
O ew’ge Liebe! willſt Du mich Noch laͤnger hier auf Erden laſſen; So gieb, daß ich, in ihnen, Dich Noch immer mehr vermag zu faſſen! Verleihe mir Gelegenheit! Gieb Weisheit! ſchaͤrffe meine Sinnen! Gieb Eifer! gieb Bequemlichkeit, Und ſegne ferner mein beginnen! Damit, von allen Undancks-Wuſt Wir uns ie mehr und mehr entfernen, Und Dich, mit Lieb’ erfuͤllter Bruſt, Als wahren GOTT, erkennen lernen!
Soll aber, HERR, nach Deinem Raht, Jch bald vergehen und erkalten; So laß mit Worten, Schrift und That Die Meinigen mein Ampt verwalten! Und mich in jenen ſeelgen Hoͤhn, Wozu uns Deine Gnade rieffe, Die unergruͤndlich tieffe Tieffe Der wahren Gottheit ewig ſehn!
Die
X 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0359"n="327"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Auf meinen Gebuhrts-Tag.</hi></fw><lb/><lgn="3"><l>O ew’ge Liebe! willſt Du mich</l><lb/><l>Noch laͤnger hier auf Erden laſſen;</l><lb/><l>So gieb, daß ich, in ihnen, Dich</l><lb/><l>Noch immer mehr vermag zu faſſen!</l><lb/><l>Verleihe mir Gelegenheit!</l><lb/><l>Gieb Weisheit! ſchaͤrffe meine Sinnen!</l><lb/><l>Gieb Eifer! gieb Bequemlichkeit,</l><lb/><l>Und ſegne ferner mein beginnen!</l><lb/><l>Damit, von allen Undancks-Wuſt</l><lb/><l>Wir uns ie mehr und mehr entfernen,</l><lb/><l>Und Dich, mit Lieb’ erfuͤllter Bruſt,</l><lb/><l>Als wahren GOTT, erkennen lernen!</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Soll aber, HERR, nach Deinem Raht,</l><lb/><l>Jch bald vergehen und erkalten;</l><lb/><l>So laß mit Worten, Schrift und That</l><lb/><l>Die Meinigen mein Ampt verwalten!</l><lb/><l>Und mich in jenen ſeelgen Hoͤhn,</l><lb/><l>Wozu uns Deine Gnade rieffe,</l><lb/><l>Die unergruͤndlich tieffe Tieffe</l><lb/><l>Der wahren Gottheit ewig ſehn!</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[327/0359]
Auf meinen Gebuhrts-Tag.
O ew’ge Liebe! willſt Du mich
Noch laͤnger hier auf Erden laſſen;
So gieb, daß ich, in ihnen, Dich
Noch immer mehr vermag zu faſſen!
Verleihe mir Gelegenheit!
Gieb Weisheit! ſchaͤrffe meine Sinnen!
Gieb Eifer! gieb Bequemlichkeit,
Und ſegne ferner mein beginnen!
Damit, von allen Undancks-Wuſt
Wir uns ie mehr und mehr entfernen,
Und Dich, mit Lieb’ erfuͤllter Bruſt,
Als wahren GOTT, erkennen lernen!
Soll aber, HERR, nach Deinem Raht,
Jch bald vergehen und erkalten;
So laß mit Worten, Schrift und That
Die Meinigen mein Ampt verwalten!
Und mich in jenen ſeelgen Hoͤhn,
Wozu uns Deine Gnade rieffe,
Die unergruͤndlich tieffe Tieffe
Der wahren Gottheit ewig ſehn!
Die
X 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/359>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.