Der Nerven-Safft fing alle Sehnen, Mit einem sanften Druck, vergnüglich auszudehnen Und zu bewegen an. Es füllte meine Brust, So wol als mein Gehirn, gantz eine neue Lust.
Die Seel', entflammet durch dieß Sehnen, Entzündet durch den Strahl des ewgen Weisheit-Lichts, Erzeuget' anders nichts, Als fast verhimmelnde Gedancken und Jdeen. Denn ieder Vorwurff zeigt' ihr auf so manche Art, Jn seiner Wercke Pracht, des Schöpfers Gegenwart. Daher sie Jhm ihr Andachts-Opfer brachte Und voller Lust und Ehrfurcht dieses dachte:
"Allmächtiger, und Wunder-reicher GOTT, "Mit Recht allein geliebt, gefürchtet und geehret! "So gar der Kräuter Menge lehret, "Daß man Dich überall mit Recht HERR Zebaoth, "Und einen HERRN der Schaaren nennt; "Da man, nebst ihrer Meng und der Figur, bey ihnen, "Nur in dem vielfach' schönen grünen, "Auch Deiner Macht kein Ende kennt.
Herbst-
Fremde Gewaͤchſe.
Der Nerven-Safft fing alle Sehnen, Mit einem ſanften Druck, vergnuͤglich auszudehnen Und zu bewegen an. Es fuͤllte meine Bruſt, So wol als mein Gehirn, gantz eine neue Luſt.
Die Seel’, entflammet durch dieß Sehnen, Entzuͤndet durch den Strahl des ewgen Weisheit-Lichts, Erzeuget’ anders nichts, Als faſt verhimmelnde Gedancken und Jdeen. Denn ieder Vorwurff zeigt’ ihr auf ſo manche Art, Jn ſeiner Wercke Pracht, des Schoͤpfers Gegenwart. Daher ſie Jhm ihr Andachts-Opfer brachte Und voller Luſt und Ehrfurcht dieſes dachte:
„Allmaͤchtiger, und Wunder-reicher GOTT, „Mit Recht allein geliebt, gefuͤrchtet und geehret! „So gar der Kraͤuter Menge lehret, „Daß man Dich uͤberall mit Recht HERR Zebaoth, „Und einen HERRN der Schaaren nennt; „Da man, nebſt ihrer Meng und der Figur, bey ihnen, „Nur in dem vielfach’ ſchoͤnen gruͤnen, „Auch Deiner Macht kein Ende kennt.
Herbſt-
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Fremde Gewaͤchſe.
Der Nerven-Safft fing alle Sehnen,
Mit einem ſanften Druck, vergnuͤglich auszudehnen
Und zu bewegen an. Es fuͤllte meine Bruſt,
So wol als mein Gehirn, gantz eine neue Luſt.
Die Seel’, entflammet durch dieß Sehnen,
Entzuͤndet durch den Strahl des ewgen Weisheit-Lichts,
Erzeuget’ anders nichts,
Als faſt verhimmelnde Gedancken und Jdeen.
Denn ieder Vorwurff zeigt’ ihr auf ſo manche Art,
Jn ſeiner Wercke Pracht, des Schoͤpfers Gegenwart.
Daher ſie Jhm ihr Andachts-Opfer brachte
Und voller Luſt und Ehrfurcht dieſes dachte:
„Allmaͤchtiger, und Wunder-reicher GOTT,
„Mit Recht allein geliebt, gefuͤrchtet und geehret!
„So gar der Kraͤuter Menge lehret,
„Daß man Dich uͤberall mit Recht HERR Zebaoth,
„Und einen HERRN der Schaaren nennt;
„Da man, nebſt ihrer Meng und der Figur, bey ihnen,
„Nur in dem vielfach’ ſchoͤnen gruͤnen,
„Auch Deiner Macht kein Ende kennt.
Herbſt-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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