Und auszudrucken taugt; so stutzt ich dergestalt, Daß, bey dem grossen O voll Licht, ich brünstig rieffe: O! welche Tieffe! O! welche Tieffe! welche Höh! Worinn, wohin ich mich auch wende, Jch doch kein Ende, Wol aber viele Billionen (*) Von Billionen Sternen seh! Jndem ich also voll Verwundrung steh', Und die Unendlichkeit von dieses Raumes Höhe, Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer Erstaunt und halb entzücket sehe; Kehr ich die ausgespannten Blicke Von ungefehr Auf mich zurücke Und fand, bey diesem Raum' und aller Sternen Schein, Mich wunderbarlich groß und klein.
So wie der Sonnen Glut sich in ein Tröpfchen drückt, Und es, wenn es nur rein, Durch seinen Wunder-Schein Durchdringt, erfüllt und schmückt; So kam auch meine Seele mir, Als wie ein geistig Tröpfchen, für, Das, nicht durch eine Sonn' allein, Durch vieler tausend Sonnen Schein Zugleich bestrahlet ward, durchdrungen, und erkläret. Ja worin selbst dadurch der Sonnen Sonn' ein Bild Von Seiner Allmacht gleichsam drücket,
Jndem
(*) Eine Billione hält tausend mahl tausend Millionen.
Groͤſſe der Seelen.
Und auszudrucken taugt; ſo ſtutzt ich dergeſtalt, Daß, bey dem groſſen O voll Licht, ich bruͤnſtig rieffe: O! welche Tieffe! O! welche Tieffe! welche Hoͤh! Worinn, wohin ich mich auch wende, Jch doch kein Ende, Wol aber viele Billionen (*) Von Billionen Sternen ſeh! Jndem ich alſo voll Verwundrung ſteh’, Und die Unendlichkeit von dieſes Raumes Hoͤhe, Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer Erſtaunt und halb entzuͤcket ſehe; Kehr ich die ausgeſpannten Blicke Von ungefehr Auf mich zuruͤcke Und fand, bey dieſem Raum’ und aller Sternen Schein, Mich wunderbarlich groß und klein.
So wie der Sonnen Glut ſich in ein Troͤpfchen druͤckt, Und es, wenn es nur rein, Durch ſeinen Wunder-Schein Durchdringt, erfuͤllt und ſchmuͤckt; So kam auch meine Seele mir, Als wie ein geiſtig Troͤpfchen, fuͤr, Das, nicht durch eine Sonn’ allein, Durch vieler tauſend Sonnen Schein Zugleich beſtrahlet ward, durchdrungen, und erklaͤret. Ja worin ſelbſt dadurch der Sonnen Sonn’ ein Bild Von Seiner Allmacht gleichſam druͤcket,
Jndem
(*) Eine Billione haͤlt tauſend mahl tauſend Millionen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0414"n="382"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Groͤſſe der Seelen.</hi></fw></l><lb/><l>Und auszudrucken taugt; ſo ſtutzt ich dergeſtalt,</l><lb/><l>Daß, bey dem groſſen <hirendition="#aq">O</hi> voll Licht, ich bruͤnſtig rieffe:</l><lb/><l>O! welche Tieffe!</l><lb/><l>O! welche Tieffe! welche Hoͤh!</l><lb/><l>Worinn, wohin ich mich auch wende,</l><lb/><l>Jch doch kein Ende,</l><lb/><l>Wol aber viele Billionen <noteplace="foot"n="(*)">Eine Billione haͤlt tauſend mahl tauſend Millionen.</note></l><lb/><l>Von Billionen Sternen ſeh!</l><lb/><l>Jndem ich alſo voll Verwundrung ſteh’,</l><lb/><l>Und die Unendlichkeit von dieſes Raumes Hoͤhe,</l><lb/><l>Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer</l><lb/><l>Erſtaunt und halb entzuͤcket ſehe;</l><lb/><l>Kehr ich die ausgeſpannten Blicke</l><lb/><l>Von ungefehr</l><lb/><l>Auf mich zuruͤcke</l><lb/><l>Und fand, bey dieſem Raum’ und aller Sternen Schein,</l><lb/><l>Mich wunderbarlich groß und klein.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>So wie der Sonnen Glut ſich in ein Troͤpfchen druͤckt,</l><lb/><l>Und es, wenn es nur rein,</l><lb/><l>Durch ſeinen Wunder-Schein</l><lb/><l>Durchdringt, erfuͤllt und ſchmuͤckt;</l><lb/><l>So kam auch meine Seele mir,</l><lb/><l>Als wie ein geiſtig Troͤpfchen, fuͤr,</l><lb/><l>Das, nicht durch eine Sonn’ allein,</l><lb/><l>Durch vieler tauſend Sonnen Schein</l><lb/><l>Zugleich beſtrahlet ward, durchdrungen, und erklaͤret.</l><lb/><l>Ja worin ſelbſt dadurch der Sonnen Sonn’ ein Bild</l><lb/><l>Von Seiner Allmacht gleichſam druͤcket,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jndem</fw><lb/></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[382/0414]
Groͤſſe der Seelen.
Und auszudrucken taugt; ſo ſtutzt ich dergeſtalt,
Daß, bey dem groſſen O voll Licht, ich bruͤnſtig rieffe:
O! welche Tieffe!
O! welche Tieffe! welche Hoͤh!
Worinn, wohin ich mich auch wende,
Jch doch kein Ende,
Wol aber viele Billionen (*)
Von Billionen Sternen ſeh!
Jndem ich alſo voll Verwundrung ſteh’,
Und die Unendlichkeit von dieſes Raumes Hoͤhe,
Und die Unendlichkeit der Zahl im Sternen-Heer
Erſtaunt und halb entzuͤcket ſehe;
Kehr ich die ausgeſpannten Blicke
Von ungefehr
Auf mich zuruͤcke
Und fand, bey dieſem Raum’ und aller Sternen Schein,
Mich wunderbarlich groß und klein.
So wie der Sonnen Glut ſich in ein Troͤpfchen druͤckt,
Und es, wenn es nur rein,
Durch ſeinen Wunder-Schein
Durchdringt, erfuͤllt und ſchmuͤckt;
So kam auch meine Seele mir,
Als wie ein geiſtig Troͤpfchen, fuͤr,
Das, nicht durch eine Sonn’ allein,
Durch vieler tauſend Sonnen Schein
Zugleich beſtrahlet ward, durchdrungen, und erklaͤret.
Ja worin ſelbſt dadurch der Sonnen Sonn’ ein Bild
Von Seiner Allmacht gleichſam druͤcket,
Jndem
(*) Eine Billione haͤlt tauſend mahl tauſend Millionen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/414>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.