Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die Sonnen-Bilder. Der Blätter grüne Dunckelheit Dient' ihnen recht zum sanften Grunde. Es ward dadurch der Strahlen Herrlichkeit Noch eins so sehr erhoben und vermehrt: So daß mein Hertz, für Luft, die es empfunde, Fast selber halb entzückt ward und verklärt: Zumahl als ich, durch dieß so herrliche Gepränge Der Sonnen-Bilder, auf die Menge Der wahren Sonnen, die die Tieffe Von aller Himmel Himmel füllen, Mit einer frohen Achtung kam, Und, so dadurch zu dencken, Anlaß nahm: Da ein, im Wiederschein nur bloß vervielfacht, Licht Von einer Sonne, selbst der Seele, durchs Gesicht, Solch eine Lust erweckt, so gar ihr inners schmücket, Erheitert und verklärt, ja fast entzücket; Jn welchem klarem Licht, in welchem hellen Gläntzen Muß wunder-wunder-wunder-schön Die Tieffe sonder Grund und Grentzen, Wo Millionen Sonnen, stehn! Wie muß im seelgen Himmel nicht Doch aller Sonnen Sonnen-Licht, Aus dessen Gottheits-Meer, sie, bloß als Tropfen, quillen, Das (so wie unsrer Sonnen-Pracht Die Cörper nur) die Geister sichtbar macht, Mit Göttlich hellem Glantz der Himmel Himmel füllen! Auf welch entzückende beseeligende Weise Wird nicht an solchem Licht', als ihrer Seelen-Speife, Jn seelger Lust, o Schöpfer! Dir zu Ehren, Die Schaar der Seeligen sich ewig ewig nehren! Win-
Die Sonnen-Bilder. Der Blaͤtter gruͤne Dunckelheit Dient’ ihnen recht zum ſanften Grunde. Es ward dadurch der Strahlen Herrlichkeit Noch eins ſo ſehr erhoben und vermehrt: So daß mein Hertz, fuͤr Luft, die es empfunde, Faſt ſelber halb entzuͤckt ward und verklaͤrt: Zumahl als ich, durch dieß ſo herrliche Gepraͤnge Der Sonnen-Bilder, auf die Menge Der wahren Sonnen, die die Tieffe Von aller Himmel Himmel fuͤllen, Mit einer frohen Achtung kam, Und, ſo dadurch zu dencken, Anlaß nahm: Da ein, im Wiederſchein nur bloß vervielfacht, Licht Von einer Sonne, ſelbſt der Seele, durchs Geſicht, Solch eine Luſt erweckt, ſo gar ihr inners ſchmuͤcket, Erheitert und verklaͤrt, ja faſt entzuͤcket; Jn welchem klarem Licht, in welchem hellen Glaͤntzen Muß wunder-wunder-wunder-ſchoͤn Die Tieffe ſonder Grund und Grentzen, Wo Millionen Sonnen, ſtehn! Wie muß im ſeelgen Himmel nicht Doch aller Sonnen Sonnen-Licht, Aus deſſen Gottheits-Meer, ſie, bloß als Tropfen, quillen, Das (ſo wie unſrer Sonnen-Pracht Die Coͤrper nur) die Geiſter ſichtbar macht, Mit Goͤttlich hellem Glantz der Himmel Himmel fuͤllen! Auf welch entzuͤckende beſeeligende Weiſe Wird nicht an ſolchem Licht’, als ihrer Seelen-Speife, Jn ſeelger Luſt, o Schoͤpfer! Dir zu Ehren, Die Schaar der Seeligen ſich ewig ewig nehren! Win-
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Die Sonnen-Bilder.
Der Blaͤtter gruͤne Dunckelheit
Dient’ ihnen recht zum ſanften Grunde.
Es ward dadurch der Strahlen Herrlichkeit
Noch eins ſo ſehr erhoben und vermehrt:
So daß mein Hertz, fuͤr Luft, die es empfunde,
Faſt ſelber halb entzuͤckt ward und verklaͤrt:
Zumahl als ich, durch dieß ſo herrliche Gepraͤnge
Der Sonnen-Bilder, auf die Menge
Der wahren Sonnen, die die Tieffe
Von aller Himmel Himmel fuͤllen,
Mit einer frohen Achtung kam,
Und, ſo dadurch zu dencken, Anlaß nahm:
Da ein, im Wiederſchein nur bloß vervielfacht, Licht
Von einer Sonne, ſelbſt der Seele, durchs Geſicht,
Solch eine Luſt erweckt, ſo gar ihr inners ſchmuͤcket,
Erheitert und verklaͤrt, ja faſt entzuͤcket;
Jn welchem klarem Licht, in welchem hellen Glaͤntzen
Muß wunder-wunder-wunder-ſchoͤn
Die Tieffe ſonder Grund und Grentzen,
Wo Millionen Sonnen, ſtehn!
Wie muß im ſeelgen Himmel nicht
Doch aller Sonnen Sonnen-Licht,
Aus deſſen Gottheits-Meer, ſie, bloß als Tropfen, quillen,
Das (ſo wie unſrer Sonnen-Pracht
Die Coͤrper nur) die Geiſter ſichtbar macht,
Mit Goͤttlich hellem Glantz der Himmel Himmel fuͤllen!
Auf welch entzuͤckende beſeeligende Weiſe
Wird nicht an ſolchem Licht’, als ihrer Seelen-Speife,
Jn ſeelger Luſt, o Schoͤpfer! Dir zu Ehren,
Die Schaar der Seeligen ſich ewig ewig nehren!
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