Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Der schimmernde Schnee. So zeiget mir das helle blitzenVon so viel hundert tausend Spitzen, Womit der Boden gantz erfüllt, Jn ieder Spitz' ein kleines Sonnen-Bild. Es fiel hiebey mir ferner ein: Jch kann in allen Schnee-und allen Eises-Ecken Der Sonnen himmlisch Bild entdecken: Wie steht es denn dabey üm dich, mein Hertz? Wirst du zum Schöpfer überwärts, Jn fröhlicher Bewunderung, dich lencken, Und Sein im dancken offt gedencken; So wirst du andern auch in deiner Tugend Schein Der ew'gen Sonnen Macht-und Weisheits-Spiegel seyn, Jndem ich nun den angestrahlten Schnee Noch eins aufmercksam überseh, Vergnüg' ich mich noch immer mehr und mehr An seiner Blitze Glantz: und kommt es mir, Als wie ein weisses Firmament, Woran ein kleines Sternen-Heer, Jn einem hellen Schimmer brennt, Bey hellem Tage für. Wie diese Sternchen nun, wie ungezehlt sie seyn, Den Wunder-schönen Glantz und Schein Doch nur von einer Sonn' empfangen; Auf gleiche Weise kann man finden, Daß aller Sternen Heer' ins Himmels Abgrunds-Gründen Von einer ewgen Sonn', von GOTT allein Das Wesen und den Glantz erlangen. Be-
Der ſchimmernde Schnee. So zeiget mir das helle blitzenVon ſo viel hundert tauſend Spitzen, Womit der Boden gantz erfuͤllt, Jn ieder Spitz’ ein kleines Sonnen-Bild. Es fiel hiebey mir ferner ein: Jch kann in allen Schnee-und allen Eiſes-Ecken Der Sonnen himmliſch Bild entdecken: Wie ſteht es denn dabey uͤm dich, mein Hertz? Wirſt du zum Schoͤpfer uͤberwaͤrts, Jn froͤhlicher Bewunderung, dich lencken, Und Sein im dancken offt gedencken; So wirſt du andern auch in deiner Tugend Schein Der ew’gen Sonnen Macht-und Weisheits-Spiegel ſeyn, Jndem ich nun den angeſtrahlten Schnee Noch eins aufmerckſam uͤberſeh, Vergnuͤg’ ich mich noch immer mehr und mehr An ſeiner Blitze Glantz: und kommt es mir, Als wie ein weiſſes Firmament, Woran ein kleines Sternen-Heer, Jn einem hellen Schimmer brennt, Bey hellem Tage fuͤr. Wie dieſe Sternchen nun, wie ungezehlt ſie ſeyn, Den Wunder-ſchoͤnen Glantz und Schein Doch nur von einer Sonn’ empfangen; Auf gleiche Weiſe kann man finden, Daß aller Sternen Heer’ ins Himmels Abgrunds-Gruͤnden Von einer ewgen Sonn’, von GOTT allein Das Weſen und den Glantz erlangen. Be-
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Der ſchimmernde Schnee.
So zeiget mir das helle blitzen
Von ſo viel hundert tauſend Spitzen,
Womit der Boden gantz erfuͤllt,
Jn ieder Spitz’ ein kleines Sonnen-Bild.
Es fiel hiebey mir ferner ein:
Jch kann in allen Schnee-und allen Eiſes-Ecken
Der Sonnen himmliſch Bild entdecken:
Wie ſteht es denn dabey uͤm dich, mein Hertz?
Wirſt du zum Schoͤpfer uͤberwaͤrts,
Jn froͤhlicher Bewunderung, dich lencken,
Und Sein im dancken offt gedencken;
So wirſt du andern auch in deiner Tugend Schein
Der ew’gen Sonnen Macht-und Weisheits-Spiegel ſeyn,
Jndem ich nun den angeſtrahlten Schnee
Noch eins aufmerckſam uͤberſeh,
Vergnuͤg’ ich mich noch immer mehr und mehr
An ſeiner Blitze Glantz: und kommt es mir,
Als wie ein weiſſes Firmament,
Woran ein kleines Sternen-Heer,
Jn einem hellen Schimmer brennt,
Bey hellem Tage fuͤr.
Wie dieſe Sternchen nun, wie ungezehlt ſie ſeyn,
Den Wunder-ſchoͤnen Glantz und Schein
Doch nur von einer Sonn’ empfangen;
Auf gleiche Weiſe kann man finden,
Daß aller Sternen Heer’ ins Himmels Abgrunds-Gruͤnden
Von einer ewgen Sonn’, von GOTT allein
Das Weſen und den Glantz erlangen.
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