Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Anfang des Frühlinges. Wie wird nicht euer Schmuck und Schein So dann viel herrlicher, als unsre Farben seyn! Wenn ihr nur eure Pflicht, den Schöpffer zu erhöhn, Und Seine Wunder-Werck mit Andacht anzusehn, Auf dieser Welt in Acht genommen. Ach! sehet uns denn an, wie schön, wie Wunder-schön Der Schöpffer uns aufs nen gebildet; Wie bunt Er uns gefärbt, versilbert und vergüldet. Ja überlegt dabey das Wunder, und bedencket, Daß Er nun seit so langer Zeit Uns alle Jahr ein neues Kleid, Und einen neuen Leib geschencket, Zum Zeugniß Seiner Gütigkeit. Für wen bereiten sich doch unsre Säffte? Für wen sind wir an Farb' und an Geruch so reich? Wir geben euch all' unsre Kräffte: Denn unsre Krafft dient uns nicht selbst, nur euch. Wir blühen nicht für uns, für euch allein. Ja wenn wir sagten, daß die Güte Des Schöpffers Selber in uns blühte, Euch selbst durch den Geruch erquickte, Für euch nur bloß so schön uns schmückte, Würd' es vielleicht nicht unrecht seyn. Es sehe denn doch iederman Die Erd-Gewächs' als so viel tausend Zeugen Der Liebe, Güt' und Allmacht GOttes, an! Mor-
Anfang des Fruͤhlinges. Wie wird nicht euer Schmuck und Schein So dann viel herrlicher, als unſre Farben ſeyn! Wenn ihr nur eure Pflicht, den Schoͤpffer zu erhoͤhn, Und Seine Wunder-Werck mit Andacht anzuſehn, Auf dieſer Welt in Acht genommen. Ach! ſehet uns denn an, wie ſchoͤn, wie Wunder-ſchoͤn Der Schoͤpffer uns aufs nen gebildet; Wie bunt Er uns gefaͤrbt, verſilbert und verguͤldet. Ja uͤberlegt dabey das Wunder, und bedencket, Daß Er nun ſeit ſo langer Zeit Uns alle Jahr ein neues Kleid, Und einen neuen Leib geſchencket, Zum Zeugniß Seiner Guͤtigkeit. Fuͤr wen bereiten ſich doch unſre Saͤffte? Fuͤr wen ſind wir an Farb’ und an Geruch ſo reich? Wir geben euch all’ unſre Kraͤffte: Denn unſre Krafft dient uns nicht ſelbſt, nur euch. Wir bluͤhen nicht fuͤr uns, fuͤr euch allein. Ja wenn wir ſagten, daß die Guͤte Des Schoͤpffers Selber in uns bluͤhte, Euch ſelbſt durch den Geruch erquickte, Fuͤr euch nur bloß ſo ſchoͤn uns ſchmuͤckte, Wuͤrd’ es vielleicht nicht unrecht ſeyn. Es ſehe denn doch iederman Die Erd-Gewaͤchſ’ als ſo viel tauſend Zeugen Der Liebe, Guͤt’ und Allmacht GOttes, an! Mor-
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Anfang des Fruͤhlinges.
Wie wird nicht euer Schmuck und Schein
So dann viel herrlicher, als unſre Farben ſeyn!
Wenn ihr nur eure Pflicht, den Schoͤpffer zu erhoͤhn,
Und Seine Wunder-Werck mit Andacht anzuſehn,
Auf dieſer Welt in Acht genommen.
Ach! ſehet uns denn an, wie ſchoͤn, wie Wunder-ſchoͤn
Der Schoͤpffer uns aufs nen gebildet;
Wie bunt Er uns gefaͤrbt, verſilbert und verguͤldet.
Ja uͤberlegt dabey das Wunder, und bedencket,
Daß Er nun ſeit ſo langer Zeit
Uns alle Jahr ein neues Kleid,
Und einen neuen Leib geſchencket,
Zum Zeugniß Seiner Guͤtigkeit.
Fuͤr wen bereiten ſich doch unſre Saͤffte?
Fuͤr wen ſind wir an Farb’ und an Geruch ſo reich?
Wir geben euch all’ unſre Kraͤffte:
Denn unſre Krafft dient uns nicht ſelbſt, nur euch.
Wir bluͤhen nicht fuͤr uns, fuͤr euch allein.
Ja wenn wir ſagten, daß die Guͤte
Des Schoͤpffers Selber in uns bluͤhte,
Euch ſelbſt durch den Geruch erquickte,
Fuͤr euch nur bloß ſo ſchoͤn uns ſchmuͤckte,
Wuͤrd’ es vielleicht nicht unrecht ſeyn.
Es ſehe denn doch iederman
Die Erd-Gewaͤchſ’ als ſo viel tauſend Zeugen
Der Liebe, Guͤt’ und Allmacht GOttes, an!
Mor-
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