Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Morgen-Gebet nach dem Winter, etc. Jn Gärten höret man jetzt manchen lauten Thon, Ein frölichs klappern, nageln, klopffen. Die frohen Gärtner hefften schon Mit Leder ihre Bäum' an trockne Plancken an, Wovon man ohne Lust den Schall nicht hören kann. Sie bringen uns schon Brunn-Kreß, jungen Hopffen, Und ander Kräuter- Werck. Die Bäum' und Weiden Sind sie mit Lust anitzt beschäfftigt zu beschneiden. Ach laß auch heute mich, o HErr, zuforderst Dir, Und dann dem Nächsten, so wie mir, Bemühet seyn mit Lust zu dienen! Gieb daß ich, weil auch er von Dir hervorgebracht, Und er, so wol als ich, ein Vorwurff Deiner Macht, Auch, selbst in ihm, Dein Lob vermehre Und Dich in meinem Rächsten ehre! Gieb, daß ich überall heut Deinen Segen spühr, Der mir bisher so mildiglich erschienen. Ach laß auch mich die wilden Sprossen Der eitlen Lust-und Geld-und Ehr-Begier, Die mir im Hertzen ausgeschossen, Auch heute so, wie sie, beschneiden, und zugleich Auch so, wie sie, an Hoffnung reich, Zu eines Frühlings Pracht und gläntzen, Auch auf den ewig seel'gen Lentzen, Und dessen unverwelckten Schätzen, Mein immer grünes Hoffen setzen! Fabel.
Morgen-Gebet nach dem Winter, ꝛc. Jn Gaͤrten hoͤret man jetzt manchen lauten Thon, Ein froͤlichs klappern, nageln, klopffen. Die frohen Gaͤrtner hefften ſchon Mit Leder ihre Baͤum’ an trockne Plancken an, Wovon man ohne Luſt den Schall nicht hoͤren kann. Sie bringen uns ſchon Brunn-Kreß, jungen Hopffen, Und ander Kraͤuter- Werck. Die Baͤum’ und Weiden Sind ſie mit Luſt anitzt beſchaͤfftigt zu beſchneiden. Ach laß auch heute mich, o HErr, zuforderſt Dir, Und dann dem Naͤchſten, ſo wie mir, Bemuͤhet ſeyn mit Luſt zu dienen! Gieb daß ich, weil auch er von Dir hervorgebracht, Und er, ſo wol als ich, ein Vorwurff Deiner Macht, Auch, ſelbſt in ihm, Dein Lob vermehre Und Dich in meinem Raͤchſten ehre! Gieb, daß ich uͤberall heut Deinen Segen ſpuͤhr, Der mir bisher ſo mildiglich erſchienen. Ach laß auch mich die wilden Sproſſen Der eitlen Luſt-und Geld-und Ehr-Begier, Die mir im Hertzen ausgeſchoſſen, Auch heute ſo, wie ſie, beſchneiden, und zugleich Auch ſo, wie ſie, an Hoffnung reich, Zu eines Fruͤhlings Pracht und glaͤntzen, Auch auf den ewig ſeel’gen Lentzen, Und deſſen unverwelckten Schaͤtzen, Mein immer gruͤnes Hoffen ſetzen! Fabel.
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Morgen-Gebet nach dem Winter, ꝛc.
Jn Gaͤrten hoͤret man jetzt manchen lauten Thon,
Ein froͤlichs klappern, nageln, klopffen.
Die frohen Gaͤrtner hefften ſchon
Mit Leder ihre Baͤum’ an trockne Plancken an,
Wovon man ohne Luſt den Schall nicht hoͤren kann.
Sie bringen uns ſchon Brunn-Kreß, jungen Hopffen,
Und ander Kraͤuter- Werck. Die Baͤum’ und Weiden
Sind ſie mit Luſt anitzt beſchaͤfftigt zu beſchneiden.
Ach laß auch heute mich, o HErr, zuforderſt Dir,
Und dann dem Naͤchſten, ſo wie mir,
Bemuͤhet ſeyn mit Luſt zu dienen!
Gieb daß ich, weil auch er von Dir hervorgebracht,
Und er, ſo wol als ich, ein Vorwurff Deiner Macht,
Auch, ſelbſt in ihm, Dein Lob vermehre
Und Dich in meinem Raͤchſten ehre!
Gieb, daß ich uͤberall heut Deinen Segen ſpuͤhr,
Der mir bisher ſo mildiglich erſchienen.
Ach laß auch mich die wilden Sproſſen
Der eitlen Luſt-und Geld-und Ehr-Begier,
Die mir im Hertzen ausgeſchoſſen,
Auch heute ſo, wie ſie, beſchneiden, und zugleich
Auch ſo, wie ſie, an Hoffnung reich,
Zu eines Fruͤhlings Pracht und glaͤntzen,
Auch auf den ewig ſeel’gen Lentzen,
Und deſſen unverwelckten Schaͤtzen,
Mein immer gruͤnes Hoffen ſetzen!
Fabel.
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