Jn einer ungemessnen Höhe, Annoch von unsrer Sonnen stehe. Den Abstand legen hell und klar Uns die Vergrössrungs-Gläser dar; Da, wenn sie alles das, was unsre Sonnen-Welt Jn ihrem weiten Circkel hält, Auf wie viel tausend mahl vergrössern; Sie alle Fix-Stern unsern Augen Nicht üm ein einzigs Haar nur zu vergrössern taugen. So uns denn offenbar entdecket, Daß dieses Abstands Tieff' und Weite, Entfernung, Höhe, Läng' und Breite Sich so entsetzlich fern erstrecket, Daß unser Blick, wie sehr man ihn auch stärckt, Doch, in der ungeheuren Ferne, Nicht die geringste Aendrung merckt.
Wir finden, daß der Sirius, Der dreissig tausend mahl fast, uns verkleinet, Jm Gegenhalt der Sonn', erscheinet, Auch wenigstens so viel entfernter sitzen muß: So denn, wenn mans genau erweget, Auf Millionen Millionen Von Teutschen Meilen sich beträget.
Wann dem nun so; welch' eine tieffe Ferne Jst in des Firmamentes Gründen! Da wir in selbigen viel tausend tausend Sterne, Die immer mehr und mehr noch klein, Und folglich immer mehr und mehr entfernet seyn, Durch scharffe Perspective finden.
Der-
Neu-Jahrs-Gedicht.
Jn einer ungemeſſnen Hoͤhe, Annoch von unſrer Sonnen ſtehe. Den Abſtand legen hell und klar Uns die Vergroͤſſrungs-Glaͤſer dar; Da, wenn ſie alles das, was unſre Sonnen-Welt Jn ihrem weiten Circkel haͤlt, Auf wie viel tauſend mahl vergroͤſſern; Sie alle Fix-Stern unſern Augen Nicht uͤm ein einzigs Haar nur zu vergroͤſſern taugen. So uns denn offenbar entdecket, Daß dieſes Abſtands Tieff’ und Weite, Entfernung, Hoͤhe, Laͤng’ und Breite Sich ſo entſetzlich fern erſtrecket, Daß unſer Blick, wie ſehr man ihn auch ſtaͤrckt, Doch, in der ungeheuren Ferne, Nicht die geringſte Aendrung merckt.
Wir finden, daß der Sirius, Der dreiſſig tauſend mahl faſt, uns verkleinet, Jm Gegenhalt der Sonn’, erſcheinet, Auch wenigſtens ſo viel entfernter ſitzen muß: So denn, wenn mans genau erweget, Auf Millionen Millionen Von Teutſchen Meilen ſich betraͤget.
Wann dem nun ſo; welch’ eine tieffe Ferne Jſt in des Firmamentes Gruͤnden! Da wir in ſelbigen viel tauſend tauſend Sterne, Die immer mehr und mehr noch klein, Und folglich immer mehr und mehr entfernet ſeyn, Durch ſcharffe Perſpective finden.
Der-
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Neu-Jahrs-Gedicht.
Jn einer ungemeſſnen Hoͤhe,
Annoch von unſrer Sonnen ſtehe.
Den Abſtand legen hell und klar
Uns die Vergroͤſſrungs-Glaͤſer dar;
Da, wenn ſie alles das, was unſre Sonnen-Welt
Jn ihrem weiten Circkel haͤlt,
Auf wie viel tauſend mahl vergroͤſſern;
Sie alle Fix-Stern unſern Augen
Nicht uͤm ein einzigs Haar nur zu vergroͤſſern taugen.
So uns denn offenbar entdecket,
Daß dieſes Abſtands Tieff’ und Weite,
Entfernung, Hoͤhe, Laͤng’ und Breite
Sich ſo entſetzlich fern erſtrecket,
Daß unſer Blick, wie ſehr man ihn auch ſtaͤrckt,
Doch, in der ungeheuren Ferne,
Nicht die geringſte Aendrung merckt.
Wir finden, daß der Sirius,
Der dreiſſig tauſend mahl faſt, uns verkleinet,
Jm Gegenhalt der Sonn’, erſcheinet,
Auch wenigſtens ſo viel entfernter ſitzen muß:
So denn, wenn mans genau erweget,
Auf Millionen Millionen
Von Teutſchen Meilen ſich betraͤget.
Wann dem nun ſo; welch’ eine tieffe Ferne
Jſt in des Firmamentes Gruͤnden!
Da wir in ſelbigen viel tauſend tauſend Sterne,
Die immer mehr und mehr noch klein,
Und folglich immer mehr und mehr entfernet ſeyn,
Durch ſcharffe Perſpective finden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/502>, abgerufen am 31.10.2024.
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