Von den Kräfften und dem Nutzen der erstaunens-wehrten Schwerde Jn den Cörpern, wodurch ich ungemein gerühret werde, Etwas weniges zu stammlen. Nach dem Mittel-Punct der Erde Werden, durch den kürtzsten Weg, alle Cörper abgelenckt; Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen, Sie daran verhindern müssen. Wenn ein Geist dieß über- dencket, Welch ein unbeschreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft, auf Erde, Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde; Muß er in sich selbst erstaunen. Durch die Schwehrd' allein geschichts, Daß das schreckende Gewicht unsrer Erden, das so schwehr, Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichsam als an einem Nichts, Wie die Bibel redet, hänget. Daß das unbegrentzte Meer, Auf dem ausgehölten Grunde, auch bey seiner Unruh, ruht; Jst der Schwehrde zuzuschreiben. Daß der Ström' und Flüsse Fluth, Welche, wenn sie sich nicht reg'ten, bald verfaulen würd' und stincken, Sich zu unserm Nutz beweget; daß die Wolcken abwärts sincken, Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier' und Men- schen trincken, Und im Leben bleiben können; daß die Wasser aufwärts steigen, Wie sie sich in unsern Spring- und in andern Brunnen zeigen, Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge- wicht, Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-würdig ausgericht.
Daß
Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Von den Kraͤfften und dem Nutzen der erſtaunens-wehrten Schwerde Jn den Coͤrpern, wodurch ich ungemein geruͤhret werde, Etwas weniges zu ſtammlen. Nach dem Mittel-Punct der Erde Werden, durch den kuͤrtzſten Weg, alle Coͤrper abgelenckt; Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen, Sie daran verhindern muͤſſen. Wenn ein Geiſt dieß uͤber- dencket, Welch ein unbeſchreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft, auf Erde, Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde; Muß er in ſich ſelbſt erſtaunen. Durch die Schwehrd’ allein geſchichts, Daß das ſchreckende Gewicht unſrer Erden, das ſo ſchwehr, Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichſam als an einem Nichts, Wie die Bibel redet, haͤnget. Daß das unbegrentzte Meer, Auf dem ausgehoͤlten Grunde, auch bey ſeiner Unruh, ruht; Jſt der Schwehrde zuzuſchreiben. Daß der Stroͤm’ und Fluͤſſe Fluth, Welche, wenn ſie ſich nicht reg’ten, bald verfaulen wuͤrd’ und ſtincken, Sich zu unſerm Nutz beweget; daß die Wolcken abwaͤrts ſincken, Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier’ und Men- ſchen trincken, Und im Leben bleiben koͤnnen; daß die Waſſer aufwaͤrts ſteigen, Wie ſie ſich in unſern Spring- und in andern Brunnen zeigen, Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge- wicht, Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-wuͤrdig ausgericht.
Daß
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Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Von den Kraͤfften und dem Nutzen der erſtaunens-wehrten
Schwerde
Jn den Coͤrpern, wodurch ich ungemein geruͤhret werde,
Etwas weniges zu ſtammlen. Nach dem Mittel-Punct
der Erde
Werden, durch den kuͤrtzſten Weg, alle Coͤrper abgelenckt;
Unerachtet viele Dinge, durch ein wiedriges Bewegen,
Sie daran verhindern muͤſſen. Wenn ein Geiſt dieß uͤber-
dencket,
Welch ein unbeſchreiblich Gut, durch der Schwehrde Krafft,
auf Erde,
Jn der Lufft und in der Fluth, ja im Feur gewircket werde;
Muß er in ſich ſelbſt erſtaunen. Durch die Schwehrd’ allein
geſchichts,
Daß das ſchreckende Gewicht unſrer Erden, das ſo ſchwehr,
Bloß an ihrem Mittel-Punct, gleichſam als an einem Nichts,
Wie die Bibel redet, haͤnget. Daß das unbegrentzte Meer,
Auf dem ausgehoͤlten Grunde, auch bey ſeiner Unruh, ruht;
Jſt der Schwehrde zuzuſchreiben. Daß der Stroͤm’ und
Fluͤſſe Fluth,
Welche, wenn ſie ſich nicht reg’ten, bald verfaulen wuͤrd’ und
ſtincken,
Sich zu unſerm Nutz beweget; daß die Wolcken abwaͤrts
ſincken,
Und uns Thau und Regen liefern, damit Thier’ und Men-
ſchen trincken,
Und im Leben bleiben koͤnnen; daß die Waſſer aufwaͤrts
ſteigen,
Wie ſie ſich in unſern Spring- und in andern Brunnen
zeigen,
Ja auch auf der Berge Gipfel; alles dieß wird durchs Ge-
wicht,
Zu der Creaturen Nutzen, Wunder-wuͤrdig ausgericht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/532>, abgerufen am 31.10.2024.
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