Wird man, in desselben Jnhalt, an der Breite, Dick' und Länge, Von dergleichen Würffelchen eine wundersame Menge, Nehmlich, nach der Meß-Kunst Regeln, eine Million bekommen, Solcher, die noch alle sichtbar. Wenn wir nun, mit vieler Müh, Eine Spitze von der Nadel schärffen, und so spitzig wetzen, Als des kleinsten Würffels Breite, dann, wann sie gewetzet, sie Eben in das Wasser tuncken, und nur bloß die Spitze netzen; Findet man, wenn man dieselbe wieder aus dem Wasser hebt, Daß sie feucht, und daß an ihr, ein klein Wasser-Theilchen klebt. Wenn nun solches auch so breit als der Spitze Fläche wär, Und von würfflichter Figur; folgt, daß selbiges nicht mehr Als der millionste Theil eines Zolls von Wasser sey; Folglich, daß ein Daum-breit Wasser solcher Theile, min- der nicht, Als, aufs wenigste zu rechnen, eine Million befasse, Deren iedes abgesondert, sich dem menschlichen Gesicht, Durch ein Grössrungs-Glas aufs mindste, klar und deutlich sehen lasse.
Hieraus folget nun von selbsten, daß, so mancher Was- ser-Daum Jn den Wassern, in der Erde, ja selbst in der Lüffte Raum, Fliesset und beweget wird; auch im Wasser, Lufft und Erden So viel Millionen Theile seyn, und auch beweget werden. Aber lasst uns weiter gehn, Um die Theil in der Natur noch verkleinerter zu sehn: Weil nichts mehr, als solche Kleinheit, die das dencken über- steiget, Eines Schöpfers und Regierers Gröss' uns überzeuglich zeiget.
Wenn
Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Wird man, in deſſelben Jnhalt, an der Breite, Dick’ und Laͤnge, Von dergleichen Wuͤrffelchen eine wunderſame Menge, Nehmlich, nach der Meß-Kunſt Regeln, eine Million bekom̃en, Solcher, die noch alle ſichtbar. Wenn wir nun, mit vieler Muͤh, Eine Spitze von der Nadel ſchaͤrffen, und ſo ſpitzig wetzen, Als des kleinſten Wuͤrffels Breite, dann, wann ſie gewetzet, ſie Eben in das Waſſer tuncken, und nur bloß die Spitze netzen; Findet man, wenn man dieſelbe wieder aus dem Waſſer hebt, Daß ſie feucht, und daß an ihr, ein klein Waſſer-Theilchen klebt. Wenn nun ſolches auch ſo breit als der Spitze Flaͤche waͤr, Und von wuͤrfflichter Figur; folgt, daß ſelbiges nicht mehr Als der millionſte Theil eines Zolls von Waſſer ſey; Folglich, daß ein Daum-breit Waſſer ſolcher Theile, min- der nicht, Als, aufs wenigſte zu rechnen, eine Million befaſſe, Deren iedes abgeſondert, ſich dem menſchlichen Geſicht, Durch ein Groͤſſrungs-Glas aufs mindſte, klar und deutlich ſehen laſſe.
Hieraus folget nun von ſelbſten, daß, ſo mancher Waſ- ſer-Daum Jn den Waſſern, in der Erde, ja ſelbſt in der Luͤffte Raum, Flieſſet und beweget wird; auch im Waſſer, Lufft und Erden So viel Millionen Theile ſeyn, und auch beweget werden. Aber laſſt uns weiter gehn, Um die Theil in der Natur noch verkleinerter zu ſehn: Weil nichts mehr, als ſolche Kleinheit, die das dencken uͤber- ſteiget, Eines Schoͤpfers und Regierers Groͤſſ’ uns uͤberzeuglich zeiget.
Wenn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="19"><l><pbfacs="#f0536"n="504"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.</hi></fw></l><lb/><l>Wird man, in deſſelben Jnhalt, an der Breite, Dick’ und<lb/><hirendition="#et">Laͤnge,</hi></l><lb/><l>Von dergleichen Wuͤrffelchen eine wunderſame Menge,</l><lb/><l>Nehmlich, nach der Meß-Kunſt Regeln, eine Million bekom̃en,</l><lb/><l>Solcher, die noch alle ſichtbar. Wenn wir nun, mit vieler<lb/><hirendition="#et">Muͤh,</hi></l><lb/><l>Eine Spitze von der Nadel ſchaͤrffen, und ſo ſpitzig wetzen,</l><lb/><l>Als des kleinſten Wuͤrffels Breite, dann, wann ſie gewetzet, ſie</l><lb/><l>Eben in das Waſſer tuncken, und nur bloß die Spitze netzen;</l><lb/><l>Findet man, wenn man dieſelbe wieder aus dem Waſſer hebt,</l><lb/><l>Daß ſie feucht, und daß an ihr, ein klein Waſſer-Theilchen<lb/><hirendition="#et">klebt.</hi></l><lb/><l>Wenn nun ſolches auch ſo breit als der Spitze Flaͤche waͤr,</l><lb/><l>Und von wuͤrfflichter Figur; folgt, daß ſelbiges nicht mehr</l><lb/><l>Als der millionſte Theil eines Zolls von Waſſer ſey;</l><lb/><l>Folglich, daß ein Daum-breit Waſſer ſolcher Theile, min-<lb/><hirendition="#et">der nicht,</hi></l><lb/><l>Als, aufs wenigſte zu rechnen, eine Million befaſſe,</l><lb/><l>Deren iedes abgeſondert, ſich dem menſchlichen Geſicht,</l><lb/><l>Durch ein Groͤſſrungs-Glas aufs mindſte, klar und deutlich<lb/><hirendition="#et">ſehen laſſe.</hi></l></lg><lb/><lgn="20"><l>Hieraus folget nun von ſelbſten, daß, ſo mancher Waſ-<lb/><hirendition="#et">ſer-Daum</hi></l><lb/><l>Jn den Waſſern, in der Erde, ja ſelbſt in der Luͤffte Raum,</l><lb/><l>Flieſſet und beweget wird; auch im Waſſer, Lufft und Erden</l><lb/><l>So viel Millionen Theile ſeyn, und auch beweget werden.</l><lb/><l>Aber laſſt uns weiter gehn,</l><lb/><l>Um die Theil in der Natur noch verkleinerter zu ſehn:</l><lb/><l>Weil nichts mehr, als ſolche Kleinheit, die das dencken uͤber-<lb/><hirendition="#et">ſteiget,</hi></l><lb/><l>Eines Schoͤpfers und Regierers Groͤſſ’ uns uͤberzeuglich<lb/><hirendition="#et">zeiget.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[504/0536]
Natur-Kraͤffte, Geſetze und Eigenſch. ꝛc.
Wird man, in deſſelben Jnhalt, an der Breite, Dick’ und
Laͤnge,
Von dergleichen Wuͤrffelchen eine wunderſame Menge,
Nehmlich, nach der Meß-Kunſt Regeln, eine Million bekom̃en,
Solcher, die noch alle ſichtbar. Wenn wir nun, mit vieler
Muͤh,
Eine Spitze von der Nadel ſchaͤrffen, und ſo ſpitzig wetzen,
Als des kleinſten Wuͤrffels Breite, dann, wann ſie gewetzet, ſie
Eben in das Waſſer tuncken, und nur bloß die Spitze netzen;
Findet man, wenn man dieſelbe wieder aus dem Waſſer hebt,
Daß ſie feucht, und daß an ihr, ein klein Waſſer-Theilchen
klebt.
Wenn nun ſolches auch ſo breit als der Spitze Flaͤche waͤr,
Und von wuͤrfflichter Figur; folgt, daß ſelbiges nicht mehr
Als der millionſte Theil eines Zolls von Waſſer ſey;
Folglich, daß ein Daum-breit Waſſer ſolcher Theile, min-
der nicht,
Als, aufs wenigſte zu rechnen, eine Million befaſſe,
Deren iedes abgeſondert, ſich dem menſchlichen Geſicht,
Durch ein Groͤſſrungs-Glas aufs mindſte, klar und deutlich
ſehen laſſe.
Hieraus folget nun von ſelbſten, daß, ſo mancher Waſ-
ſer-Daum
Jn den Waſſern, in der Erde, ja ſelbſt in der Luͤffte Raum,
Flieſſet und beweget wird; auch im Waſſer, Lufft und Erden
So viel Millionen Theile ſeyn, und auch beweget werden.
Aber laſſt uns weiter gehn,
Um die Theil in der Natur noch verkleinerter zu ſehn:
Weil nichts mehr, als ſolche Kleinheit, die das dencken uͤber-
ſteiget,
Eines Schoͤpfers und Regierers Groͤſſ’ uns uͤberzeuglich
zeiget.
Wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/536>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.