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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Fröhliche Betrachtung


Kaum hatt' ich die letzten Worte hingesetzt und ausge-
drückt,
Als ich (da vorher die Pracht leiblicher Vollkommenheiten
Mich fast aus mir selbst gesetzt, gantz erquickt, und halb ent-
zückt)
Auch Gelegenheit bekam, geistige Vortrefflichkeiten,
Die vom Schöpfer gleichfalls stammen, in so hohem Grad
zu sehn,
Daß mein fröhliges Erstaunen, und wie mir dabey geschehn,
Unausdrücklich ist und bleibet. Ein bewunderns-wehrter
Brief
Von Durchlauchtger Hand geschrieben in gebundnen
Worten, lieff
Unvermuthet bey mir ein. Hessen-Homburgs Lude-
wig
Zeigte Seiner Seelen Grösse, und in ihr, in welchem Grad
GOtt die menschliche Ratur mit Vernunft begabet hat
Aus der Fülle Seiner Weisheit. Kein bestrahlter Mor-
gen-Thau,
Wann der Sonnen güldne, Blicke sein verklärtes Raß ver-
gülden,
Kann des Urbilds Herrlichkeit deutlicher und schöner bilden,
Als ich GOTTES Wunder-Wercke in dem Brief gebildet
fand.
Alle Zeilen, iede Worte, zeigten himmlischen Verstand,
Stellten Göttlicher Geschöpfe Wunder-volle Pracht und
Zier
Ja noch nie vorhin gesehner Majestät und Anmuth für.
Wo
Froͤhliche Betrachtung


Kaum hatt’ ich die letzten Worte hingeſetzt und ausge-
druͤckt,
Als ich (da vorher die Pracht leiblicher Vollkommenheiten
Mich faſt aus mir ſelbſt geſetzt, gantz erquickt, und halb ent-
zuͤckt)
Auch Gelegenheit bekam, geiſtige Vortrefflichkeiten,
Die vom Schoͤpfer gleichfalls ſtammen, in ſo hohem Grad
zu ſehn,
Daß mein froͤhliges Erſtaunen, und wie mir dabey geſchehn,
Unausdruͤcklich iſt und bleibet. Ein bewunderns-wehrter
Brief
Von Durchlauchtger Hand geſchrieben in gebundnen
Worten, lieff
Unvermuthet bey mir ein. Heſſen-Homburgs Lude-
wig
Zeigte Seiner Seelen Groͤſſe, und in ihr, in welchem Grad
GOtt die menſchliche Ratur mit Vernunft begabet hat
Aus der Fuͤlle Seiner Weisheit. Kein beſtrahlter Mor-
gen-Thau,
Wann der Sonnen guͤldne, Blicke ſein verklaͤrtes Raß ver-
guͤlden,
Kann des Urbilds Herrlichkeit deutlicher und ſchoͤner bilden,
Als ich GOTTES Wunder-Wercke in dem Brief gebildet
fand.
Alle Zeilen, iede Worte, zeigten himmliſchen Verſtand,
Stellten Goͤttlicher Geſchoͤpfe Wunder-volle Pracht und
Zier
Ja noch nie vorhin geſehner Majeſtaͤt und Anmuth fuͤr.
Wo
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[22/0054] Froͤhliche Betrachtung Kaum hatt’ ich die letzten Worte hingeſetzt und ausge- druͤckt, Als ich (da vorher die Pracht leiblicher Vollkommenheiten Mich faſt aus mir ſelbſt geſetzt, gantz erquickt, und halb ent- zuͤckt) Auch Gelegenheit bekam, geiſtige Vortrefflichkeiten, Die vom Schoͤpfer gleichfalls ſtammen, in ſo hohem Grad zu ſehn, Daß mein froͤhliges Erſtaunen, und wie mir dabey geſchehn, Unausdruͤcklich iſt und bleibet. Ein bewunderns-wehrter Brief Von Durchlauchtger Hand geſchrieben in gebundnen Worten, lieff Unvermuthet bey mir ein. Heſſen-Homburgs Lude- wig Zeigte Seiner Seelen Groͤſſe, und in ihr, in welchem Grad GOtt die menſchliche Ratur mit Vernunft begabet hat Aus der Fuͤlle Seiner Weisheit. Kein beſtrahlter Mor- gen-Thau, Wann der Sonnen guͤldne, Blicke ſein verklaͤrtes Raß ver- guͤlden, Kann des Urbilds Herrlichkeit deutlicher und ſchoͤner bilden, Als ich GOTTES Wunder-Wercke in dem Brief gebildet fand. Alle Zeilen, iede Worte, zeigten himmliſchen Verſtand, Stellten Goͤttlicher Geſchoͤpfe Wunder-volle Pracht und Zier Ja noch nie vorhin geſehner Majeſtaͤt und Anmuth fuͤr. Wo

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/54>, abgerufen am 22.11.2024.