Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.
Wann uns in holder Frühlings-Zeit, Bey reiner Lufft und heiterm Wetter, Ein jüngst begrünter Wald zwar Millionen Blätter, Doch noch mehr Lust und Lieblichkeit Jn seinem grünen Schatten zeiget; Wann von der kleinen Sänger Schaar So mancher Zweig, bald hier bald dar, Sich durch den schnellen Flug, und frohes Hüpffen, beuget, Erfüllt ihr Lieder-reicher Chor Und helles Gurgeln Luft und Ohr, So daß vom locken, schlagen, singen Und zwitscherndem Geräusch, so Berg als Thal erklingen. Wie lieblich musicirt, und singet, GOtt zum Preise, Der Stieglitz, Emmerling, der Hänfling und die Meise, Das Zeischen und der Finck, zumahl die Nachtigall, Wann sie, mit hellerm Thon, und weit geschärfftern Schall, Durchs zwitschernde Geräusch so vieler Sänger dringet, Und künstlicher, als alle, singet! Warüm nun gläuben wir, daß sich das kleine Heer, Mit solch unzehligen Verändrung- und Manieren, So lieblich, angenehm und füß zu musiciren, Mit solchem Fleiß bestreb'? Jst es ein Ungefehr, Daß D 5
Wann uns in holder Fruͤhlings-Zeit, Bey reiner Lufft und heiterm Wetter, Ein juͤngſt begruͤnter Wald zwar Millionen Blaͤtter, Doch noch mehr Luſt und Lieblichkeit Jn ſeinem gruͤnen Schatten zeiget; Wann von der kleinen Saͤnger Schaar So mancher Zweig, bald hier bald dar, Sich durch den ſchnellen Flug, und frohes Huͤpffen, beuget, Erfuͤllt ihr Lieder-reicher Chor Und helles Gurgeln Luft und Ohr, So daß vom locken, ſchlagen, ſingen Und zwitſcherndem Geraͤuſch, ſo Berg als Thal erklingen. Wie lieblich muſicirt, und ſinget, GOtt zum Preiſe, Der Stieglitz, Emmerling, der Haͤnfling und die Meiſe, Das Zeischen und der Finck, zumahl die Nachtigall, Wann ſie, mit hellerm Thon, und weit geſchaͤrfftern Schall, Durchs zwitſchernde Geraͤuſch ſo vieler Saͤnger dringet, Und kuͤnſtlicher, als alle, ſinget! Waruͤm nun glaͤuben wir, daß ſich das kleine Heer, Mit ſolch unzehligen Veraͤndrung- und Manieren, So lieblich, angenehm und fuͤß zu muſiciren, Mit ſolchem Fleiß beſtreb’? Jſt es ein Ungefehr, Daß D 5
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Betrachtung der Voͤgel.
Den wunderbaren Unterſcheid
An Groͤſſe, Zier, Beſchaffenheit,
Veraͤndrung, Farben, und Figur,
Flug, Nahrung, Wohnung und Natur;
Erſtaunen wir mit Recht, weil ſie faſt nicht zu zehlen.
Doch theilet man ſie insgemein
Jn Waſſer-Feld-Haus-Raub- und Singe-Voͤgel ein,
Wovon wir denn fuͤr ietzt nur bloß die letzten wehlen.
Wann uns in holder Fruͤhlings-Zeit,
Bey reiner Lufft und heiterm Wetter,
Ein juͤngſt begruͤnter Wald zwar Millionen Blaͤtter,
Doch noch mehr Luſt und Lieblichkeit
Jn ſeinem gruͤnen Schatten zeiget;
Wann von der kleinen Saͤnger Schaar
So mancher Zweig, bald hier bald dar,
Sich durch den ſchnellen Flug, und frohes Huͤpffen, beuget,
Erfuͤllt ihr Lieder-reicher Chor
Und helles Gurgeln Luft und Ohr,
So daß vom locken, ſchlagen, ſingen
Und zwitſcherndem Geraͤuſch, ſo Berg als Thal erklingen.
Wie lieblich muſicirt, und ſinget, GOtt zum Preiſe,
Der Stieglitz, Emmerling, der Haͤnfling und die Meiſe,
Das Zeischen und der Finck, zumahl die Nachtigall,
Wann ſie, mit hellerm Thon, und weit geſchaͤrfftern Schall,
Durchs zwitſchernde Geraͤuſch ſo vieler Saͤnger dringet,
Und kuͤnſtlicher, als alle, ſinget!
Waruͤm nun glaͤuben wir, daß ſich das kleine Heer,
Mit ſolch unzehligen Veraͤndrung- und Manieren,
So lieblich, angenehm und fuͤß zu muſiciren,
Mit ſolchem Fleiß beſtreb’? Jſt es ein Ungefehr,
Daß
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