Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Hans und Mops.
Hans und Mops.
Hans stund des Morgens auf, und Mops sein Hund,
zugleich;
Hans zog die Kleider an, reckt' seinen Arm, und gähnte;
Mops reckte, schüttelt' sich, und dehnte
Nicht minder alle vier; gebacknen weissen Teig
Aß Hans; da Mops nur blos vom schwartzem Brodte fraß.
Mops tranck das Wasser roh, und Hans gekochtes Naß.
Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be-
schritte
Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte,
Biß daß der Mittag sie nach Hause wieder rief.
Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig schlief,
Schlief Mops nicht weniger. Das schöne Sonnen-Licht
Ward nicht von Hans beschaut, von Mops imgleichen
nicht.
Daß in der Frühlings-Zeit die Creatur so schön,
Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angesehn.
Sie machten sich daraus nicht die geringste Freude.
Durch wenig viel gesagt: sie schief- und wachten Beide;
Sie trancken beide Naß; sie assen beide Brodt:
Es lebten Hans und Mops; jetzt sind sie beide todt.
[Abbildung]
Be-
G 3
Hans und Mops.
Hans und Mops.
Hans ſtund des Morgens auf, und Mops ſein Hund,
zugleich;
Hans zog die Kleider an, reckt’ ſeinen Arm, und gaͤhnte;
Mops reckte, ſchuͤttelt’ ſich, und dehnte
Nicht minder alle vier; gebacknen weiſſen Teig
Aß Hans; da Mops nur blos vom ſchwartzem Brodte fraß.
Mops tranck das Waſſer roh, und Hans gekochtes Naß.
Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be-
ſchritte
Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte,
Biß daß der Mittag ſie nach Hauſe wieder rief.
Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig ſchlief,
Schlief Mops nicht weniger. Das ſchoͤne Sonnen-Licht
Ward nicht von Hans beſchaut, von Mops imgleichen
nicht.
Daß in der Fruͤhlings-Zeit die Creatur ſo ſchoͤn,
Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angeſehn.
Sie machten ſich daraus nicht die geringſte Freude.
Durch wenig viel geſagt: ſie ſchief- und wachten Beide;
Sie trancken beide Naß; ſie aſſen beide Brodt:
Es lebten Hans und Mops; jetzt ſind ſie beide todt.
[Abbildung]
Be-
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0117" n="101"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hans und Mops.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Hans und Mops.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>ans &#x017F;tund des Morgens auf, und Mops &#x017F;ein Hund,</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zugleich;</hi> </l><lb/>
          <l>Hans zog die Kleider an, reckt&#x2019; &#x017F;einen Arm, und ga&#x0364;hnte;</l><lb/>
          <l>Mops reckte, &#x017F;chu&#x0364;ttelt&#x2019; &#x017F;ich, und dehnte</l><lb/>
          <l>Nicht minder alle vier; gebacknen wei&#x017F;&#x017F;en Teig</l><lb/>
          <l>Aß Hans; da Mops nur blos vom &#x017F;chwartzem Brodte fraß.</l><lb/>
          <l>Mops tranck das Wa&#x017F;&#x017F;er roh, und Hans gekochtes Naß.</l><lb/>
          <l>Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chritte</hi> </l><lb/>
          <l>Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte,</l><lb/>
          <l>Biß daß der Mittag &#x017F;ie nach Hau&#x017F;e wieder rief.</l><lb/>
          <l>Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig &#x017F;chlief,</l><lb/>
          <l>Schlief Mops nicht weniger. Das &#x017F;cho&#x0364;ne Sonnen-Licht</l><lb/>
          <l>Ward nicht von Hans be&#x017F;chaut, von Mops imgleichen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">nicht.</hi> </l><lb/>
          <l>Daß in der Fru&#x0364;hlings-Zeit die Creatur &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Hat weder Hans noch Mops bemerckt und ange&#x017F;ehn.</l><lb/>
          <l>Sie machten &#x017F;ich daraus nicht die gering&#x017F;te Freude.</l><lb/>
          <l>Durch wenig viel ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">&#x017F;ie &#x017F;chief- und wachten Beide;</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Sie trancken beide Naß; &#x017F;ie a&#x017F;&#x017F;en beide Brodt:</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Es lebten Hans und Mops; jetzt &#x017F;ind &#x017F;ie beide todt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <figure/>
        <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Be-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0117] Hans und Mops. Hans und Mops. Hans ſtund des Morgens auf, und Mops ſein Hund, zugleich; Hans zog die Kleider an, reckt’ ſeinen Arm, und gaͤhnte; Mops reckte, ſchuͤttelt’ ſich, und dehnte Nicht minder alle vier; gebacknen weiſſen Teig Aß Hans; da Mops nur blos vom ſchwartzem Brodte fraß. Mops tranck das Waſſer roh, und Hans gekochtes Naß. Hans ging darauf ins Feld; Mops gleichfals. Hans be- ſchritte Ein Pferd; Mops aber nicht, er lief, und jener ritte, Biß daß der Mittag ſie nach Hauſe wieder rief. Hans aß; Mops ebenfals. Wie Hans ein wenig ſchlief, Schlief Mops nicht weniger. Das ſchoͤne Sonnen-Licht Ward nicht von Hans beſchaut, von Mops imgleichen nicht. Daß in der Fruͤhlings-Zeit die Creatur ſo ſchoͤn, Hat weder Hans noch Mops bemerckt und angeſehn. Sie machten ſich daraus nicht die geringſte Freude. Durch wenig viel geſagt: ſie ſchief- und wachten Beide; Sie trancken beide Naß; ſie aſſen beide Brodt: Es lebten Hans und Mops; jetzt ſind ſie beide todt. [Abbildung] Be- G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/117
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/117>, abgerufen am 21.11.2024.