Wenn wir die Vögel singen hören, So laßt ihr Zwitschern uns doch lehren, Wie groß, wie würdig zu verehren So ihr als unser Schöpfer sey! Sie werden's uns mit Lust erklähren. Man achtet' eh, auf ihr Geschrey Auf eine wunderliche Weise: Wir aber finden, GOtt zum Preise, Jn ihrem Singen mancherley. Jhr süß und lieblich Lust-Gethön Giebt uns gar deutlich zu verstehn, Daß sie, den Schöpfer zu erhöhn, Und uns zu gleicher Zeit zu laben, Der hellen Stimmen Wunder-Gaben, Wir das Gehör, empfangen haben. Wer beide Werckzeug' recht erweget, Der findet eine helle Spur Von Wundern, welche der Natur Von einem Wesen eingepräget, Das, wie an Lieb und Macht, zugleich An Weisheit überschwenglich reich. Das allen Dingen Seyn und Leben, Wie uns das unsrige, gegeben, Das, ob es alles gleich erfüllet, Sich in die Creatur verhüllet; Ein herrlich Wesen, welches man, Wenn wir sie recht mit Lust beschauen, Wie einen Löwen aus den Klauen, Aus ihrer Schönheit, kennen kann!
Der
Geſang der Voͤgel.
Geſang der Voͤgel.
Wenn wir die Voͤgel ſingen hoͤren, So laßt ihr Zwitſchern uns doch lehren, Wie groß, wie wuͤrdig zu verehren So ihr als unſer Schoͤpfer ſey! Sie werden’s uns mit Luſt erklaͤhren. Man achtet’ eh, auf ihr Geſchrey Auf eine wunderliche Weiſe: Wir aber finden, GOtt zum Preiſe, Jn ihrem Singen mancherley. Jhr ſuͤß und lieblich Luſt-Gethoͤn Giebt uns gar deutlich zu verſtehn, Daß ſie, den Schoͤpfer zu erhoͤhn, Und uns zu gleicher Zeit zu laben, Der hellen Stimmen Wunder-Gaben, Wir das Gehoͤr, empfangen haben. Wer beide Werckzeug’ recht erweget, Der findet eine helle Spur Von Wundern, welche der Natur Von einem Weſen eingepraͤget, Das, wie an Lieb und Macht, zugleich An Weisheit uͤberſchwenglich reich. Das allen Dingen Seyn und Leben, Wie uns das unſrige, gegeben, Das, ob es alles gleich erfuͤllet, Sich in die Creatur verhuͤllet; Ein herrlich Weſen, welches man, Wenn wir ſie recht mit Luſt beſchauen, Wie einen Loͤwen aus den Klauen, Aus ihrer Schoͤnheit, kennen kann!
Der
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Geſang der Voͤgel.
Geſang der Voͤgel.
Wenn wir die Voͤgel ſingen hoͤren,
So laßt ihr Zwitſchern uns doch lehren,
Wie groß, wie wuͤrdig zu verehren
So ihr als unſer Schoͤpfer ſey!
Sie werden’s uns mit Luſt erklaͤhren.
Man achtet’ eh, auf ihr Geſchrey
Auf eine wunderliche Weiſe:
Wir aber finden, GOtt zum Preiſe,
Jn ihrem Singen mancherley.
Jhr ſuͤß und lieblich Luſt-Gethoͤn
Giebt uns gar deutlich zu verſtehn,
Daß ſie, den Schoͤpfer zu erhoͤhn,
Und uns zu gleicher Zeit zu laben,
Der hellen Stimmen Wunder-Gaben,
Wir das Gehoͤr, empfangen haben.
Wer beide Werckzeug’ recht erweget,
Der findet eine helle Spur
Von Wundern, welche der Natur
Von einem Weſen eingepraͤget,
Das, wie an Lieb und Macht, zugleich
An Weisheit uͤberſchwenglich reich.
Das allen Dingen Seyn und Leben,
Wie uns das unſrige, gegeben,
Das, ob es alles gleich erfuͤllet,
Sich in die Creatur verhuͤllet;
Ein herrlich Weſen, welches man,
Wenn wir ſie recht mit Luſt beſchauen,
Wie einen Loͤwen aus den Klauen,
Aus ihrer Schoͤnheit, kennen kann!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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