Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Abend-Andacht. Da nunmehr des Tages Gläntzen und der Sonnenhelle Pracht Unsern Augen sich entzogen; da die Schatten-reiche Nacht, Mit den stillen Finsternissen, Himmel, Erd' und Meer erfüllt, Und der irdischen Geschöpfe Farb' und Bildung gantz verhüllt, Unsern Leib zur Ruhe ruft, um, nach heut vollbrachten Wercken, Jhn, durch einen sanften Schlaf, kräftig wiederum zu stärcken, Und ich, voll Beqvemlichkeit, auf so weichen Feder-Decken, Sonder Sorgen, Furcht und Gram, mich gesund vermag zu strecken: Auf mein Geist! den grossen Schöpfer der den Himmel und die Welt, Bey so wunderbarem Wechsel, in so richt'ger Ordnung hält, Der die stille Nacht zur Ruhe dir gegönnet, zu besingen! Und ein schuldig Abend-Opfer seiner Lieb' und Macht zu bringen! Dieses kann nun füglicher, wie du selber wirst gestehn, Wenn du redlich danckst, mein Geist, als durch Dancken, nicht geschehn. Will man aber redlich Dancken; muß man, mit vergnüg- tem Muth, Sich mit rechtem Ernst bestreben, das von GOTT empfangne Gut, So
Abend-Andacht. Da nunmehr des Tages Glaͤntzen und der Sonnenhelle Pracht Unſern Augen ſich entzogen; da die Schatten-reiche Nacht, Mit den ſtillen Finſterniſſen, Himmel, Erd’ und Meer erfuͤllt, Und der irdiſchen Geſchoͤpfe Farb’ und Bildung gantz verhuͤllt, Unſern Leib zur Ruhe ruft, um, nach heut vollbrachten Wercken, Jhn, durch einen ſanften Schlaf, kraͤftig wiederum zu ſtaͤrcken, Und ich, voll Beqvemlichkeit, auf ſo weichen Feder-Decken, Sonder Sorgen, Furcht und Gram, mich geſund vermag zu ſtrecken: Auf mein Geiſt! den groſſen Schoͤpfer der den Himmel und die Welt, Bey ſo wunderbarem Wechſel, in ſo richt’ger Ordnung haͤlt, Der die ſtille Nacht zur Ruhe dir gegoͤnnet, zu beſingen! Und ein ſchuldig Abend-Opfer ſeiner Lieb’ und Macht zu bringen! Dieſes kann nun fuͤglicher, wie du ſelber wirſt geſtehn, Wenn du redlich danckſt, mein Geiſt, als durch Dancken, nicht geſchehn. Will man aber redlich Dancken; muß man, mit vergnuͤg- tem Muth, Sich mit rechtem Ernſt beſtreben, das von GOTT empfangne Gut, So
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Abend-Andacht.
Da nunmehr des Tages Glaͤntzen und der Sonnen
helle Pracht
Unſern Augen ſich entzogen; da die Schatten-reiche Nacht,
Mit den ſtillen Finſterniſſen, Himmel, Erd’ und Meer
erfuͤllt,
Und der irdiſchen Geſchoͤpfe Farb’ und Bildung gantz
verhuͤllt,
Unſern Leib zur Ruhe ruft, um, nach heut vollbrachten
Wercken,
Jhn, durch einen ſanften Schlaf, kraͤftig wiederum zu
ſtaͤrcken,
Und ich, voll Beqvemlichkeit, auf ſo weichen Feder-Decken,
Sonder Sorgen, Furcht und Gram, mich geſund vermag
zu ſtrecken:
Auf mein Geiſt! den groſſen Schoͤpfer der den Himmel und
die Welt,
Bey ſo wunderbarem Wechſel, in ſo richt’ger Ordnung
haͤlt,
Der die ſtille Nacht zur Ruhe dir gegoͤnnet, zu beſingen!
Und ein ſchuldig Abend-Opfer ſeiner Lieb’ und Macht zu
bringen!
Dieſes kann nun fuͤglicher, wie du ſelber wirſt geſtehn,
Wenn du redlich danckſt, mein Geiſt, als durch Dancken,
nicht geſchehn.
Will man aber redlich Dancken; muß man, mit vergnuͤg-
tem Muth,
Sich mit rechtem Ernſt beſtreben, das von GOTT
empfangne Gut,
So
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