Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Der Himmlische Thau. Der Himmlische Thau. An einer Pflantze feuchter Spitze Sah ich, in früher Morgen-Zeit, Als Erd' und Luft voll reiner Heiterkeit, Jn einem Tröpfgen Thau, viel helle bunte Blitze. Jch sprach, als ich vor Lust mich kaum besann, Das bunte Tröpfgen folgends an: Wie kommt es, daß in deiner Ründe Jch ein so herrlich, buntes Licht, Mit fast geblendetem Gesicht, Jn solchem hellen Schimmer finde? Drauf deucht mich, daß ich sehend hörte, Wie es, mit klarer Schrift, mich dergestalt belehrte: Was mich mit solchem Glantz erfüllt, Jst das mir eingeprägte Bild Der Sonne, die so wunder-schön, Und die ihr, obgleich ihre Pracht Allein die Creatur so schön, so herrlich, macht; Dennoch kaum würdigt anzusehn. Damit ich nun, so viel an mir, Die Quell des Lichts und Lebens dir, Zu unsers grossen Schöpfers Preise, Doch wenigstens im Abdruck weise So stell ich dir ihr herrlich Licht, Durch meine Klarheit, ins Gesicht. Ja ich verricht' es nicht allein; Viel Millionen an der Zahl Bestreben sich, nebst mir, um auch den Strahl, Den allbelebenden und Wunder-reichen Schein, Jn
Der Himmliſche Thau. Der Himmliſche Thau. An einer Pflantze feuchter Spitze Sah ich, in fruͤher Morgen-Zeit, Als Erd’ und Luft voll reiner Heiterkeit, Jn einem Troͤpfgen Thau, viel helle bunte Blitze. Jch ſprach, als ich vor Luſt mich kaum beſann, Das bunte Troͤpfgen folgends an: Wie kommt es, daß in deiner Ruͤnde Jch ein ſo herrlich, buntes Licht, Mit faſt geblendetem Geſicht, Jn ſolchem hellen Schimmer finde? Drauf deucht mich, daß ich ſehend hoͤrte, Wie es, mit klarer Schrift, mich dergeſtalt belehrte: Was mich mit ſolchem Glantz erfuͤllt, Jſt das mir eingepraͤgte Bild Der Sonne, die ſo wunder-ſchoͤn, Und die ihr, obgleich ihre Pracht Allein die Creatur ſo ſchoͤn, ſo herrlich, macht; Dennoch kaum wuͤrdigt anzuſehn. Damit ich nun, ſo viel an mir, Die Quell des Lichts und Lebens dir, Zu unſers groſſen Schoͤpfers Preiſe, Doch wenigſtens im Abdruck weiſe So ſtell ich dir ihr herrlich Licht, Durch meine Klarheit, ins Geſicht. Ja ich verricht’ es nicht allein; Viel Millionen an der Zahl Beſtreben ſich, nebſt mir, um auch den Strahl, Den allbelebenden und Wunder-reichen Schein, Jn
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Der Himmliſche Thau.
Der Himmliſche Thau.
An einer Pflantze feuchter Spitze
Sah ich, in fruͤher Morgen-Zeit,
Als Erd’ und Luft voll reiner Heiterkeit,
Jn einem Troͤpfgen Thau, viel helle bunte Blitze.
Jch ſprach, als ich vor Luſt mich kaum beſann,
Das bunte Troͤpfgen folgends an:
Wie kommt es, daß in deiner Ruͤnde
Jch ein ſo herrlich, buntes Licht,
Mit faſt geblendetem Geſicht,
Jn ſolchem hellen Schimmer finde?
Drauf deucht mich, daß ich ſehend hoͤrte,
Wie es, mit klarer Schrift, mich dergeſtalt belehrte:
Was mich mit ſolchem Glantz erfuͤllt,
Jſt das mir eingepraͤgte Bild
Der Sonne, die ſo wunder-ſchoͤn,
Und die ihr, obgleich ihre Pracht
Allein die Creatur ſo ſchoͤn, ſo herrlich, macht;
Dennoch kaum wuͤrdigt anzuſehn.
Damit ich nun, ſo viel an mir,
Die Quell des Lichts und Lebens dir,
Zu unſers groſſen Schoͤpfers Preiſe,
Doch wenigſtens im Abdruck weiſe
So ſtell ich dir ihr herrlich Licht,
Durch meine Klarheit, ins Geſicht.
Ja ich verricht’ es nicht allein;
Viel Millionen an der Zahl
Beſtreben ſich, nebſt mir, um auch den Strahl,
Den allbelebenden und Wunder-reichen Schein,
Jn
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