So wie durch den Schall die Luft bald harmonisch zugericht, Bald zu klugen Wörtern wird; wie sie hell wird durch ein Licht; So wird durch den reinen Balsam, der aus bunten Blu- men steiget, Sie, durch ein unsichtbar Licht, hell. Jch hör', daß etwas spricht, Und ein süß, harmonisch Wesen meiner Seele deutlich zeiget, Welches mich durch Lust zur Andacht, sonderlich zum Dan- cken, treibt Und, mit bunten Lettern, gleichsam dieß in meine Seele schreibt: Unser Geist kan im Empfinden, zu des grossen Schöpfers Ehren, Wenn sie nur bedachtsam riecht, deutlich diese weisen Lehren, Aus der Blumen leisen Sprache, wie aus allen Dingen, hören. Liest die Seele durchs Gesicht; stellet sie sich durch das Ohr Wenn sie treue Lehrer höret: Groß ist unser Schöpfer! vor; Riecht sie eben dieß in Blumen. Denn die wolgemischten Säfte Und des künstlich-edlen Werckzeugs unserer Nasen scharf- fe Kräfte Zeigen, wenn man es erweget, ja so deut-als lieblich an, Daß vom Schöpfer alles stammet, aus sich selbst nichts werden kann.
Noth-
S
Der Geruch.
So wie durch den Schall die Luft bald harmoniſch zugericht, Bald zu klugen Woͤrtern wird; wie ſie hell wird durch ein Licht; So wird durch den reinen Balſam, der aus bunten Blu- men ſteiget, Sie, durch ein unſichtbar Licht, hell. Jch hoͤr’, daß etwas ſpricht, Und ein ſuͤß, harmoniſch Weſen meiner Seele deutlich zeiget, Welches mich durch Luſt zur Andacht, ſonderlich zum Dan- cken, treibt Und, mit bunten Lettern, gleichſam dieß in meine Seele ſchreibt: Unſer Geiſt kan im Empfinden, zu des groſſen Schoͤpfers Ehren, Wenn ſie nur bedachtſam riecht, deutlich dieſe weiſen Lehren, Aus der Blumen leiſen Sprache, wie aus allen Dingen, hoͤren. Lieſt die Seele durchs Geſicht; ſtellet ſie ſich durch das Ohr Wenn ſie treue Lehrer hoͤret: Groß iſt unſer Schoͤpfer! vor; Riecht ſie eben dieß in Blumen. Denn die wolgemiſchten Saͤfte Und des kuͤnſtlich-edlen Werckzeugs unſerer Naſen ſcharf- fe Kraͤfte Zeigen, wenn man es erweget, ja ſo deut-als lieblich an, Daß vom Schoͤpfer alles ſtammet, aus ſich ſelbſt nichts werden kann.
Noth-
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Der Geruch.
So wie durch den Schall die Luft bald harmoniſch
zugericht,
Bald zu klugen Woͤrtern wird; wie ſie hell wird durch
ein Licht;
So wird durch den reinen Balſam, der aus bunten Blu-
men ſteiget,
Sie, durch ein unſichtbar Licht, hell. Jch hoͤr’, daß etwas
ſpricht,
Und ein ſuͤß, harmoniſch Weſen meiner Seele deutlich zeiget,
Welches mich durch Luſt zur Andacht, ſonderlich zum Dan-
cken, treibt
Und, mit bunten Lettern, gleichſam dieß in meine Seele
ſchreibt:
Unſer Geiſt kan im Empfinden, zu des groſſen Schoͤpfers
Ehren,
Wenn ſie nur bedachtſam riecht, deutlich dieſe weiſen Lehren,
Aus der Blumen leiſen Sprache, wie aus allen Dingen, hoͤren.
Lieſt die Seele durchs Geſicht; ſtellet ſie ſich durch das Ohr
Wenn ſie treue Lehrer hoͤret: Groß iſt unſer Schoͤpfer!
vor;
Riecht ſie eben dieß in Blumen. Denn die wolgemiſchten
Saͤfte
Und des kuͤnſtlich-edlen Werckzeugs unſerer Naſen ſcharf-
fe Kraͤfte
Zeigen, wenn man es erweget, ja ſo deut-als lieblich an,
Daß vom Schoͤpfer alles ſtammet, aus ſich ſelbſt nichts
werden kann.
Noth-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/289>, abgerufen am 15.06.2024.
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