Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Saamen-Gehäuse. Recht verwunderlich verschrenckt, in der hart- und spitzen Haut, Welche, wie gesaget, braun, und woran viel tausend Spitzen, Die man gelblich, fast wie Gold, um die gantze Hülse sitzen, Und, nicht ohn Verwundern, sie, wie sie recht verhüllet, schaut. Nimmt man solch ein trocknes Körnchen, wirft dasselbig' aufs Papier; So verursacht dieser Spitzen Menge, daß, bald dort bald hier, Dieses Korn, als wenn es lebet, Sich beweget, fast nicht ruht, und beständig gleichsam schwebet. An der Körner Ober-Theil wird nun eine Spitz' erblickt, Welche wol fünf Zolle lang, diese nun sind eingedrückt Und sehr künstlich eingefaßt in ein Stänglein, welches spitz Und so künstlich zugerichtet, daß man es kaum glauben kann. Unten, wo der Körner Ründung, ist es etwas eingebogen, Gleich darauf sind in der Länge kleine Rieffelchen gezogen, Die sich immer vorwärts spitzen. Durch die Bildung siehet man Anders nicht als einen Speer, oder nette Lantz, es an. Jn den kleinen Rieffelchen (drin der Körner Spitzen passen, Die, bewunderns-wehrt, von innen mit dem allerzartsten Haar Gleichsam ausgefüttert sind, weislich theils, theils gelb', und zwar Jmmer kleiner und subtiler, daß durchs Aug' es kaum zu fassen) Bleiben diese Spitzen nicht: sondern, wenn der Saamen reift Und die innre kleine Stange durch die Zeit sich gnug gesteift, Biegen
Saamen-Gehaͤuſe. Recht verwunderlich verſchrenckt, in der hart- und ſpitzen Haut, Welche, wie geſaget, braun, und woran viel tauſend Spitzen, Die man gelblich, faſt wie Gold, um die gantze Huͤlſe ſitzen, Und, nicht ohn Verwundern, ſie, wie ſie recht verhuͤllet, ſchaut. Nimmt man ſolch ein trocknes Koͤrnchen, wirft daſſelbig’ aufs Papier; So verurſacht dieſer Spitzen Menge, daß, bald dort bald hier, Dieſes Korn, als wenn es lebet, Sich beweget, faſt nicht ruht, und beſtaͤndig gleichſam ſchwebet. An der Koͤrner Ober-Theil wird nun eine Spitz’ erblickt, Welche wol fuͤnf Zolle lang, dieſe nun ſind eingedruͤckt Und ſehr kuͤnſtlich eingefaßt in ein Staͤnglein, welches ſpitz Und ſo kuͤnſtlich zugerichtet, daß man es kaum glauben kann. Unten, wo der Koͤrner Ruͤndung, iſt es etwas eingebogen, Gleich darauf ſind in der Laͤnge kleine Rieffelchen gezogen, Die ſich immer vorwaͤrts ſpitzen. Durch die Bildung ſiehet man Anders nicht als einen Speer, oder nette Lantz, es an. Jn den kleinen Rieffelchen (drin der Koͤrner Spitzen paſſen, Die, bewunderns-wehrt, von innen mit dem allerzartſten Haar Gleichſam ausgefuͤttert ſind, weislich theils, theils gelb’, und zwar Jmmer kleiner und ſubtiler, daß durchs Aug’ es kaum zu faſſen) Bleiben dieſe Spitzen nicht: ſondern, wenn der Saamen reift Und die innre kleine Stange durch die Zeit ſich gnug geſteift, Biegen
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Saamen-Gehaͤuſe.
Recht verwunderlich verſchrenckt, in der hart- und ſpitzen
Haut,
Welche, wie geſaget, braun, und woran viel tauſend Spitzen,
Die man gelblich, faſt wie Gold, um die gantze Huͤlſe ſitzen,
Und, nicht ohn Verwundern, ſie, wie ſie recht verhuͤllet, ſchaut.
Nimmt man ſolch ein trocknes Koͤrnchen, wirft daſſelbig’
aufs Papier;
So verurſacht dieſer Spitzen Menge, daß, bald dort bald
hier,
Dieſes Korn, als wenn es lebet,
Sich beweget, faſt nicht ruht, und beſtaͤndig gleichſam
ſchwebet.
An der Koͤrner Ober-Theil wird nun eine Spitz’ erblickt,
Welche wol fuͤnf Zolle lang, dieſe nun ſind eingedruͤckt
Und ſehr kuͤnſtlich eingefaßt in ein Staͤnglein, welches ſpitz
Und ſo kuͤnſtlich zugerichtet, daß man es kaum glauben kann.
Unten, wo der Koͤrner Ruͤndung, iſt es etwas eingebogen,
Gleich darauf ſind in der Laͤnge kleine Rieffelchen gezogen,
Die ſich immer vorwaͤrts ſpitzen. Durch die Bildung ſiehet
man
Anders nicht als einen Speer, oder nette Lantz, es an.
Jn den kleinen Rieffelchen (drin der Koͤrner Spitzen paſſen,
Die, bewunderns-wehrt, von innen mit dem allerzartſten
Haar
Gleichſam ausgefuͤttert ſind, weislich theils, theils gelb’,
und zwar
Jmmer kleiner und ſubtiler, daß durchs Aug’ es kaum zu
faſſen)
Bleiben dieſe Spitzen nicht: ſondern, wenn der Saamen
reift
Und die innre kleine Stange durch die Zeit ſich gnug geſteift,
Biegen
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