Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Vergnügen auch bey feuchtem Vergnügen auch bey feuchtem Wetter im Winter. Daß es an uns allein fast lieget, Wenn man sich nicht zu aller Zeit, An der Geschöpfe Lieblichkeit, Auch gar wenn alles naß, und schlackrig ist, vergnüget; Hat mir ein trüber Tag im Winter jüngst gewiesen, Da ich verschiednes, welches schön, Auch im December selbst, gesehn, Woran ich mich vergnügt und GOtt dafür gepriesen. Jch ging, in einer Morgen-Stunde, Mit einem Pfeifchen in dem Munde, Jn meinem Garten auf und nieder, Von Grillen und Geschäften frey, Und ward gewahr, wie hin und wieder, Auch wenn es schlackrig ist, doch was beträchtlichs sey. Die Bäume, die nunmehr entkleidet, kamen mir, Als wenn sie würcklich schlieffen, für; Die Winde schienen oft, durch hin und wieder biegen, Sie gleichsam in den Schlaf zu wiegen. Sind nun die Wipfel gleich, da alle Zweig' entlaubet, Von ihrer grünen Pracht beraubet; So scheinen doch, wenn wir es wol erwegen, Der Bäume feuchte Stämm' hingegen Mehr, als vorhin, geschmückt; indem die Dunckelheit (Womit des Regens Feuchtigkeit Die Rinden schwärtzt) des Moses grüne Pracht, Die hie und da mit weisser untermischt, Nicht durch die Nässe nur erfrischt; An Farbe noch viel schöner macht. Wenn
Vergnuͤgen auch bey feuchtem Vergnuͤgen auch bey feuchtem Wetter im Winter. Daß es an uns allein faſt lieget, Wenn man ſich nicht zu aller Zeit, An der Geſchoͤpfe Lieblichkeit, Auch gar wenn alles naß, und ſchlackrig iſt, vergnuͤget; Hat mir ein truͤber Tag im Winter juͤngſt gewieſen, Da ich verſchiednes, welches ſchoͤn, Auch im December ſelbſt, geſehn, Woran ich mich vergnuͤgt und GOtt dafuͤr geprieſen. Jch ging, in einer Morgen-Stunde, Mit einem Pfeifchen in dem Munde, Jn meinem Garten auf und nieder, Von Grillen und Geſchaͤften frey, Und ward gewahr, wie hin und wieder, Auch wenn es ſchlackrig iſt, doch was betraͤchtlichs ſey. Die Baͤume, die nunmehr entkleidet, kamen mir, Als wenn ſie wuͤrcklich ſchlieffen, fuͤr; Die Winde ſchienen oft, durch hin und wieder biegen, Sie gleichſam in den Schlaf zu wiegen. Sind nun die Wipfel gleich, da alle Zweig’ entlaubet, Von ihrer gruͤnen Pracht beraubet; So ſcheinen doch, wenn wir es wol erwegen, Der Baͤume feuchte Staͤmm’ hingegen Mehr, als vorhin, geſchmuͤckt; indem die Dunckelheit (Womit des Regens Feuchtigkeit Die Rinden ſchwaͤrtzt) des Moſes gruͤne Pracht, Die hie und da mit weiſſer untermiſcht, Nicht durch die Naͤſſe nur erfriſcht; An Farbe noch viel ſchoͤner macht. Wenn
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Vergnuͤgen auch bey feuchtem
Vergnuͤgen auch bey feuchtem Wetter
im Winter.
Daß es an uns allein faſt lieget,
Wenn man ſich nicht zu aller Zeit,
An der Geſchoͤpfe Lieblichkeit,
Auch gar wenn alles naß, und ſchlackrig iſt, vergnuͤget;
Hat mir ein truͤber Tag im Winter juͤngſt gewieſen,
Da ich verſchiednes, welches ſchoͤn,
Auch im December ſelbſt, geſehn,
Woran ich mich vergnuͤgt und GOtt dafuͤr geprieſen.
Jch ging, in einer Morgen-Stunde,
Mit einem Pfeifchen in dem Munde,
Jn meinem Garten auf und nieder,
Von Grillen und Geſchaͤften frey,
Und ward gewahr, wie hin und wieder,
Auch wenn es ſchlackrig iſt, doch was betraͤchtlichs ſey.
Die Baͤume, die nunmehr entkleidet, kamen mir,
Als wenn ſie wuͤrcklich ſchlieffen, fuͤr;
Die Winde ſchienen oft, durch hin und wieder biegen,
Sie gleichſam in den Schlaf zu wiegen.
Sind nun die Wipfel gleich, da alle Zweig’ entlaubet,
Von ihrer gruͤnen Pracht beraubet;
So ſcheinen doch, wenn wir es wol erwegen,
Der Baͤume feuchte Staͤmm’ hingegen
Mehr, als vorhin, geſchmuͤckt; indem die Dunckelheit
(Womit des Regens Feuchtigkeit
Die Rinden ſchwaͤrtzt) des Moſes gruͤne Pracht,
Die hie und da mit weiſſer untermiſcht,
Nicht durch die Naͤſſe nur erfriſcht;
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