Da der Geist sich zwischen GOtt und den Creaturen findet, Weiß er, da er ihrer braucht, und durch sie viel Guts empfindet, Daß ihn seine Pflicht zur Lieb' und zum Lob und Danck verbindet. Ohn Vernunft ist die Natur selber stumm. Durch sie hergegen, Preisen alle Creaturen den, der ihnen Seyn und Seegen Zugetheilt und anerschaffen. Die Vernunft allein begreift, Daß sie sey, auch von ihm sey; sie allein vermag zu fassen, Jn wie eine grosse Menge ihr empfangnes Gut sich häuft; Sie besitzt das grosse Glück (so sich nicht kann schätzen lassen) Daß sie GOtt weiß anzubeten, und für was er ihr beschehrt, Was in ihr, und um sie ist, ihn verherrlicht und verehrt.
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Son-
Kraͤfte der menſchlichen Vernunft.
Da der Geiſt ſich zwiſchen GOtt und den Creaturen findet, Weiß er, da er ihrer braucht, und durch ſie viel Guts empfindet, Daß ihn ſeine Pflicht zur Lieb’ und zum Lob und Danck verbindet. Ohn Vernunft iſt die Natur ſelber ſtumm. Durch ſie hergegen, Preiſen alle Creaturen den, der ihnen Seyn und Seegen Zugetheilt und anerſchaffen. Die Vernunft allein begreift, Daß ſie ſey, auch von ihm ſey; ſie allein vermag zu faſſen, Jn wie eine groſſe Menge ihr empfangnes Gut ſich haͤuft; Sie beſitzt das groſſe Gluͤck (ſo ſich nicht kann ſchaͤtzen laſſen) Daß ſie GOtt weiß anzubeten, und fuͤr was er ihr beſchehrt, Was in ihr, und um ſie iſt, ihn verherrlicht und verehrt.
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Kraͤfte der menſchlichen Vernunft.
Da der Geiſt ſich zwiſchen GOtt und den Creaturen findet,
Weiß er, da er ihrer braucht, und durch ſie viel Guts
empfindet,
Daß ihn ſeine Pflicht zur Lieb’ und zum Lob und Danck
verbindet.
Ohn Vernunft iſt die Natur ſelber ſtumm. Durch ſie
hergegen,
Preiſen alle Creaturen den, der ihnen Seyn und Seegen
Zugetheilt und anerſchaffen. Die Vernunft allein begreift,
Daß ſie ſey, auch von ihm ſey; ſie allein vermag zu faſſen,
Jn wie eine groſſe Menge ihr empfangnes Gut ſich haͤuft;
Sie beſitzt das groſſe Gluͤck (ſo ſich nicht kann ſchaͤtzen laſſen)
Daß ſie GOtt weiß anzubeten, und fuͤr was er ihr beſchehrt,
Was in ihr, und um ſie iſt, ihn verherrlicht und verehrt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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