Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Das Sonnen-Reich. Weil sie nichts als solche Flächen von dem Erden-Kreis erblicken, Die sich in dem Reich der Sonnen durch derselben Stralen schmücken Und, durch ihr belebend Licht, in nie unterbrochnem Lentzen, Jn beständ'ger Harmonie süsser Farb-und Strahlen gläntzen, Die sie halb entzückt, da sie so erquickend und so schön, Dem, der sie nebst allen Himmeln herrlich schuf, zu Ehren sehn, Biß sie endlich wann die Zeit neuer Himmel, neuer Erden Einst erscheint, noch herrlicher, und vollkommen seelig werden? Die Gedancken fielen mir bey den jungen Pflantzen ein, Die zur holden Frühlings-Zeit, durch den warmen Son- nen-Schein, Da sie durch das Drehn der Erden Jn derselben Lebens Reich allgemach geführet werden, Aus den duncklen Erden-Schooß wunderschön geschmü- cket, steigen, Und dadurch des Himmels-Strichs, wo der Sonnen Re- giment, Worin durch der Erde drehn GOTT uns einen Eintritt gönnt, Herrlichkeit, Beschaffenheit und Belebungs-Kräfte zeigen. Grosser Schöpfer, dessen Lieb' uns schon einen Vor- schmack hier, Jn der Creaturen Pracht, Schönheit, Anmuth, Schmuck und Zier, Von den künftgen Herrlichkeiten zeiget, gieb daß wir bey zeiten, Durch Betrachtung deiner Werck' uns zur künftgen Lust bereiten! Sollte B 3
Das Sonnen-Reich. Weil ſie nichts als ſolche Flaͤchen von dem Erden-Kreis erblicken, Die ſich in dem Reich der Sonnen durch derſelben Stralen ſchmuͤcken Und, durch ihr belebend Licht, in nie unterbrochnem Lentzen, Jn beſtaͤnd’ger Harmonie ſuͤſſer Farb-und Strahlen glaͤntzen, Die ſie halb entzuͤckt, da ſie ſo erquickend und ſo ſchoͤn, Dem, der ſie nebſt allen Himmeln herrlich ſchuf, zu Ehren ſehn, Biß ſie endlich wann die Zeit neuer Himmel, neuer Erden Einſt erſcheint, noch herrlicher, und vollkommen ſeelig werden? Die Gedancken fielen mir bey den jungen Pflantzen ein, Die zur holden Fruͤhlings-Zeit, durch den warmen Son- nen-Schein, Da ſie durch das Drehn der Erden Jn derſelben Lebens Reich allgemach gefuͤhret werden, Aus den duncklen Erden-Schooß wunderſchoͤn geſchmuͤ- cket, ſteigen, Und dadurch des Himmels-Strichs, wo der Sonnen Re- giment, Worin durch der Erde drehn GOTT uns einen Eintritt goͤnnt, Herrlichkeit, Beſchaffenheit und Belebungs-Kraͤfte zeigen. Groſſer Schoͤpfer, deſſen Lieb’ uns ſchon einen Vor- ſchmack hier, Jn der Creaturen Pracht, Schoͤnheit, Anmuth, Schmuck und Zier, Von den kuͤnftgen Herrlichkeiten zeiget, gieb daß wir bey zeiten, Durch Betrachtung deiner Werck’ uns zur kuͤnftgen Luſt bereiten! Sollte B 3
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Das Sonnen-Reich.
Weil ſie nichts als ſolche Flaͤchen von dem Erden-Kreis
erblicken,
Die ſich in dem Reich der Sonnen durch derſelben Stralen
ſchmuͤcken
Und, durch ihr belebend Licht, in nie unterbrochnem Lentzen,
Jn beſtaͤnd’ger Harmonie ſuͤſſer Farb-und Strahlen glaͤntzen,
Die ſie halb entzuͤckt, da ſie ſo erquickend und ſo ſchoͤn,
Dem, der ſie nebſt allen Himmeln herrlich ſchuf, zu
Ehren ſehn,
Biß ſie endlich wann die Zeit neuer Himmel, neuer Erden
Einſt erſcheint, noch herrlicher, und vollkommen ſeelig
werden?
Die Gedancken fielen mir bey den jungen Pflantzen ein,
Die zur holden Fruͤhlings-Zeit, durch den warmen Son-
nen-Schein,
Da ſie durch das Drehn der Erden
Jn derſelben Lebens Reich allgemach gefuͤhret werden,
Aus den duncklen Erden-Schooß wunderſchoͤn geſchmuͤ-
cket, ſteigen,
Und dadurch des Himmels-Strichs, wo der Sonnen Re-
giment,
Worin durch der Erde drehn GOTT uns einen Eintritt
goͤnnt,
Herrlichkeit, Beſchaffenheit und Belebungs-Kraͤfte zeigen.
Groſſer Schoͤpfer, deſſen Lieb’ uns ſchon einen Vor-
ſchmack hier,
Jn der Creaturen Pracht, Schoͤnheit, Anmuth, Schmuck
und Zier,
Von den kuͤnftgen Herrlichkeiten zeiget, gieb daß wir bey
zeiten,
Durch Betrachtung deiner Werck’ uns zur kuͤnftgen Luſt
bereiten!
Sollte
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