Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Winter-Gedancken. 1. Mein GOtt! das Feuer wärmet michUnd macht nicht nur, daß ich nicht friere; Daß ich im Frost auch Anmuth spühre, Dafür erheb' und preis' ich dich! 2. Jch fühl' ietzt einen Trieb in mir,Ein Winter-Opfer dir zu bringen, Und deine Wunder zu besingen, Die ich, auch selbst im Frost, verspühr. 3. Die düstern Tag' erhellt der Schnee,Der jetzt die dunckle Welt bedecket, Und mehr vergnügt und nützt, als schrecket; So daß ich ihn mit Anmuth seh. 4. Nicht ohne Regung unsrer BrustErblickt man weisse weite Felder. Die Wipfel der beschneiten Wälder Erregen uns besondre Lust. 5. Jndem die schwartze DunckelheitDer Aeste, welche nicht beklebet, Den weissen Schnee noch mehr erhebet, Jm Gegensatz und Unterscheid. 6. Desgleichen wircken hier und dortVerstreut- und halb-beschneite Reiser. Die Gipfel der bemoosten Häuser Sind gleichfals schön an manchem Ort. 7.
Winter-Gedancken. 1. Mein GOtt! das Feuer waͤrmet michUnd macht nicht nur, daß ich nicht friere; Daß ich im Froſt auch Anmuth ſpuͤhre, Dafuͤr erheb’ und preiſ’ ich dich! 2. Jch fuͤhl’ ietzt einen Trieb in mir,Ein Winter-Opfer dir zu bringen, Und deine Wunder zu beſingen, Die ich, auch ſelbſt im Froſt, verſpuͤhr. 3. Die duͤſtern Tag’ erhellt der Schnee,Der jetzt die dunckle Welt bedecket, Und mehr vergnuͤgt und nuͤtzt, als ſchrecket; So daß ich ihn mit Anmuth ſeh. 4. Nicht ohne Regung unſrer BruſtErblickt man weiſſe weite Felder. Die Wipfel der beſchneiten Waͤlder Erregen uns beſondre Luſt. 5. Jndem die ſchwartze DunckelheitDer Aeſte, welche nicht beklebet, Den weiſſen Schnee noch mehr erhebet, Jm Gegenſatz und Unterſcheid. 6. Desgleichen wircken hier und dortVerſtreut- und halb-beſchneite Reiſer. Die Gipfel der bemooſten Haͤuſer Sind gleichfals ſchoͤn an manchem Ort. 7.
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Winter-Gedancken.
1.
Mein GOtt! das Feuer waͤrmet mich
Und macht nicht nur, daß ich nicht friere;
Daß ich im Froſt auch Anmuth ſpuͤhre,
Dafuͤr erheb’ und preiſ’ ich dich!
2.
Jch fuͤhl’ ietzt einen Trieb in mir,
Ein Winter-Opfer dir zu bringen,
Und deine Wunder zu beſingen,
Die ich, auch ſelbſt im Froſt, verſpuͤhr.
3.
Die duͤſtern Tag’ erhellt der Schnee,
Der jetzt die dunckle Welt bedecket,
Und mehr vergnuͤgt und nuͤtzt, als ſchrecket;
So daß ich ihn mit Anmuth ſeh.
4.
Nicht ohne Regung unſrer Bruſt
Erblickt man weiſſe weite Felder.
Die Wipfel der beſchneiten Waͤlder
Erregen uns beſondre Luſt.
5.
Jndem die ſchwartze Dunckelheit
Der Aeſte, welche nicht beklebet,
Den weiſſen Schnee noch mehr erhebet,
Jm Gegenſatz und Unterſcheid.
6.
Desgleichen wircken hier und dort
Verſtreut- und halb-beſchneite Reiſer.
Die Gipfel der bemooſten Haͤuſer
Sind gleichfals ſchoͤn an manchem Ort.
7.
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