Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.(***) Unnützer Nutz des Verstandes. A. Du hast nunmehr aus allen Kräften, wie wir ausdeinen Schriften lesen, Dich und die Welt belehren wollen, wie zum Vergnü- gen zu gelangen: Allein, du siehst ja leider wol, daß, wie du es auch an- gefangen, Doch, bey den meisten wenigstens, dein Absehn sonder Frucht gewesen. Dahero ist mir beygefallen, und fällt mir eben wieder ein, Ob du vielleicht des rechten Weges mit deiner Lehr-Art nicht verfehlet, Und ob, durch des Verstandes Kräfte, die du zur Richt- Schnur dir gewehlet, Vergnügen und Zufriedenheit, auf Erden zu erlangen seyn? Wenn ich die Schätze des Vergnügens, die fast unschätz- bar, überlege, Und, daß sie, von der Seeligkeit der erste Grad fast sey, erwege; So scheint hieraus von selbst zu fliessen: daß, da sie recht ein Göttlich Licht, Sie nicht in unsern Kräften stehe, und daß ein Raison- niren nicht, Sie zu erlangen, fähig sey. Daß also GOtt der HErr allein, Um diese Gnade zu erhalten, müß' ernstlich angeflehet seyn. Jst dieses wahr, so folgt daraus; daß du, mit allen dei- nen Schriften, So wie bißher, auch künftig hin, nicht viel erkleckliches wirst stiften. Es B b
(***) Unnuͤtzer Nutz des Verſtandes. A. Du haſt nunmehr aus allen Kraͤften, wie wir ausdeinen Schriften leſen, Dich und die Welt belehren wollen, wie zum Vergnuͤ- gen zu gelangen: Allein, du ſiehſt ja leider wol, daß, wie du es auch an- gefangen, Doch, bey den meiſten wenigſtens, dein Abſehn ſonder Frucht geweſen. Dahero iſt mir beygefallen, und faͤllt mir eben wieder ein, Ob du vielleicht des rechten Weges mit deiner Lehr-Art nicht verfehlet, Und ob, durch des Verſtandes Kraͤfte, die du zur Richt- Schnur dir gewehlet, Vergnuͤgen und Zufriedenheit, auf Erden zu erlangen ſeyn? Wenn ich die Schaͤtze des Vergnuͤgens, die faſt unſchaͤtz- bar, uͤberlege, Und, daß ſie, von der Seeligkeit der erſte Grad faſt ſey, erwege; So ſcheint hieraus von ſelbſt zu flieſſen: daß, da ſie recht ein Goͤttlich Licht, Sie nicht in unſern Kraͤften ſtehe, und daß ein Raiſon- niren nicht, Sie zu erlangen, faͤhig ſey. Daß alſo GOtt der HErr allein, Um dieſe Gnade zu erhalten, muͤß’ ernſtlich angeflehet ſeyn. Jſt dieſes wahr, ſo folgt daraus; daß du, mit allen dei- nen Schriften, So wie bißher, auch kuͤnftig hin, nicht viel erkleckliches wirſt ſtiften. Es B b
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Unnuͤtzer Nutz des Verſtandes.
A. Du haſt nunmehr aus allen Kraͤften, wie wir aus
deinen Schriften leſen,
Dich und die Welt belehren wollen, wie zum Vergnuͤ-
gen zu gelangen:
Allein, du ſiehſt ja leider wol, daß, wie du es auch an-
gefangen,
Doch, bey den meiſten wenigſtens, dein Abſehn ſonder
Frucht geweſen.
Dahero iſt mir beygefallen, und faͤllt mir eben wieder
ein,
Ob du vielleicht des rechten Weges mit deiner Lehr-Art
nicht verfehlet,
Und ob, durch des Verſtandes Kraͤfte, die du zur Richt-
Schnur dir gewehlet,
Vergnuͤgen und Zufriedenheit, auf Erden zu erlangen
ſeyn?
Wenn ich die Schaͤtze des Vergnuͤgens, die faſt unſchaͤtz-
bar, uͤberlege,
Und, daß ſie, von der Seeligkeit der erſte Grad faſt
ſey, erwege;
So ſcheint hieraus von ſelbſt zu flieſſen: daß, da ſie recht
ein Goͤttlich Licht,
Sie nicht in unſern Kraͤften ſtehe, und daß ein Raiſon-
niren nicht,
Sie zu erlangen, faͤhig ſey. Daß alſo GOtt der HErr
allein,
Um dieſe Gnade zu erhalten, muͤß’ ernſtlich angeflehet ſeyn.
Jſt dieſes wahr, ſo folgt daraus; daß du, mit allen dei-
nen Schriften,
So wie bißher, auch kuͤnftig hin, nicht viel erkleckliches
wirſt ſtiften.
Es
B b
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