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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Neu-Jahrs Gedichte.
Oder aus der Thiere Willkühr; so ist es zwar wol an dem,
Daß derselben Grund und Quell in den Creaturen liege;
Aber daraus folget nicht, daß GOtt keinen Antheil nehm'
Und sich mit den Handlungen im geringsten nicht befasse;
Sondern sie in allen Dingen schalten, thun und walten lasse.
Zwar ist dieses wahr; hat GOtt Creaturen schaffen wollen,
Welche einen freyen Willen hätten; lässet sich auch schliessen
Daß er freye Handlungen auch dazu verstatten müssen:
Denn sonst wären sie nicht das, was sie hätten werden sollen.
Dieser Schluß ist wahr. Allein,
Es kann doch, bey dieser Freyheit, dennoch nicht geläugnet
seyn,

Daß die GOttheit alle Wercke, die von ihnen auf der Erden
Würden vorgenommen werden,
Nicht zuvor gesehen hätte; folglich stehet leicht zu fassen,
Daß er auch zugleich beschlossen, was geschicht, geschehn zu
lassen;

Daß demnach auch solche Dinge, welche sonsten frey geschehn,
Dennoch unter GOttes Willen, Providentz und Vorsehn
stehn;

Weil der Schöpfer sonsten nur,
Wenn er dieses nicht gewollt, eine solche Creatur
Ja nicht dürfen werden lassen. Da so denn, unstreitig, nicht
Das, was jetzt aus freyen Willen von denselbigen geschicht,
Vorgenommen werden könnte. Daß ich also klärlich sehe,
Wie von allen Handlungen, nichts von ungefähr geschehe,
Sondern alles unter einer Göttlichen Regirung stehe.
Laßt uns aber nunmehr auch von des Schöpfers aller
Sachen

Unläugbarer Providentz würdige Begriff' uns machen!
Nem-
Neu-Jahrs Gedichte.
Oder aus der Thiere Willkuͤhr; ſo iſt es zwar wol an dem,
Daß derſelben Grund und Quell in den Creaturen liege;
Aber daraus folget nicht, daß GOtt keinen Antheil nehm’
Und ſich mit den Handlungen im geringſten nicht befaſſe;
Sondern ſie in allen Dingen ſchalten, thun und walten laſſe.
Zwar iſt dieſes wahr; hat GOtt Creaturen ſchaffen wollen,
Welche einen freyen Willen haͤtten; laͤſſet ſich auch ſchlieſſen
Daß er freye Handlungen auch dazu verſtatten muͤſſen:
Denn ſonſt waͤren ſie nicht das, was ſie haͤtten werden ſollen.
Dieſer Schluß iſt wahr. Allein,
Es kann doch, bey dieſer Freyheit, dennoch nicht gelaͤugnet
ſeyn,

Daß die GOttheit alle Wercke, die von ihnen auf der Erden
Wuͤrden vorgenommen werden,
Nicht zuvor geſehen haͤtte; folglich ſtehet leicht zu faſſen,
Daß er auch zugleich beſchloſſen, was geſchicht, geſchehn zu
laſſen;

Daß demnach auch ſolche Dinge, welche ſonſten frey geſchehn,
Dennoch unter GOttes Willen, Providentz und Vorſehn
ſtehn;

Weil der Schoͤpfer ſonſten nur,
Wenn er dieſes nicht gewollt, eine ſolche Creatur
Ja nicht duͤrfen werden laſſen. Da ſo denn, unſtreitig, nicht
Das, was jetzt aus freyen Willen von denſelbigen geſchicht,
Vorgenommen werden koͤnnte. Daß ich alſo klaͤrlich ſehe,
Wie von allen Handlungen, nichts von ungefaͤhr geſchehe,
Sondern alles unter einer Goͤttlichen Regirung ſtehe.
Laßt uns aber nunmehr auch von des Schoͤpfers aller
Sachen

Unlaͤugbarer Providentz wuͤrdige Begriff’ uns machen!
Nem-
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[406/0422] Neu-Jahrs Gedichte. Oder aus der Thiere Willkuͤhr; ſo iſt es zwar wol an dem, Daß derſelben Grund und Quell in den Creaturen liege; Aber daraus folget nicht, daß GOtt keinen Antheil nehm’ Und ſich mit den Handlungen im geringſten nicht befaſſe; Sondern ſie in allen Dingen ſchalten, thun und walten laſſe. Zwar iſt dieſes wahr; hat GOtt Creaturen ſchaffen wollen, Welche einen freyen Willen haͤtten; laͤſſet ſich auch ſchlieſſen Daß er freye Handlungen auch dazu verſtatten muͤſſen: Denn ſonſt waͤren ſie nicht das, was ſie haͤtten werden ſollen. Dieſer Schluß iſt wahr. Allein, Es kann doch, bey dieſer Freyheit, dennoch nicht gelaͤugnet ſeyn, Daß die GOttheit alle Wercke, die von ihnen auf der Erden Wuͤrden vorgenommen werden, Nicht zuvor geſehen haͤtte; folglich ſtehet leicht zu faſſen, Daß er auch zugleich beſchloſſen, was geſchicht, geſchehn zu laſſen; Daß demnach auch ſolche Dinge, welche ſonſten frey geſchehn, Dennoch unter GOttes Willen, Providentz und Vorſehn ſtehn; Weil der Schoͤpfer ſonſten nur, Wenn er dieſes nicht gewollt, eine ſolche Creatur Ja nicht duͤrfen werden laſſen. Da ſo denn, unſtreitig, nicht Das, was jetzt aus freyen Willen von denſelbigen geſchicht, Vorgenommen werden koͤnnte. Daß ich alſo klaͤrlich ſehe, Wie von allen Handlungen, nichts von ungefaͤhr geſchehe, Sondern alles unter einer Goͤttlichen Regirung ſtehe. Laßt uns aber nunmehr auch von des Schoͤpfers aller Sachen Unlaͤugbarer Providentz wuͤrdige Begriff’ uns machen! Nem-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/422>, abgerufen am 22.11.2024.