Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. A. Die Antwort läßt sich ziemlich hören:Nun wird es hoffentlich dich nicht beschweren, Den andern Zweifel mir auch zu erklähren. Mich deucht, wenn ich es recht bedencke, Und auf die Wichtigkeit von der Materie Die Kräfte meiner Seelen lencke; Daß ich darin aufs wenigste Drey Arten seh. Die Seelen, die, auf dieser Erden, Recht boshafft, schlimm und gottlos werden, Verdienen billig Straff und Pein. Hingegen, die, so fromm und redlich seyn, Erhalten etwa, nach der Zeit, Zum Gnaden-Lohn die Seeligkeit. Die aber dumm, und, fast den Thieren gleich, Nichts auf der Welt gethan, (Zum Beyspiel: schan nur einst die Rotten Der Viehisch-dummen Hottentotten, Sieh tausend Bauren an, Die Lieff- und Curland dir bey Hauffen zeigen kann) Sind, allem Ansehn nach, zum Himmel viel zu schlecht, Zur Hölle jedennoch nicht schlimm genug. Daher man ja mit Fug, Als wie Pythagoras, von solchen dummen Schaaren Gedencken kann, daß sie in andre Cörper fahren, Um sich daselbst erst zu subtilisiren, Jndem, so wie sie seyn, Nichts Menschlichs fast an ihnen zu verspüren. B. Dem erstern Ansehn nach hat dieser Einwurff Schein:Allein, Erweg ihn recht, so wirst du finden, Daß, alle Dinge zu ergründen, Wir
Neu-Jahrs Gedichte. A. Die Antwort laͤßt ſich ziemlich hoͤren:Nun wird es hoffentlich dich nicht beſchweren, Den andern Zweifel mir auch zu erklaͤhren. Mich deucht, wenn ich es recht bedencke, Und auf die Wichtigkeit von der Materie Die Kraͤfte meiner Seelen lencke; Daß ich darin aufs wenigſte Drey Arten ſeh. Die Seelen, die, auf dieſer Erden, Recht boshafft, ſchlimm und gottlos werden, Verdienen billig Straff und Pein. Hingegen, die, ſo fromm und redlich ſeyn, Erhalten etwa, nach der Zeit, Zum Gnaden-Lohn die Seeligkeit. Die aber dumm, und, faſt den Thieren gleich, Nichts auf der Welt gethan, (Zum Beyſpiel: ſchan nur einſt die Rotten Der Viehiſch-dummen Hottentotten, Sieh tauſend Bauren an, Die Lieff- und Curland dir bey Hauffen zeigen kann) Sind, allem Anſehn nach, zum Himmel viel zu ſchlecht, Zur Hoͤlle jedennoch nicht ſchlimm genug. Daher man ja mit Fug, Als wie Pythagoras, von ſolchen dummen Schaaren Gedencken kann, daß ſie in andre Coͤrper fahren, Um ſich daſelbſt erſt zu ſubtiliſiren, Jndem, ſo wie ſie ſeyn, Nichts Menſchlichs faſt an ihnen zu verſpuͤren. B. Dem erſtern Anſehn nach hat dieſer Einwurff Schein:Allein, Erweg ihn recht, ſo wirſt du finden, Daß, alle Dinge zu ergruͤnden, Wir
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0459" n="443"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="92"> <head> <hi rendition="#aq">A.</hi> </head> <l>Die Antwort laͤßt ſich ziemlich hoͤren:</l><lb/> <l>Nun wird es hoffentlich dich nicht beſchweren,</l><lb/> <l>Den andern Zweifel mir auch zu erklaͤhren.</l><lb/> <l>Mich deucht, wenn ich es recht bedencke,</l><lb/> <l>Und auf die Wichtigkeit von der Materie</l><lb/> <l>Die Kraͤfte meiner Seelen lencke;</l><lb/> <l>Daß ich darin aufs wenigſte</l><lb/> <l>Drey Arten ſeh.</l><lb/> <l>Die Seelen, die, auf dieſer Erden,</l><lb/> <l>Recht boshafft, ſchlimm und gottlos werden,</l><lb/> <l>Verdienen billig Straff und Pein.</l><lb/> <l>Hingegen, die, ſo fromm und redlich ſeyn,</l><lb/> <l>Erhalten etwa, nach der Zeit,</l><lb/> <l>Zum Gnaden-Lohn die Seeligkeit.</l><lb/> <l>Die aber dumm, und, faſt den Thieren gleich,</l><lb/> <l>Nichts auf der Welt gethan,<lb/> (Zum Beyſpiel: ſchan nur einſt die Rotten</l><lb/> <l>Der Viehiſch-dummen Hottentotten,</l><lb/> <l>Sieh tauſend Bauren an,</l><lb/> <l>Die Lieff- und Curland dir bey Hauffen zeigen kann)</l><lb/> <l>Sind, allem Anſehn nach, zum Himmel viel zu ſchlecht,</l><lb/> <l>Zur Hoͤlle jedennoch nicht ſchlimm genug.</l><lb/> <l>Daher man ja mit Fug,</l><lb/> <l>Als wie Pythagoras, von ſolchen dummen Schaaren</l><lb/> <l>Gedencken kann, daß ſie in andre Coͤrper fahren,</l><lb/> <l>Um ſich daſelbſt erſt zu ſubtiliſiren,</l><lb/> <l>Jndem, ſo wie ſie ſeyn,</l><lb/> <l>Nichts Menſchlichs faſt an ihnen zu verſpuͤren.</l> </lg><lb/> <lg n="93"> <head> <hi rendition="#aq">B.</hi> </head> <l>Dem erſtern Anſehn nach hat dieſer Einwurff Schein:</l><lb/> <l>Allein,</l><lb/> <l>Erweg ihn recht, ſo wirſt du finden,</l><lb/> <l>Daß, alle Dinge zu ergruͤnden,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [443/0459]
Neu-Jahrs Gedichte.
A. Die Antwort laͤßt ſich ziemlich hoͤren:
Nun wird es hoffentlich dich nicht beſchweren,
Den andern Zweifel mir auch zu erklaͤhren.
Mich deucht, wenn ich es recht bedencke,
Und auf die Wichtigkeit von der Materie
Die Kraͤfte meiner Seelen lencke;
Daß ich darin aufs wenigſte
Drey Arten ſeh.
Die Seelen, die, auf dieſer Erden,
Recht boshafft, ſchlimm und gottlos werden,
Verdienen billig Straff und Pein.
Hingegen, die, ſo fromm und redlich ſeyn,
Erhalten etwa, nach der Zeit,
Zum Gnaden-Lohn die Seeligkeit.
Die aber dumm, und, faſt den Thieren gleich,
Nichts auf der Welt gethan,
(Zum Beyſpiel: ſchan nur einſt die Rotten
Der Viehiſch-dummen Hottentotten,
Sieh tauſend Bauren an,
Die Lieff- und Curland dir bey Hauffen zeigen kann)
Sind, allem Anſehn nach, zum Himmel viel zu ſchlecht,
Zur Hoͤlle jedennoch nicht ſchlimm genug.
Daher man ja mit Fug,
Als wie Pythagoras, von ſolchen dummen Schaaren
Gedencken kann, daß ſie in andre Coͤrper fahren,
Um ſich daſelbſt erſt zu ſubtiliſiren,
Jndem, ſo wie ſie ſeyn,
Nichts Menſchlichs faſt an ihnen zu verſpuͤren.
B. Dem erſtern Anſehn nach hat dieſer Einwurff Schein:
Allein,
Erweg ihn recht, ſo wirſt du finden,
Daß, alle Dinge zu ergruͤnden,
Wir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |