Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Wirckung der Sonne.
Wirckung der Sonne.
Was entsteht nicht durch die Sonne
Uberall für Nutz und Wonne!
Diese Licht- und Lebens-Quelle
Machet nicht nur jede Stelle
Jn der Luft, und auf der Erden,
Auch so gar in kalter Fluth,
Lieblich, lustig, hell und licht;
Es wird, von der reinen Glut,
Durch das sinnliche Gesicht,
Selbst in meiner Seelen helle.
Sie bestrebt sich, trotz der Erden,
Fruchtbar und geschmückt zu erden.
Es entsteht in meiner Brust
Gleichsam eine Frühlings-Lust,
Eine rege Heiterkeit,
Eine geistge Lentzen-Zeit.
Dadurch, daß sie dieß erblickt
Wird die Seele selbst geschmückt.
Hofnung ist ihr schönes Grün
Und es sind die Lust und Freude
Ob dem schönen welt-Gebäude
Blumen, welche in ihr blühn.
Wenn ich nun, dadurch gerühret,
Das, was sie dadurch verspühret,
Durch den Danck zum Schöpfer richte;
Sind es die verlangten Früchte
Welche GOTT, aus Lieb' allein,
Lieblich und gefällig seyn.


Die
Wirckung der Sonne.
Wirckung der Sonne.
Was entſteht nicht durch die Sonne
Uberall fuͤr Nutz und Wonne!
Dieſe Licht- und Lebens-Quelle
Machet nicht nur jede Stelle
Jn der Luft, und auf der Erden,
Auch ſo gar in kalter Fluth,
Lieblich, luſtig, hell und licht;
Es wird, von der reinen Glut,
Durch das ſinnliche Geſicht,
Selbſt in meiner Seelen helle.
Sie beſtrebt ſich, trotz der Erden,
Fruchtbar und geſchmuͤckt zu erden.
Es entſteht in meiner Bruſt
Gleichſam eine Fruͤhlings-Luſt,
Eine rege Heiterkeit,
Eine geiſtge Lentzen-Zeit.
Dadurch, daß ſie dieß erblickt
Wird die Seele ſelbſt geſchmuͤckt.
Hofnung iſt ihr ſchoͤnes Gruͤn
Und es ſind die Luſt und Freude
Ob dem ſchoͤnen welt-Gebaͤude
Blumen, welche in ihr bluͤhn.
Wenn ich nun, dadurch geruͤhret,
Das, was ſie dadurch verſpuͤhret,
Durch den Danck zum Schoͤpfer richte;
Sind es die verlangten Fruͤchte
Welche GOTT, aus Lieb’ allein,
Lieblich und gefaͤllig ſeyn.


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0080" n="64"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wirckung der Sonne.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Wirckung der Sonne.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>as ent&#x017F;teht nicht durch die Sonne</l><lb/>
          <l>Uberall fu&#x0364;r Nutz und Wonne!</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Licht- und Lebens-Quelle</l><lb/>
          <l>Machet nicht nur jede Stelle</l><lb/>
          <l>Jn der Luft, und auf der Erden,</l><lb/>
          <l>Auch &#x017F;o gar in kalter Fluth,</l><lb/>
          <l>Lieblich, lu&#x017F;tig, hell und licht;</l><lb/>
          <l>Es wird, von der reinen Glut,</l><lb/>
          <l>Durch das &#x017F;innliche Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
          <l>Selb&#x017F;t in meiner Seelen helle.</l><lb/>
          <l>Sie be&#x017F;trebt &#x017F;ich, trotz der Erden,</l><lb/>
          <l>Fruchtbar und ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt zu erden.</l><lb/>
          <l>Es ent&#x017F;teht in meiner Bru&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Gleich&#x017F;am eine Fru&#x0364;hlings-Lu&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Eine rege Heiterkeit,</l><lb/>
          <l>Eine gei&#x017F;tge Lentzen-Zeit.</l><lb/>
          <l>Dadurch, daß &#x017F;ie dieß erblickt</l><lb/>
          <l>Wird die Seele &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt.</l><lb/>
          <l>Hofnung i&#x017F;t ihr &#x017F;cho&#x0364;nes Gru&#x0364;n</l><lb/>
          <l>Und es &#x017F;ind die Lu&#x017F;t und Freude</l><lb/>
          <l>Ob dem &#x017F;cho&#x0364;nen welt-Geba&#x0364;ude</l><lb/>
          <l>Blumen, welche in ihr blu&#x0364;hn.</l><lb/>
          <l>Wenn ich nun, dadurch geru&#x0364;hret,</l><lb/>
          <l>Das, was &#x017F;ie dadurch ver&#x017F;pu&#x0364;hret,</l><lb/>
          <l>Durch den Danck zum Scho&#x0364;pfer richte;</l><lb/>
          <l>Sind es die verlangten Fru&#x0364;chte</l><lb/>
          <l>Welche GOTT, aus Lieb&#x2019; allein,</l><lb/>
          <l>Lieblich und gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0080] Wirckung der Sonne. Wirckung der Sonne. Was entſteht nicht durch die Sonne Uberall fuͤr Nutz und Wonne! Dieſe Licht- und Lebens-Quelle Machet nicht nur jede Stelle Jn der Luft, und auf der Erden, Auch ſo gar in kalter Fluth, Lieblich, luſtig, hell und licht; Es wird, von der reinen Glut, Durch das ſinnliche Geſicht, Selbſt in meiner Seelen helle. Sie beſtrebt ſich, trotz der Erden, Fruchtbar und geſchmuͤckt zu erden. Es entſteht in meiner Bruſt Gleichſam eine Fruͤhlings-Luſt, Eine rege Heiterkeit, Eine geiſtge Lentzen-Zeit. Dadurch, daß ſie dieß erblickt Wird die Seele ſelbſt geſchmuͤckt. Hofnung iſt ihr ſchoͤnes Gruͤn Und es ſind die Luſt und Freude Ob dem ſchoͤnen welt-Gebaͤude Blumen, welche in ihr bluͤhn. Wenn ich nun, dadurch geruͤhret, Das, was ſie dadurch verſpuͤhret, Durch den Danck zum Schoͤpfer richte; Sind es die verlangten Fruͤchte Welche GOTT, aus Lieb’ allein, Lieblich und gefaͤllig ſeyn. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/80
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/80>, abgerufen am 20.05.2024.