Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Hirten-Gedicht. Hirten-Gedicht. Als der grosse und gelehrte Fürst Günther zu Schwartzburg, Die Göttlichen Wunder in Vermeh- rung des Getraides, von mir betrachtet, verlangte. Auf einer sanft erhabnen Höh', an welcher die be- büschten Seiten, Mit Kräutern überall bedeckt, sich unten allgemach ver- breiten, Auf deren Wipfel Eichen, Büchen und Blätter-reiche Linden stunden, Wovon die grün-und kühlen Schatten, in stiller Eintracht sich verbunden, Saß Hirtenau nebst Segenfeld, zween Edel-Leute, deren Geist Den regen Müßiggang im Jagen allein nicht groß und edel heißt, Nein, die (da sie nunmehr den Hof, mit seiner Lust und Last, verlassen) Daß man, bey Schafen und bey Büchern, kann froh und ruhig leben, fassen; Ja denen, daß man auf dem Lande, in einer wahren Men- schen-Lust, Der GOttheit Wercke deutlicher, als etwan sonsten, sieht, bewust; Die
Hirten-Gedicht. Hirten-Gedicht. Als der groſſe und gelehrte Fuͤrſt Guͤnther zu Schwartzburg, Die Goͤttlichen Wunder in Vermeh- rung des Getraides, von mir betrachtet, verlangte. Auf einer ſanft erhabnen Hoͤh’, an welcher die be- buͤſchten Seiten, Mit Kraͤutern uͤberall bedeckt, ſich unten allgemach ver- breiten, Auf deren Wipfel Eichen, Buͤchen und Blaͤtter-reiche Linden ſtunden, Wovon die gruͤn-und kuͤhlen Schatten, in ſtiller Eintracht ſich verbunden, Saß Hirtenau nebſt Segenfeld, zween Edel-Leute, deren Geiſt Den regen Muͤßiggang im Jagen allein nicht groß und edel heißt, Nein, die (da ſie nunmehr den Hof, mit ſeiner Luſt und Laſt, verlaſſen) Daß man, bey Schafen und bey Buͤchern, kann froh und ruhig leben, faſſen; Ja denen, daß man auf dem Lande, in einer wahren Men- ſchen-Luſt, Der GOttheit Wercke deutlicher, als etwan ſonſten, ſieht, bewuſt; Die
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Hirten-Gedicht.
Hirten-Gedicht.
Als
der groſſe und gelehrte Fuͤrſt
Guͤnther
zu Schwartzburg,
Die Goͤttlichen Wunder in Vermeh-
rung des Getraides,
von mir betrachtet, verlangte.
Auf einer ſanft erhabnen Hoͤh’, an welcher die be-
buͤſchten Seiten,
Mit Kraͤutern uͤberall bedeckt, ſich unten allgemach ver-
breiten,
Auf deren Wipfel Eichen, Buͤchen und Blaͤtter-reiche
Linden ſtunden,
Wovon die gruͤn-und kuͤhlen Schatten, in ſtiller Eintracht
ſich verbunden,
Saß Hirtenau nebſt Segenfeld, zween Edel-Leute, deren
Geiſt
Den regen Muͤßiggang im Jagen allein nicht groß und
edel heißt,
Nein, die (da ſie nunmehr den Hof, mit ſeiner Luſt und
Laſt, verlaſſen)
Daß man, bey Schafen und bey Buͤchern, kann froh und
ruhig leben, faſſen;
Ja denen, daß man auf dem Lande, in einer wahren Men-
ſchen-Luſt,
Der GOttheit Wercke deutlicher, als etwan ſonſten, ſieht,
bewuſt;
Die
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