Sie schien, im fühlbaren Genuß, Von einem Anmuth-Ueberfluß, Als wie in einem Meer, zu schwimmen. Zumal vom Thau annoch viel tausend bunte Blitze Aufs bunte Blumen-Heer, an jedes Grases Spitze, Mit schnellem Funkeln glühn.
Man erblickt saphirne Schätze, Wenn man öfters ganze Plätze, Von vergiß mein nicht, erblickt. Gold ist hier in solcher Menge, Daß es nicht zu zählen ist. Doch dieweil es nicht zu zählen, Jst es von dem Cacopist, Und Chrysanders eitlen Seelen, Unbetrachtet, Ungeachtet.
Von aller dieser Pracht, die überhäufte Fülle Bracht anfangs mein Gemüth, zu einer sanften Stille, Darauf zu einer Lust, die der allein empfindet, Der, mit des Körpers Lust, der Seelen Lust verbindet, Und der, in dem Geschöpf, den Schöpfer selber findet.
Be-
G 2
Zur Wieſe.
Sie ſchien, im fuͤhlbaren Genuß, Von einem Anmuth-Ueberfluß, Als wie in einem Meer, zu ſchwimmen. Zumal vom Thau annoch viel tauſend bunte Blitze Aufs bunte Blumen-Heer, an jedes Graſes Spitze, Mit ſchnellem Funkeln gluͤhn.
Man erblickt ſaphirne Schaͤtze, Wenn man oͤfters ganze Plaͤtze, Von vergiß mein nicht, erblickt. Gold iſt hier in ſolcher Menge, Daß es nicht zu zaͤhlen iſt. Doch dieweil es nicht zu zaͤhlen, Jſt es von dem Cacopiſt, Und Chryſanders eitlen Seelen, Unbetrachtet, Ungeachtet.
Von aller dieſer Pracht, die uͤberhaͤufte Fuͤlle Bracht anfangs mein Gemuͤth, zu einer ſanften Stille, Darauf zu einer Luſt, die der allein empfindet, Der, mit des Koͤrpers Luſt, der Seelen Luſt verbindet, Und der, in dem Geſchoͤpf, den Schoͤpfer ſelber findet.
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Zur Wieſe.
Sie ſchien, im fuͤhlbaren Genuß,
Von einem Anmuth-Ueberfluß,
Als wie in einem Meer, zu ſchwimmen.
Zumal vom Thau annoch viel tauſend bunte Blitze
Aufs bunte Blumen-Heer, an jedes Graſes Spitze,
Mit ſchnellem Funkeln gluͤhn.
Man erblickt ſaphirne Schaͤtze,
Wenn man oͤfters ganze Plaͤtze,
Von vergiß mein nicht, erblickt.
Gold iſt hier in ſolcher Menge,
Daß es nicht zu zaͤhlen iſt.
Doch dieweil es nicht zu zaͤhlen,
Jſt es von dem Cacopiſt,
Und Chryſanders eitlen Seelen,
Unbetrachtet,
Ungeachtet.
Von aller dieſer Pracht, die uͤberhaͤufte Fuͤlle
Bracht anfangs mein Gemuͤth, zu einer ſanften Stille,
Darauf zu einer Luſt, die der allein empfindet,
Der, mit des Koͤrpers Luſt, der Seelen Luſt verbindet,
Und der, in dem Geſchoͤpf, den Schoͤpfer ſelber findet.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/123>, abgerufen am 21.11.2024.
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