Da wir anjetzo auf dem Felde, worauf noch viele Dinge schön, Und die mehr als zu wohl verdienen, daß wir sie mit Bedacht besehn: So laßt uns, mit vergnügtem Schritt, bedachtsam etwas wei- ter gehn.
An jedem Ort, an allen Enden, Wohin wir unsre Blicke wenden, Jst was wir hören, was wir sehn, Voll Anmuth, lieblich, wunderschön.
Seht dort die kühlen Wassergraben, in einer grünen Klarheit, glänzen, Seht von Smaragden-gleichem Schilf ihr settes Ufer rings umkränzen, Und sich, nebst hundert tausend Blumen, die sich bepurpern und vergülden, Jn unbeschreiblich holdem Glanz, im klaren Wasser-Spiegel bilden,
Es drücket solche bunte Klarheit und ein so süß gefärbter Schein, Mit ungezählten Mischungen den Augen tausend Anmuth ein. Jch fühl, den kühl- und grünen Glanz mir so durch Aug und Herze dringen, Daß ich mich nicht enthalten kann, zu Gottes Ruhm, noch mehr zu singen.
Jn
G 4
Waſſergraben.
Waſſergraben.
Da wir anjetzo auf dem Felde, worauf noch viele Dinge ſchoͤn, Und die mehr als zu wohl verdienen, daß wir ſie mit Bedacht beſehn: So laßt uns, mit vergnuͤgtem Schritt, bedachtſam etwas wei- ter gehn.
An jedem Ort, an allen Enden, Wohin wir unſre Blicke wenden, Jſt was wir hoͤren, was wir ſehn, Voll Anmuth, lieblich, wunderſchoͤn.
Seht dort die kuͤhlen Waſſergraben, in einer gruͤnen Klarheit, glaͤnzen, Seht von Smaragden-gleichem Schilf ihr ſettes Ufer rings umkraͤnzen, Und ſich, nebſt hundert tauſend Blumen, die ſich bepurpern und verguͤlden, Jn unbeſchreiblich holdem Glanz, im klaren Waſſer-Spiegel bilden,
Es druͤcket ſolche bunte Klarheit und ein ſo ſuͤß gefaͤrbter Schein, Mit ungezaͤhlten Miſchungen den Augen tauſend Anmuth ein. Jch fuͤhl, den kuͤhl- und gruͤnen Glanz mir ſo durch Aug und Herze dringen, Daß ich mich nicht enthalten kann, zu Gottes Ruhm, noch mehr zu ſingen.
Jn
G 4
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Waſſergraben.
Waſſergraben.
Da wir anjetzo auf dem Felde, worauf noch viele Dinge
ſchoͤn,
Und die mehr als zu wohl verdienen, daß wir ſie mit Bedacht
beſehn:
So laßt uns, mit vergnuͤgtem Schritt, bedachtſam etwas wei-
ter gehn.
An jedem Ort, an allen Enden,
Wohin wir unſre Blicke wenden,
Jſt was wir hoͤren, was wir ſehn,
Voll Anmuth, lieblich, wunderſchoͤn.
Seht dort die kuͤhlen Waſſergraben, in einer gruͤnen Klarheit,
glaͤnzen,
Seht von Smaragden-gleichem Schilf ihr ſettes Ufer rings
umkraͤnzen,
Und ſich, nebſt hundert tauſend Blumen, die ſich bepurpern und
verguͤlden,
Jn unbeſchreiblich holdem Glanz, im klaren Waſſer-Spiegel
bilden,
Es druͤcket ſolche bunte Klarheit und ein ſo ſuͤß gefaͤrbter
Schein,
Mit ungezaͤhlten Miſchungen den Augen tauſend Anmuth ein.
Jch fuͤhl, den kuͤhl- und gruͤnen Glanz mir ſo durch Aug und
Herze dringen,
Daß ich mich nicht enthalten kann, zu Gottes Ruhm, noch
mehr zu ſingen.
Jn
G 4
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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