Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtung über Bienen.
Zur Nachfolg, ein Exempel nehmen!
Ach möchte, nebst dem Blick, sich unser Geist bequemen,
Mit Emsigkeit auf Blumen Acht zu geben!
Bedachtsam um sie her, wie du, zu schweben.
Mit einem aufgeweckten Denken,
Den regen Blick oft in sie zu versenken!
Oft frölich wieder zu erheben;
Sie aller Orten zu besehen;
Die künstliche Geheimniß aus zu spähen,
Die nett- und zierlichen Gestalten,
Die wundervoll darinn enthalten,
Zu sehn, bewundernd zu betrachten,
Und, wenn man so viel herrliches gespürt,
Durch Riechen, und durch Sehen, recht gerührt,
Zum rechten Gegenstand geführt,
Auf den verborgnen Gott zu achten,
Der überall vorhanden, dessen Licht
Der Liebe, Macht und Weisheit nirgend nicht!

Sieh doch, geliebter Mensch, wie dir so Blum, als Biene,
Wenn du mit ihnen recht verfährest, nütz und diene,
Die Biene, damit sie dir Leib und Geist ergetze,
Zeigt dir, in Blumen, geist-und körperliche Schätze,
Man kann durch sie, in jener bunten Gründen,
Nebst Honigseim, der für den Leib bereit,
Voll unausdrücklicher und ewger Süßigkeit,
Der Seelen wahren Nectar finden.


Was-

Betrachtung uͤber Bienen.
Zur Nachfolg, ein Exempel nehmen!
Ach moͤchte, nebſt dem Blick, ſich unſer Geiſt bequemen,
Mit Emſigkeit auf Blumen Acht zu geben!
Bedachtſam um ſie her, wie du, zu ſchweben.
Mit einem aufgeweckten Denken,
Den regen Blick oft in ſie zu verſenken!
Oft froͤlich wieder zu erheben;
Sie aller Orten zu beſehen;
Die kuͤnſtliche Geheimniß aus zu ſpaͤhen,
Die nett- und zierlichen Geſtalten,
Die wundervoll darinn enthalten,
Zu ſehn, bewundernd zu betrachten,
Und, wenn man ſo viel herrliches geſpuͤrt,
Durch Riechen, und durch Sehen, recht geruͤhrt,
Zum rechten Gegenſtand gefuͤhrt,
Auf den verborgnen Gott zu achten,
Der uͤberall vorhanden, deſſen Licht
Der Liebe, Macht und Weisheit nirgend nicht!

Sieh doch, geliebter Menſch, wie dir ſo Blum, als Biene,
Wenn du mit ihnen recht verfaͤhreſt, nuͤtz und diene,
Die Biene, damit ſie dir Leib und Geiſt ergetze,
Zeigt dir, in Blumen, geiſt-und koͤrperliche Schaͤtze,
Man kann durch ſie, in jener bunten Gruͤnden,
Nebſt Honigſeim, der fuͤr den Leib bereit,
Voll unausdruͤcklicher und ewger Suͤßigkeit,
Der Seelen wahren Nectar finden.


Waſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="21">
            <l><pb facs="#f0150" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Betrachtung u&#x0364;ber Bienen.</hi></fw><lb/>
Zur Nachfolg, ein Exempel nehmen!</l><lb/>
            <l>Ach mo&#x0364;chte, neb&#x017F;t dem Blick, &#x017F;ich un&#x017F;er Gei&#x017F;t bequemen,</l><lb/>
            <l>Mit Em&#x017F;igkeit auf Blumen Acht zu geben!</l><lb/>
            <l>Bedacht&#x017F;am um &#x017F;ie her, wie du, zu &#x017F;chweben.</l><lb/>
            <l>Mit einem aufgeweckten Denken,</l><lb/>
            <l>Den regen Blick oft in &#x017F;ie zu ver&#x017F;enken!</l><lb/>
            <l>Oft fro&#x0364;lich wieder zu erheben;</l><lb/>
            <l>Sie aller Orten zu be&#x017F;ehen;</l><lb/>
            <l>Die ku&#x0364;n&#x017F;tliche Geheimniß aus zu &#x017F;pa&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>Die nett- und zierlichen Ge&#x017F;talten,</l><lb/>
            <l>Die wundervoll darinn enthalten,</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;ehn, bewundernd zu betrachten,</l><lb/>
            <l>Und, wenn man &#x017F;o viel herrliches ge&#x017F;pu&#x0364;rt,</l><lb/>
            <l>Durch Riechen, und durch Sehen, recht geru&#x0364;hrt,</l><lb/>
            <l>Zum rechten Gegen&#x017F;tand gefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
            <l>Auf den verborgnen Gott zu achten,</l><lb/>
            <l>Der u&#x0364;berall vorhanden, de&#x017F;&#x017F;en Licht</l><lb/>
            <l>Der Liebe, Macht und Weisheit nirgend nicht!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Sieh doch, geliebter Men&#x017F;ch, wie dir &#x017F;o Blum, als Biene,</l><lb/>
            <l>Wenn du mit ihnen recht verfa&#x0364;hre&#x017F;t, nu&#x0364;tz und diene,</l><lb/>
            <l>Die Biene, damit &#x017F;ie dir Leib und Gei&#x017F;t ergetze,</l><lb/>
            <l>Zeigt dir, in Blumen, gei&#x017F;t-und ko&#x0364;rperliche Scha&#x0364;tze,</l><lb/>
            <l>Man kann durch &#x017F;ie, in jener bunten Gru&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t Honig&#x017F;eim, der fu&#x0364;r den Leib bereit,</l><lb/>
            <l>Voll unausdru&#x0364;cklicher und ewger Su&#x0364;ßigkeit,</l><lb/>
            <l>Der Seelen wahren Nectar finden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Wa&#x017F;-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0150] Betrachtung uͤber Bienen. Zur Nachfolg, ein Exempel nehmen! Ach moͤchte, nebſt dem Blick, ſich unſer Geiſt bequemen, Mit Emſigkeit auf Blumen Acht zu geben! Bedachtſam um ſie her, wie du, zu ſchweben. Mit einem aufgeweckten Denken, Den regen Blick oft in ſie zu verſenken! Oft froͤlich wieder zu erheben; Sie aller Orten zu beſehen; Die kuͤnſtliche Geheimniß aus zu ſpaͤhen, Die nett- und zierlichen Geſtalten, Die wundervoll darinn enthalten, Zu ſehn, bewundernd zu betrachten, Und, wenn man ſo viel herrliches geſpuͤrt, Durch Riechen, und durch Sehen, recht geruͤhrt, Zum rechten Gegenſtand gefuͤhrt, Auf den verborgnen Gott zu achten, Der uͤberall vorhanden, deſſen Licht Der Liebe, Macht und Weisheit nirgend nicht! Sieh doch, geliebter Menſch, wie dir ſo Blum, als Biene, Wenn du mit ihnen recht verfaͤhreſt, nuͤtz und diene, Die Biene, damit ſie dir Leib und Geiſt ergetze, Zeigt dir, in Blumen, geiſt-und koͤrperliche Schaͤtze, Man kann durch ſie, in jener bunten Gruͤnden, Nebſt Honigſeim, der fuͤr den Leib bereit, Voll unausdruͤcklicher und ewger Suͤßigkeit, Der Seelen wahren Nectar finden. Waſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/150
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/150>, abgerufen am 21.11.2024.