Ein Gespräch vom schönen Wetter Pflag wohl ehe manchem Spötter Stoff zu seinem Spott zu seyn. Aber, wie fast insgemein Jedes Ding zwo Seiten hat: So erfahr ich in der That, Daß, will man sich nur bequemen, Und dieß Wort vernünftig nehmen, Solch Erinnern jedermann, Mehr, als glaublich, nützen kann.
Keiner sollte sich entbrechen, Daß das Wetter schön, zu sprechen, Wenn dasselbe wirklich schön. Weil die allerschönste Zeit Ungespürt pflegt zu vergehn. Und ich pfleg, in schönen Tagen, Meinen Freunden oft zu sagen: "Will denn keiner von euch heut "Mir ein schönes Wetter schenken?
Spricht man von der Lieblichkeit: So erregt man uns ein Denken; Und durch Denken bloß allein Kann, was angenehm und schön, Was wir hören, was wir sehn, Uns nur zugeeignet seyn.
Denkt man nun nicht; er sey schön: Wird der ganze Tag vergehn,
Als
Schoͤn Wetter.
Schoͤn Wetter.
Ein Geſpraͤch vom ſchoͤnen Wetter Pflag wohl ehe manchem Spoͤtter Stoff zu ſeinem Spott zu ſeyn. Aber, wie faſt insgemein Jedes Ding zwo Seiten hat: So erfahr ich in der That, Daß, will man ſich nur bequemen, Und dieß Wort vernuͤnftig nehmen, Solch Erinnern jedermann, Mehr, als glaublich, nuͤtzen kann.
Keiner ſollte ſich entbrechen, Daß das Wetter ſchoͤn, zu ſprechen, Wenn daſſelbe wirklich ſchoͤn. Weil die allerſchoͤnſte Zeit Ungeſpuͤrt pflegt zu vergehn. Und ich pfleg, in ſchoͤnen Tagen, Meinen Freunden oft zu ſagen: „Will denn keiner von euch heut „Mir ein ſchoͤnes Wetter ſchenken?
Spricht man von der Lieblichkeit: So erregt man uns ein Denken; Und durch Denken bloß allein Kann, was angenehm und ſchoͤn, Was wir hoͤren, was wir ſehn, Uns nur zugeeignet ſeyn.
Denkt man nun nicht; er ſey ſchoͤn: Wird der ganze Tag vergehn,
Als
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Schoͤn Wetter.
Schoͤn Wetter.
Ein Geſpraͤch vom ſchoͤnen Wetter
Pflag wohl ehe manchem Spoͤtter
Stoff zu ſeinem Spott zu ſeyn.
Aber, wie faſt insgemein
Jedes Ding zwo Seiten hat:
So erfahr ich in der That,
Daß, will man ſich nur bequemen,
Und dieß Wort vernuͤnftig nehmen,
Solch Erinnern jedermann,
Mehr, als glaublich, nuͤtzen kann.
Keiner ſollte ſich entbrechen,
Daß das Wetter ſchoͤn, zu ſprechen,
Wenn daſſelbe wirklich ſchoͤn.
Weil die allerſchoͤnſte Zeit
Ungeſpuͤrt pflegt zu vergehn.
Und ich pfleg, in ſchoͤnen Tagen,
Meinen Freunden oft zu ſagen:
„Will denn keiner von euch heut
„Mir ein ſchoͤnes Wetter ſchenken?
Spricht man von der Lieblichkeit:
So erregt man uns ein Denken;
Und durch Denken bloß allein
Kann, was angenehm und ſchoͤn,
Was wir hoͤren, was wir ſehn,
Uns nur zugeeignet ſeyn.
Denkt man nun nicht; er ſey ſchoͤn:
Wird der ganze Tag vergehn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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