Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtung über den Schilf.
Betrachtung
über den Schilf.
Ach säh doch jetzo jedermann
Das reif- und glänzende Getreyde,
Nicht ohne Lust, nicht sonder Freude,
Jn seinem blonten Schimmer an!
Läßt nicht das wallende Gefilde,
Als wenn es wirklcih sich vergülde,
Wenn man dasselbige, zumal
Jm hell entwölktem Sonnenstral,
Wodurch es mehr als sonsten glihet,
Mit aufmerksamen Augen siehet.
Wenn nun der Felder grüne Gränzen,
Die dicht, beschilften Wassergraben,
Was liebliches auch an sich haben,
Und jenes Glanz noch mehr erhöhn:
So laßt uns doch ihr grünes Glänzen,
Mit welchem sie das Feld bekränzen,
Beym gelben Glantz zugleich besehn.
Es scheint, mit seiner Blätter Spitzen,
Das Schilf den güldnen Schatz zu schützen,
Den er, als wie ein Zaun, umschränkt.
Sein flüsterndes Geräusch, sein süsses Zischen,
Wenn es sich bald erhebt, bald senkt,
Bemüht sich so durchs Ohr den Geist uns zu erfrischen;
Wie sein Smaragden Grün, beym Golde gelber Aehren,
Den Augen eine Lust bemüht ist zu gewähren.
So
Br. VI. Th. K
Betrachtung uͤber den Schilf.
Betrachtung
uͤber den Schilf.
Ach ſaͤh doch jetzo jedermann
Das reif- und glaͤnzende Getreyde,
Nicht ohne Luſt, nicht ſonder Freude,
Jn ſeinem blonten Schimmer an!
Laͤßt nicht das wallende Gefilde,
Als wenn es wirklcih ſich verguͤlde,
Wenn man daſſelbige, zumal
Jm hell entwoͤlktem Sonnenſtral,
Wodurch es mehr als ſonſten glihet,
Mit aufmerkſamen Augen ſiehet.
Wenn nun der Felder gruͤne Graͤnzen,
Die dicht, beſchilften Waſſergraben,
Was liebliches auch an ſich haben,
Und jenes Glanz noch mehr erhoͤhn:
So laßt uns doch ihr gruͤnes Glaͤnzen,
Mit welchem ſie das Feld bekraͤnzen,
Beym gelben Glantz zugleich beſehn.
Es ſcheint, mit ſeiner Blaͤtter Spitzen,
Das Schilf den guͤldnen Schatz zu ſchuͤtzen,
Den er, als wie ein Zaun, umſchraͤnkt.
Sein fluͤſterndes Geraͤuſch, ſein ſuͤſſes Ziſchen,
Wenn es ſich bald erhebt, bald ſenkt,
Bemuͤht ſich ſo durchs Ohr den Geiſt uns zu erfriſchen;
Wie ſein Smaragden Gruͤn, beym Golde gelber Aehren,
Den Augen eine Luſt bemuͤht iſt zu gewaͤhren.
So
Br. VI. Th. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0169" n="145"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtung u&#x0364;ber den Schilf.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Betrachtung<lb/>
u&#x0364;ber den Schilf.</hi> </head><lb/>
          <lg n="26">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>ch &#x017F;a&#x0364;h doch jetzo jedermann</l><lb/>
            <l>Das reif- und gla&#x0364;nzende Getreyde,</l><lb/>
            <l>Nicht ohne Lu&#x017F;t, nicht &#x017F;onder Freude,</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;einem blonten Schimmer an!</l><lb/>
            <l>La&#x0364;ßt nicht das wallende Gefilde,</l><lb/>
            <l>Als wenn es wirklcih &#x017F;ich vergu&#x0364;lde,</l><lb/>
            <l>Wenn man da&#x017F;&#x017F;elbige, zumal</l><lb/>
            <l>Jm hell entwo&#x0364;lktem Sonnen&#x017F;tral,</l><lb/>
            <l>Wodurch es mehr als &#x017F;on&#x017F;ten glihet,</l><lb/>
            <l>Mit aufmerk&#x017F;amen Augen &#x017F;iehet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="27">
            <l>Wenn nun der Felder gru&#x0364;ne Gra&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Die dicht, be&#x017F;chilften Wa&#x017F;&#x017F;ergraben,</l><lb/>
            <l>Was liebliches auch an &#x017F;ich haben,</l><lb/>
            <l>Und jenes Glanz noch mehr erho&#x0364;hn:</l><lb/>
            <l>So laßt uns doch ihr gru&#x0364;nes Gla&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Mit welchem &#x017F;ie das Feld bekra&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Beym gelben Glantz zugleich be&#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="28">
            <l>Es &#x017F;cheint, mit &#x017F;einer Bla&#x0364;tter Spitzen,</l><lb/>
            <l>Das Schilf den gu&#x0364;ldnen Schatz zu &#x017F;chu&#x0364;tzen,</l><lb/>
            <l>Den er, als wie ein Zaun, um&#x017F;chra&#x0364;nkt.</l><lb/>
            <l>Sein flu&#x0364;&#x017F;terndes Gera&#x0364;u&#x017F;ch, &#x017F;ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Zi&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>Wenn es &#x017F;ich bald erhebt, bald &#x017F;enkt,</l><lb/>
            <l>Bemu&#x0364;ht &#x017F;ich &#x017F;o durchs Ohr den Gei&#x017F;t uns zu erfri&#x017F;chen;</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ein Smaragden Gru&#x0364;n, beym Golde gelber Aehren,</l><lb/>
            <l>Den Augen eine Lu&#x017F;t bemu&#x0364;ht i&#x017F;t zu gewa&#x0364;hren.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Br.</hi><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> K</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0169] Betrachtung uͤber den Schilf. Betrachtung uͤber den Schilf. Ach ſaͤh doch jetzo jedermann Das reif- und glaͤnzende Getreyde, Nicht ohne Luſt, nicht ſonder Freude, Jn ſeinem blonten Schimmer an! Laͤßt nicht das wallende Gefilde, Als wenn es wirklcih ſich verguͤlde, Wenn man daſſelbige, zumal Jm hell entwoͤlktem Sonnenſtral, Wodurch es mehr als ſonſten glihet, Mit aufmerkſamen Augen ſiehet. Wenn nun der Felder gruͤne Graͤnzen, Die dicht, beſchilften Waſſergraben, Was liebliches auch an ſich haben, Und jenes Glanz noch mehr erhoͤhn: So laßt uns doch ihr gruͤnes Glaͤnzen, Mit welchem ſie das Feld bekraͤnzen, Beym gelben Glantz zugleich beſehn. Es ſcheint, mit ſeiner Blaͤtter Spitzen, Das Schilf den guͤldnen Schatz zu ſchuͤtzen, Den er, als wie ein Zaun, umſchraͤnkt. Sein fluͤſterndes Geraͤuſch, ſein ſuͤſſes Ziſchen, Wenn es ſich bald erhebt, bald ſenkt, Bemuͤht ſich ſo durchs Ohr den Geiſt uns zu erfriſchen; Wie ſein Smaragden Gruͤn, beym Golde gelber Aehren, Den Augen eine Luſt bemuͤht iſt zu gewaͤhren. So Br. VI. Th. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/169
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/169>, abgerufen am 21.11.2024.