Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Fischerey.
Worin der güldne Stral der Sonne schien,
Glänzt ausserordentlich und leuchtet,
Ja lacht, im Wiederschein, uns so erfreulich an,
Daß man nichts lieblichers erdenken kann.

Nicht minder war das ämsige Gewühl,
Von Wagen, Pferden und Livreen,
Worauf der Stral der Sonne fiel,
Fast feurig, bunt und lieblich anzusehen.
Doch was das herrlichste von allen annoch, war
Der auf das grüne Gras gegoßnen Fische Schaar,
Die, mit viel tausend krummen Sprüngen,
Nach ihrem vorgen feuchten Sitz,
Sich wiederum bestrebten hin zu schwingen.
Es zeugt manch hell- und schnellen Blitz
Der Schuppen silberner und güldner Glanz, zumal
Jm schnell entwölkten Sonnenstral.
Des frischen Grases feuchtes Grün,
Jn desse Nässe sich die Sonne selber bildet,
Schien, durch der Schuppen Gold, bald hie, bald dort vergüldet.
Man kann nicht sonder Lust erblicken,
Hier Bäuche, gelb wie Gold, die rothe Federn schmücken.
Hier sieht man, auf den schlüpfrig-glatten Seiten
Der unten liegenden, die obern hin und her,
Bald in die Läng, bald in die Queer,
Mit Schlangen-formiger Bewegung, gleiten,
Dort unter sich die Köpfe stecken,
Um sich, wo möglich, zu verdecken.
Es suchen viele dort, mit krummen Sprüngen,
Um zu entfliehen, hoch sich in die Höh zu schwingen;
Allein sie fallen plötzlich wieder,
Mit klatschendem Geräusch, hernieder.
Man
L 2

Fiſcherey.
Worin der guͤldne Stral der Sonne ſchien,
Glaͤnzt auſſerordentlich und leuchtet,
Ja lacht, im Wiederſchein, uns ſo erfreulich an,
Daß man nichts lieblichers erdenken kann.

Nicht minder war das aͤmſige Gewuͤhl,
Von Wagen, Pferden und Livreen,
Worauf der Stral der Sonne fiel,
Faſt feurig, bunt und lieblich anzuſehen.
Doch was das herrlichſte von allen annoch, war
Der auf das gruͤne Gras gegoßnen Fiſche Schaar,
Die, mit viel tauſend krummen Spruͤngen,
Nach ihrem vorgen feuchten Sitz,
Sich wiederum beſtrebten hin zu ſchwingen.
Es zeugt manch hell- und ſchnellen Blitz
Der Schuppen ſilberner und guͤldner Glanz, zumal
Jm ſchnell entwoͤlkten Sonnenſtral.
Des friſchen Graſes feuchtes Gruͤn,
Jn deſſe Naͤſſe ſich die Sonne ſelber bildet,
Schien, durch der Schuppen Gold, bald hie, bald dort verguͤldet.
Man kann nicht ſonder Luſt erblicken,
Hier Baͤuche, gelb wie Gold, die rothe Federn ſchmuͤcken.
Hier ſieht man, auf den ſchluͤpfrig-glatten Seiten
Der unten liegenden, die obern hin und her,
Bald in die Laͤng, bald in die Queer,
Mit Schlangen-formiger Bewegung, gleiten,
Dort unter ſich die Koͤpfe ſtecken,
Um ſich, wo moͤglich, zu verdecken.
Es ſuchen viele dort, mit krummen Spruͤngen,
Um zu entfliehen, hoch ſich in die Hoͤh zu ſchwingen;
Allein ſie fallen ploͤtzlich wieder,
Mit klatſchendem Geraͤuſch, hernieder.
Man
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg n="17">
              <l><pb facs="#f0187" n="163"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fi&#x017F;cherey.</hi></fw><lb/>
Worin der gu&#x0364;ldne Stral der Sonne &#x017F;chien,</l><lb/>
              <l>Gla&#x0364;nzt au&#x017F;&#x017F;erordentlich und leuchtet,</l><lb/>
              <l>Ja lacht, im Wieder&#x017F;chein, uns &#x017F;o erfreulich an,</l><lb/>
              <l>Daß man nichts lieblichers erdenken kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Nicht minder war das a&#x0364;m&#x017F;ige Gewu&#x0364;hl,</l><lb/>
              <l>Von Wagen, Pferden und Livreen,</l><lb/>
              <l>Worauf der Stral der Sonne fiel,</l><lb/>
              <l>Fa&#x017F;t feurig, bunt und lieblich anzu&#x017F;ehen.</l><lb/>
              <l>Doch was das herrlich&#x017F;te von allen annoch, war</l><lb/>
              <l>Der auf das gru&#x0364;ne Gras gegoßnen Fi&#x017F;che Schaar,</l><lb/>
              <l>Die, mit viel tau&#x017F;end krummen Spru&#x0364;ngen,</l><lb/>
              <l>Nach ihrem vorgen feuchten Sitz,</l><lb/>
              <l>Sich wiederum be&#x017F;trebten hin zu &#x017F;chwingen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Es zeugt manch hell- und &#x017F;chnellen Blitz</l><lb/>
              <l>Der Schuppen &#x017F;ilberner und gu&#x0364;ldner Glanz, zumal</l><lb/>
              <l>Jm &#x017F;chnell entwo&#x0364;lkten Sonnen&#x017F;tral.</l><lb/>
              <l>Des fri&#x017F;chen Gra&#x017F;es feuchtes Gru&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Jn de&#x017F;&#x017F;e Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich die Sonne &#x017F;elber bildet,</l><lb/>
              <l>Schien, durch der Schuppen Gold, bald hie, bald dort vergu&#x0364;ldet.</l><lb/>
              <l>Man kann nicht &#x017F;onder Lu&#x017F;t erblicken,</l><lb/>
              <l>Hier Ba&#x0364;uche, gelb wie Gold, die rothe Federn &#x017F;chmu&#x0364;cken.</l><lb/>
              <l>Hier &#x017F;ieht man, auf den &#x017F;chlu&#x0364;pfrig-glatten Seiten</l><lb/>
              <l>Der unten liegenden, die obern hin und her,</l><lb/>
              <l>Bald in die La&#x0364;ng, bald in die Queer,</l><lb/>
              <l>Mit Schlangen-formiger Bewegung, gleiten,</l><lb/>
              <l>Dort unter &#x017F;ich die Ko&#x0364;pfe &#x017F;tecken,</l><lb/>
              <l>Um &#x017F;ich, wo mo&#x0364;glich, zu verdecken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="20">
              <l>Es &#x017F;uchen viele dort, mit krummen Spru&#x0364;ngen,</l><lb/>
              <l>Um zu entfliehen, hoch &#x017F;ich in die Ho&#x0364;h zu &#x017F;chwingen;</l><lb/>
              <l>Allein &#x017F;ie fallen plo&#x0364;tzlich wieder,</l><lb/>
              <l>Mit klat&#x017F;chendem Gera&#x0364;u&#x017F;ch, hernieder.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></l>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0187] Fiſcherey. Worin der guͤldne Stral der Sonne ſchien, Glaͤnzt auſſerordentlich und leuchtet, Ja lacht, im Wiederſchein, uns ſo erfreulich an, Daß man nichts lieblichers erdenken kann. Nicht minder war das aͤmſige Gewuͤhl, Von Wagen, Pferden und Livreen, Worauf der Stral der Sonne fiel, Faſt feurig, bunt und lieblich anzuſehen. Doch was das herrlichſte von allen annoch, war Der auf das gruͤne Gras gegoßnen Fiſche Schaar, Die, mit viel tauſend krummen Spruͤngen, Nach ihrem vorgen feuchten Sitz, Sich wiederum beſtrebten hin zu ſchwingen. Es zeugt manch hell- und ſchnellen Blitz Der Schuppen ſilberner und guͤldner Glanz, zumal Jm ſchnell entwoͤlkten Sonnenſtral. Des friſchen Graſes feuchtes Gruͤn, Jn deſſe Naͤſſe ſich die Sonne ſelber bildet, Schien, durch der Schuppen Gold, bald hie, bald dort verguͤldet. Man kann nicht ſonder Luſt erblicken, Hier Baͤuche, gelb wie Gold, die rothe Federn ſchmuͤcken. Hier ſieht man, auf den ſchluͤpfrig-glatten Seiten Der unten liegenden, die obern hin und her, Bald in die Laͤng, bald in die Queer, Mit Schlangen-formiger Bewegung, gleiten, Dort unter ſich die Koͤpfe ſtecken, Um ſich, wo moͤglich, zu verdecken. Es ſuchen viele dort, mit krummen Spruͤngen, Um zu entfliehen, hoch ſich in die Hoͤh zu ſchwingen; Allein ſie fallen ploͤtzlich wieder, Mit klatſchendem Geraͤuſch, hernieder. Man L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/187
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/187>, abgerufen am 21.11.2024.