Jn Schweden, Dännemark, in Holl- und Engeland, Jn Ungarn, Schlesien, und wo die Liljen glänzen, Ja in Siberien, und Rußlands weiten Gränzen, Jst Deine Poesie, berühmter Brocks, bekannt. Und was? Jst sie doch gar nach Jndien gekommen, Wenn mancher Reisender sie mit zu Schiff genommen.
Wo Alexander zog, da war auch stets Homer; So pfleget auch Dein Buch der tapfre Prinz von Hessen, Wenn er zu Felde geht, nicht leichtlich zu vergessen; Er führt mit einer Hand sein Sieg-gewohntes Heer; Doch in der andern liegt dein irdisches Vergnügen, Und Du begleitest ihn auf seinen Heldenzügen.
Dahero bleibet Dir die ganze Christenheit, So fern sie sich erstreckt, höchst dankbarlich verbunden, Daß Du die Dir von Gott geschenkten Nebenstunden Der Andacht bis anher so heilsamlich geweiht: Viel Priester haben nicht so viel, als Du, erbauet, Hat Dir die Vorsicht gleich kein geistlich Amt vertrauet.
Ein Tadler trete her, und schelte meinen Satz! Die Wahrheit spricht für mich, drum darf ich nicht erröthen, Du bist der christlichste und beste der Poeten, Und Deine Lieder sind ein unschätzbarer Schatz. Nie hat noch ein Poet, mit seiner deutschen Zungen, Den Schöpfer der Natur so schön, als Du, besungen.
Jch
Jn Schweden, Daͤnnemark, in Holl- und Engeland, Jn Ungarn, Schleſien, und wo die Liljen glaͤnzen, Ja in Siberien, und Rußlands weiten Graͤnzen, Jſt Deine Poeſie, beruͤhmter Brocks, bekannt. Und was? Jſt ſie doch gar nach Jndien gekommen, Wenn mancher Reiſender ſie mit zu Schiff genommen.
Wo Alexander zog, da war auch ſtets Homer; So pfleget auch Dein Buch der tapfre Prinz von Heſſen, Wenn er zu Felde geht, nicht leichtlich zu vergeſſen; Er fuͤhrt mit einer Hand ſein Sieg-gewohntes Heer; Doch in der andern liegt dein irdiſches Vergnuͤgen, Und Du begleiteſt ihn auf ſeinen Heldenzuͤgen.
Dahero bleibet Dir die ganze Chriſtenheit, So fern ſie ſich erſtreckt, hoͤchſt dankbarlich verbunden, Daß Du die Dir von Gott geſchenkten Nebenſtunden Der Andacht bis anher ſo heilſamlich geweiht: Viel Prieſter haben nicht ſo viel, als Du, erbauet, Hat Dir die Vorſicht gleich kein geiſtlich Amt vertrauet.
Ein Tadler trete her, und ſchelte meinen Satz! Die Wahrheit ſpricht fuͤr mich, drum darf ich nicht erroͤthen, Du biſt der chriſtlichſte und beſte der Poeten, Und Deine Lieder ſind ein unſchaͤtzbarer Schatz. Nie hat noch ein Poet, mit ſeiner deutſchen Zungen, Den Schoͤpfer der Natur ſo ſchoͤn, als Du, beſungen.
Jch
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Jn Schweden, Daͤnnemark, in Holl- und Engeland,
Jn Ungarn, Schleſien, und wo die Liljen glaͤnzen,
Ja in Siberien, und Rußlands weiten Graͤnzen,
Jſt Deine Poeſie, beruͤhmter Brocks, bekannt.
Und was? Jſt ſie doch gar nach Jndien gekommen,
Wenn mancher Reiſender ſie mit zu Schiff genommen.
Wo Alexander zog, da war auch ſtets Homer;
So pfleget auch Dein Buch der tapfre Prinz von Heſſen,
Wenn er zu Felde geht, nicht leichtlich zu vergeſſen;
Er fuͤhrt mit einer Hand ſein Sieg-gewohntes Heer;
Doch in der andern liegt dein irdiſches Vergnuͤgen,
Und Du begleiteſt ihn auf ſeinen Heldenzuͤgen.
Dahero bleibet Dir die ganze Chriſtenheit,
So fern ſie ſich erſtreckt, hoͤchſt dankbarlich verbunden,
Daß Du die Dir von Gott geſchenkten Nebenſtunden
Der Andacht bis anher ſo heilſamlich geweiht:
Viel Prieſter haben nicht ſo viel, als Du, erbauet,
Hat Dir die Vorſicht gleich kein geiſtlich Amt vertrauet.
Ein Tadler trete her, und ſchelte meinen Satz!
Die Wahrheit ſpricht fuͤr mich, drum darf ich nicht erroͤthen,
Du biſt der chriſtlichſte und beſte der Poeten,
Und Deine Lieder ſind ein unſchaͤtzbarer Schatz.
Nie hat noch ein Poet, mit ſeiner deutſchen Zungen,
Den Schoͤpfer der Natur ſo ſchoͤn, als Du, beſungen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/22>, abgerufen am 03.12.2024.
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