Zwey ganz unterschiedne Thiere stellt dieß schöne Kupfer hier, Und in selbigen die Trägheit, auch die Munterkeit, uns für, Nebst der Faulheit und dem Fleiß. Eines lebt auf hohen Zweigen, Fliegt fast mehr noch, als es springt, sammlet in dem kleinen Neste Seinen Vorrath, und (was merklich) allezeit das Allerbeste; Wobey denn, bey jeder Handlung, sie sich sehr poßirlich zeigen. Da der träge Dachs hingegen in der schwarzen Erde gräbt, Seine meiste Zeit verschläft, und vom eignen Fette lebt, Das zu vielen Dingen dienlich, wie nicht weniger die Haut, Sammt dem ziemlich sanften Haar, woraus, nebst noch andern Sachen, Wir das beste Maler - Werkzeug, auserlesne Pinsel, machen.
Wenn das Eichhorn, welches man fast nicht ohne Lachen schaut, Uns mit rascher Gaukeley, nur vergnügt in seinem Leben; Kann der Dachs, was an ihm gut, uns nach seinem Tod erst geben. Jn den beyden, wie in allen, zeigt sich eine weise Macht Dessen, der so mancherley Creatur hervor gebracht.
Die
Das Eichhorn und der Dachs.
Das Eichhorn und der Dachs.
Zwey ganz unterſchiedne Thiere ſtellt dieß ſchoͤne Kupfer hier, Und in ſelbigen die Traͤgheit, auch die Munterkeit, uns fuͤr, Nebſt der Faulheit und dem Fleiß. Eines lebt auf hohen Zweigen, Fliegt faſt mehr noch, als es ſpringt, ſammlet in dem kleinen Neſte Seinen Vorrath, und (was merklich) allezeit das Allerbeſte; Wobey denn, bey jeder Handlung, ſie ſich ſehr poßirlich zeigen. Da der traͤge Dachs hingegen in der ſchwarzen Erde graͤbt, Seine meiſte Zeit verſchlaͤft, und vom eignen Fette lebt, Das zu vielen Dingen dienlich, wie nicht weniger die Haut, Sammt dem ziemlich ſanften Haar, woraus, nebſt noch andern Sachen, Wir das beſte Maler - Werkzeug, auſerleſne Pinſel, machen.
Wenn das Eichhorn, welches man faſt nicht ohne Lachen ſchaut, Uns mit raſcher Gaukeley, nur vergnuͤgt in ſeinem Leben; Kann der Dachs, was an ihm gut, uns nach ſeinem Tod erſt geben. Jn den beyden, wie in allen, zeigt ſich eine weiſe Macht Deſſen, der ſo mancherley Creatur hervor gebracht.
Die
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Das Eichhorn und der Dachs.
Das Eichhorn und der Dachs.
Zwey ganz unterſchiedne Thiere ſtellt dieß ſchoͤne Kupfer hier,
Und in ſelbigen die Traͤgheit, auch die Munterkeit, uns fuͤr,
Nebſt der Faulheit und dem Fleiß. Eines lebt auf hohen Zweigen,
Fliegt faſt mehr noch, als es ſpringt, ſammlet in dem kleinen Neſte
Seinen Vorrath, und (was merklich) allezeit das Allerbeſte;
Wobey denn, bey jeder Handlung, ſie ſich ſehr poßirlich zeigen.
Da der traͤge Dachs hingegen in der ſchwarzen Erde graͤbt,
Seine meiſte Zeit verſchlaͤft, und vom eignen Fette lebt,
Das zu vielen Dingen dienlich, wie nicht weniger die Haut,
Sammt dem ziemlich ſanften Haar, woraus, nebſt noch andern
Sachen,
Wir das beſte Maler - Werkzeug, auſerleſne Pinſel, machen.
Wenn das Eichhorn, welches man faſt nicht ohne Lachen
ſchaut,
Uns mit raſcher Gaukeley, nur vergnuͤgt in ſeinem Leben;
Kann der Dachs, was an ihm gut, uns nach ſeinem Tod erſt geben.
Jn den beyden, wie in allen, zeigt ſich eine weiſe Macht
Deſſen, der ſo mancherley Creatur hervor gebracht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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