Doch gegen seinen weisen Willen auf dieser Welt nicht anders leben, Als sollten wir schon hier entkörpert, und auf der Welt nichts seyn, als Geist, So uns jedoch dann allererst, wann wir vom Körper abge- schieden, Nach unsers Schöpfers weisen Ordnung, wird künftig vor- behalten seyn.
Doch wird, nach dieser unsrer Meynung, im Geistlichen, des Geists Gebrauch, Als der den Leib weit übertrifft, durchaus nicht ausgeschlossen; nein. Nur ists nicht recht, daß man die Mittel, wodurch die Seele selbst sich bessert, Wodurch sie gleichsam zunimmt, wächset, und ihre Größe sich vergrößert, Durch einen Stolz, der fast unleidlich, ja in demselben den verachtet, Durch welchen sie und alles ist. Man sucht sie gleichsam zu entgeistern, Und todt zu seyn, noch eh man todt. Des großen Schöpfers Wunder-Gaben, Die wir zu diesem Zweck allein, Daß unser Schöpfer, im Geschöpf, von uns möcht angebethet seyn, Und in Bewunderung derselben mit Lust verehrt, empfangen haben, Verlieren wir, da wir dieselben nicht achten, nicht betrachten wollen. Hingegen das, so wir vermuthlich allhier noch nicht erlangen sollen,
Und
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Vermahnung.
Doch gegen ſeinen weiſen Willen auf dieſer Welt nicht anders leben, Als ſollten wir ſchon hier entkoͤrpert, und auf der Welt nichts ſeyn, als Geiſt, So uns jedoch dann allererſt, wann wir vom Koͤrper abge- ſchieden, Nach unſers Schoͤpfers weiſen Ordnung, wird kuͤnftig vor- behalten ſeyn.
Doch wird, nach dieſer unſrer Meynung, im Geiſtlichen, des Geiſts Gebrauch, Als der den Leib weit uͤbertrifft, durchaus nicht ausgeſchloſſen; nein. Nur iſts nicht recht, daß man die Mittel, wodurch die Seele ſelbſt ſich beſſert, Wodurch ſie gleichſam zunimmt, waͤchſet, und ihre Groͤße ſich vergroͤßert, Durch einen Stolz, der faſt unleidlich, ja in demſelben den verachtet, Durch welchen ſie und alles iſt. Man ſucht ſie gleichſam zu entgeiſtern, Und todt zu ſeyn, noch eh man todt. Des großen Schoͤpfers Wunder-Gaben, Die wir zu dieſem Zweck allein, Daß unſer Schoͤpfer, im Geſchoͤpf, von uns moͤcht angebethet ſeyn, Und in Bewunderung derſelben mit Luſt verehrt, empfangen haben, Verlieren wir, da wir dieſelben nicht achten, nicht betrachten wollen. Hingegen das, ſo wir vermuthlich allhier noch nicht erlangen ſollen,
Und
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Vermahnung.
Doch gegen ſeinen weiſen Willen auf dieſer Welt nicht anders
leben,
Als ſollten wir ſchon hier entkoͤrpert, und auf der Welt nichts
ſeyn, als Geiſt,
So uns jedoch dann allererſt, wann wir vom Koͤrper abge-
ſchieden,
Nach unſers Schoͤpfers weiſen Ordnung, wird kuͤnftig vor-
behalten ſeyn.
Doch wird, nach dieſer unſrer Meynung, im Geiſtlichen, des
Geiſts Gebrauch,
Als der den Leib weit uͤbertrifft, durchaus nicht ausgeſchloſſen;
nein.
Nur iſts nicht recht, daß man die Mittel, wodurch die Seele
ſelbſt ſich beſſert,
Wodurch ſie gleichſam zunimmt, waͤchſet, und ihre Groͤße ſich
vergroͤßert,
Durch einen Stolz, der faſt unleidlich, ja in demſelben den
verachtet,
Durch welchen ſie und alles iſt. Man ſucht ſie gleichſam zu
entgeiſtern,
Und todt zu ſeyn, noch eh man todt. Des großen Schoͤpfers
Wunder-Gaben,
Die wir zu dieſem Zweck allein,
Daß unſer Schoͤpfer, im Geſchoͤpf, von uns moͤcht angebethet
ſeyn,
Und in Bewunderung derſelben mit Luſt verehrt, empfangen
haben,
Verlieren wir, da wir dieſelben nicht achten, nicht betrachten
wollen.
Hingegen das, ſo wir vermuthlich allhier noch nicht erlangen
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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