Dieß nützliche Bemühen ist zugleich Für uns an Lieblichkeit und Anmuth reich, Da, wenn sich ihr bestralter Schmelz beweget, Es unserm Blick besondre Lust erreget; Wodurch, indem das reine Licht Auf ihnen wallt, und stets sich bricht, Durch ein beständig sanftes Spielen, Wir eine Lust, durchs Auge, fühlen, Die uns dabey zugleich verspricht, Jm bald'gen Rascheln reifer Aehren, Die Lust, durchs Ohr, noch zu vermehren.
Man sieht itzt überall mit Freuden, Jn grünem Sammt, sich Thal und Hügel kleiden. Es schmücket sich das niedre Land; Es kränzen sich der Berge Gipfel; Es zieret sich der dürre Sand; Es krönen sich der Bäume Wipfel; Es bricht ein allgemeiner Flor, Beblümt, itzt überall hervor; Und wo wir gehen, wo wir stehen; Wohin wir hören oder sehen, Trifft Ohr und Auge Vorwürf an, Wodurch man unsern Gott erhöhen, Und seiner Huld sich freuen kann.
Fällt jetzt von ungefähr ein Regen, Mein Gott! was fällt darinn vor Seegen! Was vor ein Trank, der das ernährt, Was uns hernach die Kost beschehrt. Wie fließt, in solchem Ueberfluß, So Thier als Pflanzen zum Genuß, Das Seegens-Naß jetzt überall!
Wenn
Liebliche Fruͤhlings Vorwuͤfe.
Dieß nuͤtzliche Bemuͤhen iſt zugleich Fuͤr uns an Lieblichkeit und Anmuth reich, Da, wenn ſich ihr beſtralter Schmelz beweget, Es unſerm Blick beſondre Luſt erreget; Wodurch, indem das reine Licht Auf ihnen wallt, und ſtets ſich bricht, Durch ein beſtaͤndig ſanftes Spielen, Wir eine Luſt, durchs Auge, fuͤhlen, Die uns dabey zugleich verſpricht, Jm bald’gen Raſcheln reifer Aehren, Die Luſt, durchs Ohr, noch zu vermehren.
Man ſieht itzt uͤberall mit Freuden, Jn gruͤnem Sammt, ſich Thal und Huͤgel kleiden. Es ſchmuͤcket ſich das niedre Land; Es kraͤnzen ſich der Berge Gipfel; Es zieret ſich der duͤrre Sand; Es kroͤnen ſich der Baͤume Wipfel; Es bricht ein allgemeiner Flor, Bebluͤmt, itzt uͤberall hervor; Und wo wir gehen, wo wir ſtehen; Wohin wir hoͤren oder ſehen, Trifft Ohr und Auge Vorwuͤrf an, Wodurch man unſern Gott erhoͤhen, Und ſeiner Huld ſich freuen kann.
Faͤllt jetzt von ungefaͤhr ein Regen, Mein Gott! was faͤllt darinn vor Seegen! Was vor ein Trank, der das ernaͤhrt, Was uns hernach die Koſt beſchehrt. Wie fließt, in ſolchem Ueberfluß, So Thier als Pflanzen zum Genuß, Das Seegens-Naß jetzt uͤberall!
Wenn
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Liebliche Fruͤhlings Vorwuͤfe.
Dieß nuͤtzliche Bemuͤhen iſt zugleich
Fuͤr uns an Lieblichkeit und Anmuth reich,
Da, wenn ſich ihr beſtralter Schmelz beweget,
Es unſerm Blick beſondre Luſt erreget;
Wodurch, indem das reine Licht
Auf ihnen wallt, und ſtets ſich bricht,
Durch ein beſtaͤndig ſanftes Spielen,
Wir eine Luſt, durchs Auge, fuͤhlen,
Die uns dabey zugleich verſpricht,
Jm bald’gen Raſcheln reifer Aehren,
Die Luſt, durchs Ohr, noch zu vermehren.
Man ſieht itzt uͤberall mit Freuden,
Jn gruͤnem Sammt, ſich Thal und Huͤgel kleiden.
Es ſchmuͤcket ſich das niedre Land;
Es kraͤnzen ſich der Berge Gipfel;
Es zieret ſich der duͤrre Sand;
Es kroͤnen ſich der Baͤume Wipfel;
Es bricht ein allgemeiner Flor,
Bebluͤmt, itzt uͤberall hervor;
Und wo wir gehen, wo wir ſtehen;
Wohin wir hoͤren oder ſehen,
Trifft Ohr und Auge Vorwuͤrf an,
Wodurch man unſern Gott erhoͤhen,
Und ſeiner Huld ſich freuen kann.
Faͤllt jetzt von ungefaͤhr ein Regen,
Mein Gott! was faͤllt darinn vor Seegen!
Was vor ein Trank, der das ernaͤhrt,
Was uns hernach die Koſt beſchehrt.
Wie fließt, in ſolchem Ueberfluß,
So Thier als Pflanzen zum Genuß,
Das Seegens-Naß jetzt uͤberall!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/30>, abgerufen am 03.12.2024.
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