Gerührt, durch der Geschöpfe Pracht, Hab ich oft bey mir nachgedacht, Und deucht mich, daß ich nicht in meiner Meynung fehle: Ob eine, durch das Werk des Schöpfers, frohe Seele, Mit Lust und Dank erfüllt, kein Gott gefälliger Und lieber Opfer sey, als wie das Angst-Geplärr Von Ochsen, welche man zerfleischt, Und deren Fett und Mark, auf glimmen Kohlen, kreischt?
So weit sich menschliche Vernunft erstrecket, So viel von der Vollkommenheit, Von einer Gottheit, sich in unsrer Seel entdecket: Jst hier ein großer Unterscheid. Man werfe mir nicht ein: Es hätte solche Gaben Der Schöpfer dennoch wollen haben. Jndem auch dazumal die Opfer nur ein Zeichen, Von guten Herzen, welche rein, Voll Lust und Glauben, mußten seyn; Zumal beym Dankaltar. Jmgleichen Kömmt eine solche Seele mir, Die durch des Schöpfers Werk gerühret, Dank, Andacht, Lust und Ehrfurcht spüret, Nicht anders für: Als ob sie, zu des Schöpfers Ehre, Gar einer Bethenden noch vorzuziehen wäre.
Ein
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Dank das beſte Opfer.
Dank, sdas beſte Opfer.
Geruͤhrt, durch der Geſchoͤpfe Pracht, Hab ich oft bey mir nachgedacht, Und deucht mich, daß ich nicht in meiner Meynung fehle: Ob eine, durch das Werk des Schoͤpfers, frohe Seele, Mit Luſt und Dank erfuͤllt, kein Gott gefaͤlliger Und lieber Opfer ſey, als wie das Angſt-Geplaͤrr Von Ochſen, welche man zerfleiſcht, Und deren Fett und Mark, auf glimmen Kohlen, kreiſcht?
So weit ſich menſchliche Vernunft erſtrecket, So viel von der Vollkommenheit, Von einer Gottheit, ſich in unſrer Seel entdecket: Jſt hier ein großer Unterſcheid. Man werfe mir nicht ein: Es haͤtte ſolche Gaben Der Schoͤpfer dennoch wollen haben. Jndem auch dazumal die Opfer nur ein Zeichen, Von guten Herzen, welche rein, Voll Luſt und Glauben, mußten ſeyn; Zumal beym Dankaltar. Jmgleichen Koͤmmt eine ſolche Seele mir, Die durch des Schoͤpfers Werk geruͤhret, Dank, Andacht, Luſt und Ehrfurcht ſpuͤret, Nicht anders fuͤr: Als ob ſie, zu des Schoͤpfers Ehre, Gar einer Bethenden noch vorzuziehen waͤre.
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Dank das beſte Opfer.
Dank,
sdas beſte Opfer.
Geruͤhrt, durch der Geſchoͤpfe Pracht,
Hab ich oft bey mir nachgedacht,
Und deucht mich, daß ich nicht in meiner Meynung fehle:
Ob eine, durch das Werk des Schoͤpfers, frohe Seele,
Mit Luſt und Dank erfuͤllt, kein Gott gefaͤlliger
Und lieber Opfer ſey, als wie das Angſt-Geplaͤrr
Von Ochſen, welche man zerfleiſcht,
Und deren Fett und Mark, auf glimmen Kohlen, kreiſcht?
So weit ſich menſchliche Vernunft erſtrecket,
So viel von der Vollkommenheit,
Von einer Gottheit, ſich in unſrer Seel entdecket:
Jſt hier ein großer Unterſcheid.
Man werfe mir nicht ein: Es haͤtte ſolche Gaben
Der Schoͤpfer dennoch wollen haben.
Jndem auch dazumal die Opfer nur ein Zeichen,
Von guten Herzen, welche rein,
Voll Luſt und Glauben, mußten ſeyn;
Zumal beym Dankaltar. Jmgleichen
Koͤmmt eine ſolche Seele mir,
Die durch des Schoͤpfers Werk geruͤhret,
Dank, Andacht, Luſt und Ehrfurcht ſpuͤret,
Nicht anders fuͤr:
Als ob ſie, zu des Schoͤpfers Ehre,
Gar einer Bethenden noch vorzuziehen waͤre.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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