Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Begräbniß des Maulwurfs.
Das sonderbare
Begräbniß des Maulwurfs.
Ein Wunder, welches kaum zu gläuben,
Und das, wenn ich es nicht gesehn,
Jch selber kaum geglaubt, will ich anjetzt beschreiben.
Jüngst blieb ich ungefehr, an einem Orte stehn,
Jm Garten, wo, mit schlauer List,
Dem Maulwurf eine Fall gestellet ist.
Jhr werdet nichts gefangen haben,
Sprach ich. O ja! sing gleich der Gärtner an,
Doch haben die, so ihm begraben,
Auch schon bey ihm ihr Amt gethan.
Jch wußte nicht, was dieses heissen sollte,
Bis er sich deutlicher erklärte,
Und, weil ich gern sein Räthsel hören wollte,
Verrichtete, was ich begehrte.
Ein todter Maulwurf bleibt nicht auf der Erde liegen,
Erzählt er mir darauf, er scharrt sich selber ein,
Hab ich vordem gedacht. Allein,
Daß uns die Umständ oft betriegen,
Hat mir ein Zufall jüngst gezeigt.
Kaum werden es drey Wochen seyn,
Als ich bey jenem Baum verspürte,
Wie sich ein todter Maulwurf rührte,
Den ich daselbst, vor wenig Tagen,
Mit meiner Schaufel, todt geschlagen.
Jch
Das Begraͤbniß des Maulwurfs.
Das ſonderbare
Begraͤbniß des Maulwurfs.
Ein Wunder, welches kaum zu glaͤuben,
Und das, wenn ich es nicht geſehn,
Jch ſelber kaum geglaubt, will ich anjetzt beſchreiben.
Juͤngſt blieb ich ungefehr, an einem Orte ſtehn,
Jm Garten, wo, mit ſchlauer Liſt,
Dem Maulwurf eine Fall geſtellet iſt.
Jhr werdet nichts gefangen haben,
Sprach ich. O ja! ſing gleich der Gaͤrtner an,
Doch haben die, ſo ihm begraben,
Auch ſchon bey ihm ihr Amt gethan.
Jch wußte nicht, was dieſes heiſſen ſollte,
Bis er ſich deutlicher erklaͤrte,
Und, weil ich gern ſein Raͤthſel hoͤren wollte,
Verrichtete, was ich begehrte.
Ein todter Maulwurf bleibt nicht auf der Erde liegen,
Erzaͤhlt er mir darauf, er ſcharrt ſich ſelber ein,
Hab ich vordem gedacht. Allein,
Daß uns die Umſtaͤnd oft betriegen,
Hat mir ein Zufall juͤngſt gezeigt.
Kaum werden es drey Wochen ſeyn,
Als ich bey jenem Baum verſpuͤrte,
Wie ſich ein todter Maulwurf ruͤhrte,
Den ich daſelbſt, vor wenig Tagen,
Mit meiner Schaufel, todt geſchlagen.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0404" n="380"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Begra&#x0364;bniß des Maulwurfs.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;onderbare<lb/>
Begra&#x0364;bniß des Maulwurfs.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>in Wunder, welches kaum zu gla&#x0364;uben,</l><lb/>
            <l>Und das, wenn ich es nicht ge&#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;elber kaum geglaubt, will ich anjetzt be&#x017F;chreiben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Ju&#x0364;ng&#x017F;t blieb ich ungefehr, an einem Orte &#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Jm Garten, wo, mit &#x017F;chlauer Li&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Dem Maulwurf eine Fall ge&#x017F;tellet i&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Jhr werdet nichts gefangen haben,</l><lb/>
            <l>Sprach ich. O ja! &#x017F;ing gleich der Ga&#x0364;rtner an,</l><lb/>
            <l>Doch haben die, &#x017F;o ihm begraben,</l><lb/>
            <l>Auch &#x017F;chon bey ihm ihr Amt gethan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Jch wußte nicht, was die&#x017F;es hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte,</l><lb/>
            <l>Bis er &#x017F;ich deutlicher erkla&#x0364;rte,</l><lb/>
            <l>Und, weil ich gern &#x017F;ein Ra&#x0364;th&#x017F;el ho&#x0364;ren wollte,</l><lb/>
            <l>Verrichtete, was ich begehrte.</l><lb/>
            <l>Ein todter Maulwurf bleibt nicht auf der Erde liegen,</l><lb/>
            <l>Erza&#x0364;hlt er mir darauf, er &#x017F;charrt &#x017F;ich &#x017F;elber ein,</l><lb/>
            <l>Hab ich vordem gedacht. Allein,</l><lb/>
            <l>Daß uns die Um&#x017F;ta&#x0364;nd oft betriegen,</l><lb/>
            <l>Hat mir ein Zufall ju&#x0364;ng&#x017F;t gezeigt.</l><lb/>
            <l>Kaum werden es drey Wochen &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Als ich bey jenem Baum ver&#x017F;pu&#x0364;rte,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ich ein todter Maulwurf ru&#x0364;hrte,</l><lb/>
            <l>Den ich da&#x017F;elb&#x017F;t, vor wenig Tagen,</l><lb/>
            <l>Mit meiner Schaufel, todt ge&#x017F;chlagen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0404] Das Begraͤbniß des Maulwurfs. Das ſonderbare Begraͤbniß des Maulwurfs. Ein Wunder, welches kaum zu glaͤuben, Und das, wenn ich es nicht geſehn, Jch ſelber kaum geglaubt, will ich anjetzt beſchreiben. Juͤngſt blieb ich ungefehr, an einem Orte ſtehn, Jm Garten, wo, mit ſchlauer Liſt, Dem Maulwurf eine Fall geſtellet iſt. Jhr werdet nichts gefangen haben, Sprach ich. O ja! ſing gleich der Gaͤrtner an, Doch haben die, ſo ihm begraben, Auch ſchon bey ihm ihr Amt gethan. Jch wußte nicht, was dieſes heiſſen ſollte, Bis er ſich deutlicher erklaͤrte, Und, weil ich gern ſein Raͤthſel hoͤren wollte, Verrichtete, was ich begehrte. Ein todter Maulwurf bleibt nicht auf der Erde liegen, Erzaͤhlt er mir darauf, er ſcharrt ſich ſelber ein, Hab ich vordem gedacht. Allein, Daß uns die Umſtaͤnd oft betriegen, Hat mir ein Zufall juͤngſt gezeigt. Kaum werden es drey Wochen ſeyn, Als ich bey jenem Baum verſpuͤrte, Wie ſich ein todter Maulwurf ruͤhrte, Den ich daſelbſt, vor wenig Tagen, Mit meiner Schaufel, todt geſchlagen. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/404
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/404>, abgerufen am 22.11.2024.