Noch zweyerley, so sehr beträchtlich. Das erste, daß die dünnen Theile, Ohn alle Hindrung, sonder Anstand, und ungehemmt, in ste- ter Eile, Durch die erhöhnde Kraft der Sonnen, sich mit den Dün- sten aufwerts heben, Und dadurch Luft und Erd und Pflanzen die Fruchtbarkeit beständig geben.
Das andre, daß die schweren Theile, zu starker Dünstung widerstreben, Weil sonst zu viele Feuchtigkeiten sich in die Luft erhöhen möchten, Die denn, in gar zu vielem Regen, gewiß der Erde Scha- den brächten.
Das Salz ist mit des Wassers Wesen recht innerlich vereint und fest, Wodurch sichs, durch der Sonnen Wärme, davon nicht gerne trennen läßt, Und da es, in der dünnen Luft, die Wirkungen der Wärme hindert, Sind, bis zur rechten Regens-Maaße, die Düftungen dadurch gemindert.
Je mehr die Wärme Theilchen Salz begegnet, die ihr widerstehn, Je minder sind der Wasser Theilchen, die sich durch ihre Kraft erhöhn, Da nemlich das vorhandne Salz das Wasser in sich schwe- rer macht, So wird der Wärme Zug gemildert, und in die rechte Maaß gebracht.
Wir
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Betrachtung des Weltmeers.
Noch zweyerley, ſo ſehr betraͤchtlich. Das erſte, daß die duͤnnen Theile, Ohn alle Hindrung, ſonder Anſtand, und ungehemmt, in ſte- ter Eile, Durch die erhoͤhnde Kraft der Sonnen, ſich mit den Duͤn- ſten aufwerts heben, Und dadurch Luft und Erd und Pflanzen die Fruchtbarkeit beſtaͤndig geben.
Das andre, daß die ſchweren Theile, zu ſtarker Duͤnſtung widerſtreben, Weil ſonſt zu viele Feuchtigkeiten ſich in die Luft erhoͤhen moͤchten, Die denn, in gar zu vielem Regen, gewiß der Erde Scha- den braͤchten.
Das Salz iſt mit des Waſſers Weſen recht innerlich vereint und feſt, Wodurch ſichs, durch der Sonnen Waͤrme, davon nicht gerne trennen laͤßt, Und da es, in der duͤnnen Luft, die Wirkungen der Waͤrme hindert, Sind, bis zur rechten Regens-Maaße, die Duͤftungen dadurch gemindert.
Je mehr die Waͤrme Theilchen Salz begegnet, die ihr widerſtehn, Je minder ſind der Waſſer Theilchen, die ſich durch ihre Kraft erhoͤhn, Da nemlich das vorhandne Salz das Waſſer in ſich ſchwe- rer macht, So wird der Waͤrme Zug gemildert, und in die rechte Maaß gebracht.
Wir
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[421/0445]
Betrachtung des Weltmeers.
Noch zweyerley, ſo ſehr betraͤchtlich. Das erſte, daß die
duͤnnen Theile,
Ohn alle Hindrung, ſonder Anſtand, und ungehemmt, in ſte-
ter Eile,
Durch die erhoͤhnde Kraft der Sonnen, ſich mit den Duͤn-
ſten aufwerts heben,
Und dadurch Luft und Erd und Pflanzen die Fruchtbarkeit
beſtaͤndig geben.
Das andre, daß die ſchweren Theile, zu ſtarker Duͤnſtung
widerſtreben,
Weil ſonſt zu viele Feuchtigkeiten ſich in die Luft erhoͤhen
moͤchten,
Die denn, in gar zu vielem Regen, gewiß der Erde Scha-
den braͤchten.
Das Salz iſt mit des Waſſers Weſen recht innerlich
vereint und feſt,
Wodurch ſichs, durch der Sonnen Waͤrme, davon nicht gerne
trennen laͤßt,
Und da es, in der duͤnnen Luft, die Wirkungen der Waͤrme
hindert,
Sind, bis zur rechten Regens-Maaße, die Duͤftungen dadurch
gemindert.
Je mehr die Waͤrme Theilchen Salz begegnet, die ihr
widerſtehn,
Je minder ſind der Waſſer Theilchen, die ſich durch ihre Kraft
erhoͤhn,
Da nemlich das vorhandne Salz das Waſſer in ſich ſchwe-
rer macht,
So wird der Waͤrme Zug gemildert, und in die rechte Maaß
gebracht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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